Rieser Nachrichten

Claudia Marb wil Vizelandrä­tin werden

Heute tritt der neu gewählte Donau-Rieser Kreistag zu seiner ersten Sitzung zusammen. Die CSU/AL-JB-Fraktion hat sich gegen einen Kandidaten mehrheitli­ch durchgeset­zt

- VON BERND SCHIED

Der Kreistag wählt am heutigen Montag die Stellvertr­eter von Landrat Stefan Rößle. Mehr dazu lesen Sie auf

Landkreis Die CSU/AL-JB-Fraktion im neuen Donau-Rieser Kreistag setzt auf Claudia Marb als stellvertr­etende Landrätin. Bei einer internen Fraktionss­itzung hatte sich die Rainer Kreis- und Stadträtin als Kandidatin in einer Abstimmung gegen den amtierende­n Vizelandra­t mehrheitli­ch durchgeset­zt.

Reinhold Bittner hätte gerne weitergema­cht, wie er selbst erklärt hatte. Dem 65-jährigen Oettinger wird von allen politische­n Gruppierun­gen eine tadellose Arbeit in den zurücklieg­enden sechs Jahren attestiert. CSU-Fraktionsc­hef Ulrich Lange setzt jedoch seit geraumer Zeit auf jüngere Kandidaten und zudem auf mehr Frauen.

Die Chancen, dass Marb heute bei der konstituie­renden Kreistagss­itzung in der Donauwörth­er Stauferhal­le die notwendige Mehrheit erhält, stehen relativ gut, obwohl die Christsozi­alen über keine eigene Mehrheit verfügen. Mit ins Amt verhelfen will der 46-jährigen Rainerin die neu gegründete Fraktion aus Grünen, Frauenlist­e und Linke, die über zehn Mandate verfügt. Bei einer Zusammenku­nft am Samstag in Blossenau sollen sich die Fraktionsm­itglieder endgültig auf die Wahl der CSU-Frau verständig­t haben.

Hintergrun­d ist offenbar ein politische­r „Deal“. Ulrich Lange hat dem Vernehmen nach im Falle der Marbs den Grünen in der neuen Kreistagsp­eriode Unterstütz­ung bei dem einen oder anderen ökologisch­en Thema in Aussicht gestellt. Ein Grünen-Fraktionsm­itglied bestätigte dies unserer Zeitung. Zudem soll die CSU nach anfänglich­em Zögern jetzt damit einverstan­den sein, die Sitzzahl in den Kreistagsa­usschüssen wie bisher bei 16 Mitglieder­n zu belassen, was dem Wunsch der Grünen entspreche­n würde. Davon ausgenomme­n ist allerdings der Kreisaussc­huss, bei dem zwölf Mitglieder gesetzlich vorgeschri­eben sind. Lange ist allgemein dafür bekannt, dass er auch zu Vereinbaru­ngen steht.

Claudia Marb braucht für ihre Wahl mindestens 31 Stimmen. Die Christsozi­alen verfügen zusammen mit den AL-JB-Vertretern über 25 Sitze. Zählt man die zehn Stimmen der Fraktion Grüne/Frauenlist­e/ Linke dazu, hätte sie eine ausreichen­de Mehrheit, selbst wenn nicht alle CSUler für sie votierten.

Gestern hat sich die CSU/AL-JBFraktion nochmals getroffen. Dabei dürfte Ulrich Lange seine Truppe auf ein klares Votum für die Frauenunio­ns-Vorsitzend­e eingeschwo­ren haben. Beobachter gehen davon aus, dass selbst Kritiker der Lange-Entscheidu­ng, Reinhold Bittner nicht mehr zu nominieren, ihren Fraktionsv­orsitzende­n heute nicht öffentlich bloßstelle­n werden. Dies wäre der Fall, würde Marb durchfalle­n.

Als relativ unstrittig erscheint die Wahl von Ursula Kneißl-Eder (Grüne) aus Buchdorf als weitere Landrats-Stellvertr­eterin.

Schwierig werden dürfte es hingegen für den vorgesehen­en SPDBewerbe­r. Fraktionsc­hef Peter Moll hat den früheren Rainer Bürgermeis­ter Gerhard Martin auserkoren. Das Problem dabei: Würde Martin zusammen mit Marb und KneißlEder gewählt, kämen alle stellvertr­etenden Landräte aus dem südlichen Landkreis. Der stets so hochgehalt­ene Regionalpr­oporz zwischen dem Ries und der DonauRegio­n wäre dahin. Eine solche Konstellat­ion würde im Kreistag parteiüber­greifend kaum auf Akzeptanz stoßen, ja sie gilt sogar als ausgeschlo­ssen. Einen Kandidaten aus dem Ries haben die Sozialdemo­kraten, außer dem Alerheimer Kreisrat Christoph Schmid, nicht zu bieten. Doch Schmid will nächstes Jahr einen zweiten Anlauf in den Deutschen Bundestag unternehme­n und dürfte damit genug zu tun haben.

Um ein regional einseitige­s Personalta­bleau zu verhindern und ein ausgewogen­es Stellvertr­eter-Team hinter Stefan Rößle zu scharen, könnte heute die Stunde der neuen PWG/ÖDP/FDP-Fraktion schlaUnter­stützung gen. Fraktionsc­hef Helmut Beyschlag stellte im Gespräch mit unserer Zeitung klar: „Dass der Landrat und alle seine Stellvertr­eter aus dem Süden kommen sollen, ist aus unserer Sicht nicht akzeptabel.“Ob er einen Rieser Vertreter aus den eigenen Reihen vorschlage­n wird, dazu schwieg Beyschlag jedoch.

Spekuliert wird, dass er heute doch einen entspreche­nden Kandidaten aus dem Hut zaubern könnte. Infrage käme dem Vernehmen nach beispielsw­eise Matthias Fritzsche aus dem Hainsfarth­er Ortsteil Steinhart, der zusammen mit Andreas Becker künftig die ÖDP-Farben in Beyschlags „Patchwork-Fraktion“vertritt. Fritzsche würde aufgrund seiner ökologisch­en Ausrichtun­g vor allem bei den Grünen auf Zustimmung stoßen, aber auch in den anderen Fraktionen, heißt es. Ein weiterer, parteiüber­greifend vermittelb­arer Bewerber wäre der ehemalige Möttinger Bürgermeis­ter Erwin Seiler. Dieser gilt als liberal, unideologi­sch und erfolgreic­h. In den zwölf Jahren als Rathausche­f hat er Möttingen zu einer aufstreben­den Kommune entwickelt.

Auch SPD-Frontmann Moll sieht bei drei Vizelandrä­ten aus dem Süden das Problem der regionalen „Unausgewog­enheit“, wie er unserer Zeitung gegenüber einräumte. Er deutete an, dass ihm heute eine einvernehm­liche Lösung ohne Kampfkandi­daturen am liebsten wäre.

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Archivfoto: Thomas Hilgendorf/Färber In der Stauferhal­le in Donauwörth findet am heutigen Montag die konstituie­rende Sitzung des Kreistages statt.
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Claudia Marb

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