„Concept Store“
Geschäftssinn trifft auf Altstadt-Liebe
Nördlingen Rückblickend ist der kleine Laden „Willer FashionTrends“, der gestern am Nördlinger Marktplatz eröffnete, das Ziel eines Weges aus vielen soliden und konsequenten Schritten: Karin Willer, in Laupheim aufgewachsen, absolvierte in Ulm eine Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau. Danach übernahm sie die Organisation einer Autovermietung in Heidenheim und eröffnete Anfang der 90er-Jahre zusammen mit ihrem Mann ein Autogeschäft im Nördlinger Gewerbegebiet An der Lach, das sie gut zehn Jahre lang betrieben.
Dann schlug sie einen neuen Weg ein, der letztendlich erneut zu einem Geschäft in Nördlingen führte: In Ulm war sie als Verkäuferin von hochwertigem Schmuck und Uhren so erfolgreich, dass man ihr schließlich eine attraktive Stelle im Außendienst anbot. Auch hier lief es so gut, dass der nächste Schritt quasi vorbestimmt war und sie sich selbstständig machte. Karin Willer betreut persönlich eine Reihe von Juwelieren mit den jeweiligen Neuheiten und stilvoller Deko. Dabei besuchte sie naturgemäß täglich mehrere Städte – aus den vielen Eindrücken, die sie mitnahm, kristallisierte sich etwas heraus, von dem sie das Gefühl hatte, dass es sich hervorragend in die Nördlinger Einzelhandels-Landschaft fügen könnte: ein „Concept-Store“, wo Kleidung, Schmuck und Accessoires konzentriert als aufeinander abgestimmte
Outfits angeboten werden. Den idealen Raum dafür fand sie in der Nördlinger „Bier Box“am Marktplatz, die zwei Häuser weiter in größere Geschäftsräume umzog. „Schon als ich den Laden zum ersten Mal besichtigte, war ich vom Charme des Altbaus mit den Gewölbedecken fasziniert“, sagt Karin
Willer. Das war genau die richtige Atmosphäre für ein Altstadt-Einkaufserlebnis. Also übernahm sie die Räume, richtete sie mit Hilfe ihrer Familie ein und präsentiert nun ausgewählte Damenmode-Marken kombiniert mit dazu passendem Modeschmuck und Accessoires wie Handtaschen und Schals.
Die geringe Größe der Verkaufsfläche von 22 Quadratmetern verwandelte sie geschickt zum Vorteil des konzentrierten Angebots – in Kaufhäusern könne man auch die verschiedenen Kleider und zugehörigen Accessoires finden, sagt sie, aber eben nicht auf einen Blick bereits passend kombiniert. Das schlage sich schon in der Präsentation nieder: „An einer Kleiderstange finden sich nicht wie gewohnt einzelne Kleidungsstücke in verschiedenen Größen, sondern bereits ganze Outfits beispielsweise mit Hose, Bluse und Blazer.“Es gibt verschiedene Richtungen für alle Altersgruppen von sportlich bis elegant oder eine Kombination von beidem.
Das große Damoklesschwert des Einzelhandels, die Internet-Konkurrenz, fürchtet die versierte Geschäftsfrau nicht: „Rund 80 Prozent meiner Marken findet man im Internet nicht.“Und die Marken, die auch online gehandelt werden, unterliegen einer unverbindlichen Preisempfehlung des Herstellers, die bei ihr nicht höher wie im Internet liege, sagt sie.
Montag und Dienstag ist der Laden geschlossen, da Karin Willer ihre Außendienst-Aktivitäten noch parallel weiterführt. Nördlingen ist jedenfalls um eine Shopping-Station reicher. Da zudem in den ehemaligen Müllermarkt-Räumen erst kürzlich ein von Steingass betriebenes Esprit-Modegeschäft eröffnete, hat der Marktplatz sogar in der Corona-Zeit an Einkaufs-Erlebnisqualität noch deutlich gewonnen.