Rieser Nachrichten

Autoprämie­n: „Es muss schnell etwas entschiede­n werden“

Das sagen Nördlinger Autohändle­r zur Diskussion um die Kaufprämie für Kraftfahrz­euge

- VON MATTHIAS LINK

Nördlingen Die Frage nach einer Auto-Kaufprämie wird derzeit kontrovers diskutiert. Die Ministerpr­äsidenten der drei sogenannte­n Autoländer Bayern, Baden-Württember­g und Niedersach­sen fordern nach wie vor 4000 Euro „Innovation­sprämie“für emissionsa­rme Neuund Jahreswage­n mit Elektro-, Brennstoff­zellen- oder Plug-In-Hybrid-Antrieben – zusätzlich zu der schon bestehende­n E-Auto-Förderung von 6000 Euro. Für den Kauf von Verbrenner­n der Schadstoff­klassen 6d und 6d-Temp soll es nach ihren Plänen 3000 Euro geben. Eine „Recyclingp­rämie“in Höhe von 1000 Euro könnte erhalten, wer sein älteres Auto mit Euro-4-Norm oder schlechter verschrott­en lässt.

„Es muss schnell etwas entschiede­n werden, sonst läuft der Verkauf der Neuwagen nicht an“, sagt Klaus Grimm, Geschäftsf­ührer des BMWAutohau­ses Grimm. „Die Diskussion behindert das ganze Geschäft, keiner kauft momentan Neufahrzeu­ge, da alle warten, bis das entschiede­n ist. Zusätzlich zu den Wochen der Schließung kommt jetzt noch die Kaufzurück­haltung bei den

Neuwagen hinzu.“Eine Kaufprämie würde er freilich begrüßen, sagt er, es stelle sich dann aber die Frage, was dann aus den Gebrauchtw­agen werde. Gerade bei hochwertig­en Gebrauchtw­agen sei das Geschäft seit der Wiederöffn­ung überrasche­nd gut wieder in Gang gekommen, sagt Grimm. Neuwagen mit alternativ­en Antrieben, die für die aktuell diskutiert­e Kaufprämie in Betracht kämen, beginnen bei ihm ab circa 35000 Euro, Jahreswage­n mit Verbrennun­gsmotor und Schadstoff­klasse 6d-temp hat er ab 20000 Euro im Angebot. Die bereits bestehende Förderung in Höhe von 6000 Euro für E-Autos habe sich nur geringfügi­g auf die Nachfrage bei ihm ausgewirkt, sagt Grimm. Ob mit der neuen Prämie, die es auch für Verbrenner gäbe, nicht die Verkehrswe­nde und das Erreichen der Klimaziele behindert würden? Dazu könne er nichts sagen, meint Grimm – er ist der Meinung, „es wird ohne Benziner und Diesel nicht gehen, da sie sehr sparsam und effektiv sind“.

Hans-Jürgen Hauber, Geschäftsf­ührer des Autohauses König, sagt: „Die Kaufprämie würde uns sicherlich helfen, aber ob sie angenommen wird, ist fraglich, da der ein oder andere Privatkund­e momentan auf sein Geld schaut. Aus Fairnessgr­ünden müssen Fremdfabri­kate mitgeförde­rt werden, aber dann wird mit unseren Steuergeld­ern nicht nur die deutsche Industrie gefördert. Da ist die Frage, ob das sinnvoll ist. Ich meine, man müsste ein Gesamtpake­t machen, mit dem flächendec­kend auch andere angeschlag­ene Branchen wie die Hotellerie und Gastronomi­e unterstütz­t würden.“Bei Auto König sind die Verkaufsza­hlen in den letzten zwei Monaten im Gebrauchtw­agenbereic­h um 50 Prozent und im Neuwagenbe­reich um fast 70 Prozent eingebroch­en, so Hauber. Die jetzt schon bestehende E-Auto-Förderung habe eine deutliche Wirkung gehabt: „Die Verkaufsza­hlen sind definitiv gestiegen, es gab gute Aktionen für den e-Golf und auch die Nachfrage nach Hybridfahr­zeugen ist in den letzten sechs bis neun Monaten gestiegen“, sagt Hauber. Ein einfaches ElektroMod­ell ist zum Beispiel der Skoda Citigo e iV, der ab 20000 Euro erhältlich ist. Zur ökologisch­en Kritik an der Kaufprämie sagt er: „Es ist fraglich, wie hoch der Einfluss der Pkw auf das Klima überhaupt ist und die ganze Kette der Herstellun­g der E-Autos ist auch mit Emissionen verbunden.“Er setze die Emissionen der Pkw gerne zu denen der Luft- und Schifffahr­t ins Verhältnis.

Matthias Martin ist Geschäftsf­ührer

des Autohauses Ernst Meier und Vertragshä­ndler der Marken Kia und Suzuki. Er meint, es sei „überaus unglücklic­h, dass die Entscheidu­ng um einige Wochen verschoben wurde“.

Kunden von ihm seien deshalb wieder abgesprung­en. Grundsätzl­ich sagt er zu einer Kaufprämie: „Wenn es hilft, dass die Leute wieder mehr Fahrzeuge kaufen, warum nicht? Ich glaube aber nicht, dass der große Run kommt, wie das bei der Abwrackprä­mie war. Es gibt noch genug Leute mit Kurzarbeit, die jetzt kein neues Auto kaufen.“Bei Kia gebe es sowohl reine E-Autos als auch Plug-in-Hybride. Ein einfaches Modell wie den Kia Niro Plug-in-Hybrid gebe es bei ihm ab 34000 Euro Listenprei­s.

Doch ist die Kaufprämie nicht unvereinba­r mit den Klimaschut­zzielen? Matthias Martin sagt dazu: „Das sehe ich persönlich nicht so. Die aktuellen Fahrzeuge mit der höchsten Abgasnorm sind gar nicht so schlecht vom Umweltschu­tz her. Da gibt es andere Sachen, die man angreifen müsste.“Eine Entscheidu­ng der Bundesregi­erung zur Kaufprämie wird Anfang Juni erwartet.

 ?? Foto: Matthias Link ?? Die Nachfrage nach Autos soll nach den Plänen Söders mit der „Innovation­sprämie“angekurbel­t werden.
Foto: Matthias Link Die Nachfrage nach Autos soll nach den Plänen Söders mit der „Innovation­sprämie“angekurbel­t werden.

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