Qualitätszeit für jede Katze
Die Extraportion Schmusezeit mit ihrem Menschen ist für Stubentiger unverzichtbar. Richtig wohl fühlen sie sich, wenn man die Zeit zu zweit zu festen Zeiten in den Alltag integriert
Das Mittagessen wird täglich exakt um 12 Uhr serviert? Dann ein Schläfchen und um 15 Uhr ein Spaziergang? Für viele Menschen wirkt so ein Zeitplan langweilig und einengend. Doch für Katzen ist das perfekt. Katzenbesitzer kennen das nur zu gut: Fressen, spielen, die Umgebung erkunden – wenn möglich, läuft bei den Samtpfoten alles nach Schema F. Es scheint fast, als sei ihnen ein Zeitgefühl in die Wiege gelegt worden.
Tatsächlich lieben Katzen Routine über alles, Abwechslung im Alltag können sie gar nicht gebrauchen. Mit lautstarkem Miauen machen sie schnell darauf aufmerksam, wenn etwas nicht nach Plan läuft. Zwar können sie die Ereignisse keinen bestimmten Uhrzeiten zuordnen, dennoch haben sie ein untrügliches Gespür für den Tagesablauf. Gibt es morgens um sieben Uhr etwas zum Fressen und wird anschließend die Tür für den Freigang geöffnet, dann verbindet die Katze die beiden Ereignisse miteinander. Mehr noch: Sie verknüpft diese angenehmen Dinge auch mit den Lichtverhältnissen und merkt sich so die Tageszeit. Schon nach wenigen Tagen wird Mieze kurz vor sieben Uhr parat stehen.
Die innere Uhr ist kein Alleinstellungsmerkmal von Katzen.
Aber kein anderes Haustier braucht die festen Abläufe so sehr, um eine gute Beziehung zum Menschen aufrecht zu erhalten. Rituale tun Katze gut und lassen sich einfach in den Alltag integrieren. Musikhören oder Zeitunglesen zu einer bestimmten Zeit lässt sich leicht mit Streicheleinheiten für die Katze kombinieren. Auch wenn es vermenschlicht klingt, aber so kann sich der Stubentiger gewissermaßen jeden Tag auf ein Ereignis mit seinem Menschen freuen. Das schafft Vertrauen.
Derzeit ist bei Katzen ein starker Trend zur Zweitkatze spürbar.
Energie aufbringen. Aber auch, wenn sich die Katzen gut vertragen, braucht jede ihre persönlichen Ressourcen. Dazu zählen: freier Raum in der Wohnung, Rückzugsorte, Kratzmöbel, Katzentoiletten, Spielzeug, ein Fress- und Trinkplatz und vor allem Zeit mit dem Menschen.
Zwar sind manche Katzen anschmiegsamer als andere, dennoch braucht jede ganz für sich allein Kontakt zum Besitzer. Zwei Katzen zu haben heißt also mitnichten, dass sich der Betreuungsaufwand halbiert – eine Bindung zu jedem Tier will gepflegt sein. Wer Streicheleinheiten zu fixen Zeiten anbieten kann, hat die besten Chancen für ein harmonisches Miteinander.
Tanja Warter ist Tierärztin. Seit zehn Jahren verknüpft sie die Leidenschaft für die Tiermedizin mit dem Spaß am Schreiben.