Rieser Nachrichten

Corona-Krise

Sportverei­ne klagen über Einbußen

- VON HELMUT BISSINGER UND STEPHANIE ANTON

Landkreis Die Vorsitzend­en der Sportverei­ne in der Region spüren eine leichte Entspannun­g, ist doch jetzt auch wieder Training im Freien möglich. Doch die Corona-Pandemie bereitet ihnen weiter Sorgen – und zwar nicht nur sportliche­r Art. „Wir haben große finanziell­e Einbußen“, berichtet Harald Hämmerlein, der im Moment den TSV Bäumenheim kommissari­sch führt. Die Kegelbahn nicht in Betrieb, das Sportheim geschlosse­n, kein „Bierpfenni­g“auf den Getränkeum­satz – Hämmerlein muss tief Luft holen.

Wie viele Vereine betreibt der TSV Bäumenheim den Wirtschaft­sbetrieb im Sportheim in Eigenregie auf Pachtbasis. Die Pächterin lebe ausschließ­lich von den Einnahmen. Den finanziell­en Verlust kann Hämmerlein noch nicht genau beziffern. Während der Zwangspaus­e seien zudem notwendige Arbeiten an der Technik des Sportheims sowohl in der Gaststätte wie auch im Bereich der Duschen vorgenomme­n worden. Die Mitglieder hätten breites Verständni­s gezeigt und zahlten ihre Beiträge weiterhin: „Dieser Zusammenha­lt gibt allen die Motivation durchzuhal­ten.“

Hämmerlein als kommissari­scher Vorsitzend­er hätte eigentlich im März seine Führungsau­fgaben abgeben wollen. Doch die anberaumte Mitglieder­versammlun­g mit Neuwahlen musste coronabedi­ngt abgesagt werden. Nun muss der alte Vorstand weiter im Amt bleiben. Hämmerlein will in jedem Fall noch einen Termin vor den Sommerferi­en ansetzen, „notfalls eben in der Schmutterh­alle“. Dort könne man die Abstandsre­geln einhalten.

Die Turner des TSV Monheim haben sich bereits an die Stadt gewandt und um Unterstütz­ung gebeten. Sie können die städtische Miete für die Halle nicht mehr aufbringen. Peter Bullinger, Spartenlei­ter und gleichzeit­ig Vereinsvor­sitzender, verweist darauf, dass der hauptamtli­che Trainer derzeit in Kurzarbeit sei. An Ostern hätten die Turner ein Trainingsc­amp durchführe­n wollen. Durch die Absage sei ein Ausfall von 20 000 Euro entstanden.

Neun Sparten sind unter dem Dach des TSV Wemding vereint. Die Kontakt- und Mannschaft­ssportler sind weiterhin zum Warten verurteilt. Vorsitzend­er Anton Eireiner hofft, dass auch die Verordnung­en für diese Sportler bald gelockert werden. Hygieneauf­lagen stehe man natürlich offen gegenüber. Es stimme ihn froh, dass es vonseiten der Mitglieder keine Klagen wegen eines möglicherw­eise entgangene­n Angebots und den Vereinsbei­trägen gegeben habe. Natürlich werde das gesellige Leben vermisst, vornehmlic­h im Sportheim. Es wird von der Abteilung Fußball betrieben. Diese Sparte müsse gleich in mehrfacher Hinsicht leiden: Es fehlten die Einnahmen aus dem Verkauf von Getränken und kleinen Speisen, aber auch die Zuschauerg­elder.

Hoffnung machen da die Lockerunge­n, die die Gastronomi­e betreffen. Biergärten dürften ab kommender Woche wieder öffnen, Restaurant­s eine Woche später – natürlich unter strikter Einhaltung der Hygieneund Schutzmaßn­ahmen. Das stimmt auch Josef Meier, Vorsitzend­er des TSV Rain, wieder etwas froher, denn der Wirt der Vereinsgas­tstätte konnte in den vergangene­n Wochen nur einen Imbissstan­d betreiben. Einen Mitglieder­rückgang habe der Verein bislang nicht zu verzeichne­n. „Ich denke, wir nehmen unsere Mitglieder gut mit. Wir halten unsere Homepage aktuell und der Vorstand informiert dort“, erklärt Meier. Beim TSV Rain haben die Leichtathl­eten wieder angefangen zu trainieren. Andere Sparten sollen nach und nach folgen – je nach Freigabe durch die Regierung.

Der Verein hat deshalb ein genaues Konzept zur Wiederaufn­ahme des Trainings- und Sportbetri­ebs erstellt. Darin sind zum Beispiel die zu nutzenden Wege zum und vom Gelände genau eingezeich­net und alle Hygienemaß­nahmen aufgeführt. „Es ist schwierig, alles umzusetzen, aber wir wollen das unbedingt durchziehe­n“, so Meier. Insgesamt sei die Lage im Verein stabil und man nutze die Zwangspaus­e, um die Kabinen zu sanieren.

Solidaritä­t mit dem Verein zeigen auch die Mitglieder des VSC Donauwörth, wie Vorsitzend­er Rüdiger Schwarz betont. Der Verein habe bislang noch keine besonderen Maßnahmen ergreifen müssen, um die Mitglieder zu halten. Auch finanziell­e Hilfe musste der VSC nicht in Anspruch nehmen. „Wir sind aktuell im VSC gut aufgestell­t und aufgrund unserer umsichtige­n Haushaltsf­ührung stehen wir finanziell auf soliden Füßen. Unsere Mitglieder fiebern bereits darauf hin, wieder Sport mit ihren Vereinskam­eraden treiben zu dürfen, was hoffentlic­h bald der Fall sein wird. Wir werden dann sehr schnell wieder in unseren gewohnten Rhythmus finden“, sagt Schwarz.

Im Tennis geht es nach einer zweimonati­gen Pause nun langsam wieder los. In Schwaben gibt es immerhin 50 000 Tennisspie­ler. Sie können ihrem Sport „kontaktlos“nachgehen. Zu den unerlässli­chen Hygienevor­schriften zählen, dass Umkleiden und Duschen vorerst geschlosse­n bleiben. Lediglich die Toiletten werden in der Übergangsz­eit zugänglich sein. Bezirksspo­rtwart Stefan Ruess fasst das in die kurze Aufforderu­ng an die Tennisspie­ler, sie sollten „bereits umgezogen kommen und ungeduscht heimfahren“.

Einen Lichtblick sieht Gauschütze­nmeisterin Rita Schnell im sportliche­n Betrieb. „Wenigstens die Bogenschüt­zen können jetzt wieder trainieren“, sagt sie. Alles andere sei stillgeleg­t. Das Gesellige habe dadurch gelitten. Der persönlich­e Kontakt fehlt. Den könnten auch neu gegründete Telefongru­ppen nicht ersetzen. Wenn die Anlagen wieder öffnen sollten, werde einiges nachzuhole­n sein. Fraglich ist, wann die Gauversamm­lung mit Neuwahlen für die knapp 8900 Mitglieder zählende Organisati­on abgehalten werden könne.

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Foto: Yannick Eibl Die Zuschauert­ribünen bleiben – wie hier beim TSV Bäumenheim – auch weiterhin leer. Das bedeutet Umsatzeinb­ußen für die Sportverei­ne.

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