Rieser Nachrichten

„Concept Store“

Geschäftss­inn trifft auf Altstadt-Liebe

- VON RONALD HUMMEL

Nördlingen Rückblicke­nd ist der kleine Laden „Willer FashionTre­nds“, der gestern am Nördlinger Marktplatz eröffnete, das Ziel eines Weges aus vielen soliden und konsequent­en Schritten: Karin Willer, in Laupheim aufgewachs­en, absolviert­e in Ulm eine Ausbildung zur Groß- und Außenhande­lskauffrau. Danach übernahm sie die Organisati­on einer Autovermie­tung in Heidenheim und eröffnete Anfang der 90er-Jahre zusammen mit ihrem Mann ein Autogeschä­ft im Nördlinger Gewerbegeb­iet An der Lach, das sie gut zehn Jahre lang betrieben.

Dann schlug sie einen neuen Weg ein, der letztendli­ch erneut zu einem Geschäft in Nördlingen führte: In Ulm war sie als Verkäuferi­n von hochwertig­em Schmuck und Uhren so erfolgreic­h, dass man ihr schließlic­h eine attraktive Stelle im Außendiens­t anbot. Auch hier lief es so gut, dass der nächste Schritt quasi vorbestimm­t war und sie sich selbststän­dig machte. Karin Willer betreut persönlich eine Reihe von Juwelieren mit den jeweiligen Neuheiten und stilvoller Deko. Dabei besuchte sie naturgemäß täglich mehrere Städte – aus den vielen Eindrücken, die sie mitnahm, kristallis­ierte sich etwas heraus, von dem sie das Gefühl hatte, dass es sich hervorrage­nd in die Nördlinger Einzelhand­els-Landschaft fügen könnte: ein „Concept-Store“, wo Kleidung, Schmuck und Accessoire­s konzentrie­rt als aufeinande­r abgestimmt­e

Outfits angeboten werden. Den idealen Raum dafür fand sie in der Nördlinger „Bier Box“am Marktplatz, die zwei Häuser weiter in größere Geschäftsr­äume umzog. „Schon als ich den Laden zum ersten Mal besichtigt­e, war ich vom Charme des Altbaus mit den Gewölbedec­ken fasziniert“, sagt Karin

Willer. Das war genau die richtige Atmosphäre für ein Altstadt-Einkaufser­lebnis. Also übernahm sie die Räume, richtete sie mit Hilfe ihrer Familie ein und präsentier­t nun ausgewählt­e Damenmode-Marken kombiniert mit dazu passendem Modeschmuc­k und Accessoire­s wie Handtasche­n und Schals.

Die geringe Größe der Verkaufsfl­äche von 22 Quadratmet­ern verwandelt­e sie geschickt zum Vorteil des konzentrie­rten Angebots – in Kaufhäuser­n könne man auch die verschiede­nen Kleider und zugehörige­n Accessoire­s finden, sagt sie, aber eben nicht auf einen Blick bereits passend kombiniert. Das schlage sich schon in der Präsentati­on nieder: „An einer Kleidersta­nge finden sich nicht wie gewohnt einzelne Kleidungss­tücke in verschiede­nen Größen, sondern bereits ganze Outfits beispielsw­eise mit Hose, Bluse und Blazer.“Es gibt verschiede­ne Richtungen für alle Altersgrup­pen von sportlich bis elegant oder eine Kombinatio­n von beidem.

Das große Damoklessc­hwert des Einzelhand­els, die Internet-Konkurrenz, fürchtet die versierte Geschäftsf­rau nicht: „Rund 80 Prozent meiner Marken findet man im Internet nicht.“Und die Marken, die auch online gehandelt werden, unterliege­n einer unverbindl­ichen Preisempfe­hlung des Hersteller­s, die bei ihr nicht höher wie im Internet liege, sagt sie.

Montag und Dienstag ist der Laden geschlosse­n, da Karin Willer ihre Außendiens­t-Aktivitäte­n noch parallel weiterführ­t. Nördlingen ist jedenfalls um eine Shopping-Station reicher. Da zudem in den ehemaligen Müllermark­t-Räumen erst kürzlich ein von Steingass betriebene­s Esprit-Modegeschä­ft eröffnete, hat der Marktplatz sogar in der Corona-Zeit an Einkaufs-Erlebnisqu­alität noch deutlich gewonnen.

 ?? Foto: Ronald Hummel ?? Karin Willer präsentier­t in ihrem kleinen, feinen Geschäft abgestimmt­e Outfits vom Kleid bis zum passenden Täschchen.
Foto: Ronald Hummel Karin Willer präsentier­t in ihrem kleinen, feinen Geschäft abgestimmt­e Outfits vom Kleid bis zum passenden Täschchen.

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