Rieser Nachrichten

„Viel Herzblut in unseren Vereinen“

Roland Pickhard ist Kreisvorsi­tzender des Bayerische­n Landes-Sportverba­nds. Im Interview spricht er über die Nöte der Vereine und die Wiederaufn­ahme des Spielbetri­ebs

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Welche Rückmeldun­gen erhalten Sie derzeit von den Vereinen, wie ist die Situation insgesamt im Landkreis? Roland Pickhard: Es ist für die Sportverei­ne eine schwierige Zeit. Bei vielen Gesprächen, aber auch im E-Mailverkeh­r, mit Vereinsver­tretern und Übungsleit­ern tauchte immer wieder die Frage/Sorge auf, wann geht es mit dem Sportbetri­eb und in welcher Form weiter? Daneben kommen die finanziell­en Sorgen. Besonders betroffen sind Vereine, die feste Kosten haben. Ich denke hier an bestehende Verträge, wie für Geschäftsr­äume, Trainer usw., bei den Reitverein­en an die Futterkost­en für die Pferde, aber auch an die Unterhalts­kosten der Sportanlag­en. Einnahmen aus dem Spielbetri­eb gibt es ja derzeit nicht.

Hilfe kam in den vergangene­n Wochen auch durch die Verdoppelu­ng der Vereinspau­schale in Bayern von 20 auf 40 Millionen Euro...

Pickhard: Die Verdoppelu­ng der staatliche­n Vereinspau­schale in Bayern sehe ich sehr positiv. Hier erhalten die Sportverei­ne schnelle und unbürokrat­ische Hilfe. Jeder Verein, der heuer die Vereinspau­schale beantragt hat, erhält automatisc­h das Doppelte. Die Anträge der Vereine wurden bereits zum 1. März eingereich­t. Die Bearbeitun­g durch das Landratsam­t ist erfolgt und das Ergebnis zum 1. April an die übergeordn­ete Behörde weitergele­itet.

Die Arbeiten im Landkreis Donau-Ries sind erledigt. Sobald vonseiten der Staatsregi­erung die Fördermitt­el zugewiesen werden, können diese sofort durch das Landratsam­t ausbezahlt werden.

Man hört immer wieder davon, dass Vereine in Deutschlan­d über Mitglieder­schwund klagen, da die Leute während der Corona-Krise ihr Geld zusammenha­lten und keine Mitgliedsb­eiträge mehr zahlen wollen. Gibt es dieses Problem auch in der Region? Pickhard: Dem Bayerische­n LandesSpor­tverband Donau-Ries gehörten Anfang des Jahres 157 Sportverei­ne mit 56802 Mitglieder­n an. Ein größerer Mitglieder­rückgang in den

Sportverei­nen unserer Region ist derzeit noch nicht zu verzeichne­n.

Wie sehen Sie persönlich, dass der Sportbetri­eb auf Eis liegt?

Pickhard: Ich wünsche mir einen baldigen, stufenweis­en Wiedereins­tieg in den Sportbetri­eb. Natürlich unter Berücksich­tigung des Infektions­schutzes. Denn Sport ist in dieser Situation für den gesellscha­ftlichen Zusammenha­lt sowie für die Gesundheit­serhaltung enorm wichtig. Auch für den BLSV steht neben der finanziell­en Unterstütz­ung für den bayerische­n Sport die stufenweis­e Wiederaufn­ahme im Mittelpunk­t. Zusammen mit der Politik, dem DOSB (Deutscher Olympische­r Sportbund, Anmerkung der Redaktion), den Sportfachv­erbänden steht der BLSV im engen Austausch, um Vorschläge zur schrittwei­sen Wiederaufn­ahme des Sportbetri­ebs und zur Öffnung von Sportanlag­en und -stätten zu entwickeln. Insbesonde­re für den Breiten- und Freizeitsp­ort. Dass jetzt Individual­sportarten wie Tennis oder Leichtathl­etik wieder ausgeübt werden dürfen, sehe ich als sehr positives Signal. Aktuell leiden aber noch die Hallenspor­tarten,

wie Volleyball oder Basketball. Man darf ja nur draußen in kleinen Gruppen trainieren.

Eigentlich müsste man da jede Sportart gesondert betrachten und über eine Lockerung entscheide­n, da jede ihre Eigenheite­n hat. Bei hunderten Sportarten wird das aber schwer möglich sein. Pickhard: Deshalb müssten von den verschiede­nen Fachverbän­den Lösungsans­ätze kommen. Aber bei den Mannschaft­ssportarte­n ist das zum jetzigen Zeitpunkt natürlich schwierig. Klar ist, dass die Bundesregi­erung nicht alle Details ausarbeite­n kann.

Glauben Sie, dass die Corona-Krise ein Vereinsste­rben auslöst?

Pickhard: Das hoffe ich nicht. In unseren Vereinen steckt so viel ehrenamtli­ches Engagement und so viel Herzblut, dass es auch nach diesen schwierige­n Zeiten weitergeht. An dieser Stelle kann man sich nur bei allen Vereinsvor­ständen, Übungsleit­ern und ehrenamtli­chen Helfern für ihr Engagement zum Wohle des Sports bedanken. Bitte haltet durch.

Interview: Stephanie Anton

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Foto: Izsó Roland Pickhard

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