Rieser Nachrichten

Eklat beim ersten Zusammentr­effen

Bei der konstituie­renden Sitzung in der Bäumenheim­er Schmutterh­alle geht es hoch her. Warum Gemeindera­t Manfred Seel nach der Bildung der Referate die Sitzung verlässt

- VON DANIEL WEIGL

Bäumenheim Die erste Zusammenku­nft des Gemeindera­ts nach einer Wahl ist immer etwas Besonderes. Die konstituie­rende Sitzung in Asbach-Bäumenheim war allerdings in vielerlei Hinsicht bemerkensw­ert. Zum einen sorgten die Umstände der Corona-Pandemie für einen außergewöh­nlichen Rahmen. In der großräumig­en Schmutterh­alle saßen die Räte in gebührende­m Abstand auseinande­r und nur 25 Zuschauer durften hinein. Einige mussten aufgrund der begrenzten Besucherza­hl wieder nach Hause gehen.

Sie verpassten die Einführung der sechs neuen Gemeindera­tsmitglied­er. Mit Mundschutz legten Benjamin Baumann (BFB), Julian Bumberger (CSU), Lars Maier (SPD), Peter Naumann (SPD), Stefan Reicherzer (CSU) und der im ersten Wahlgang gescheiter­te Bürgermeis­terkandida­t Florian Mittler (PWG) ihren Eid vor Bürgermeis­ter Martin Paninka (SPD) ab. Peter Naumann und Stefan Reicherzer rückten dabei für Sieglinde Schönherr (SPD) und den in der Stichwahl unterlegen­en Bürgermeis­terkandida­ten Bernhard Jung (CSU) nach. Beide hatten aus persönlich­en Gründen ihr Mandat zurückgezo­gen. Zuvor wurden sie und die weiteren ausgeschie­denen Gemeindera­tsmitglied­er Ramona Eisenbarth, Julia Scholz, Albert Uhl und Andreas Waldyra mit einer Urkunde verabschie­det.

Mit Spannung wurde die Wahl zum Stellvertr­eter vom wiedergewä­hlten Bürgermeis­ter Martin Paninka erwartet. Neuer Zweiter Bürgermeis­ter der Gemeinde ist Andreas Mayer (CSU). Bisher hatte Ro

Neubauer (PWG) dieses Amt inne. Er wurde – ebenso einstimmig wie Mayer – zum Dritten Bürgermeis­ter gewählt. Dieses Amt wurde seit dem Tod von Nico Hippe im Oktober 2019 nicht mehr neu besetzt. Bei der Festlegung der weiteren Stellvertr­eter, für den Fall, dass alle drei Bürgermeis­ter verhindert sind, gab es die ersten Unstimmigk­eiten des neuen Gemeindera­tes.

Bisher wäre für diesen Fall das dienstälte­ste Gemeindera­tsmitglied vorgesehen gewesen. Bürgermeis­ter Paninka informiert­e den Gemeindera­t, dass es laut Bayerische­m Gemeindeta­g auch andere Regelungen gibt. Zum Beispiel könnten die weiteren Stellvertr­eter nach den absoluten Stimmen bei der Kommunalwa­hl aufgestell­t werden. Dies wäre in den Augen von Paninka und der Verwaltung „fairer und besser als die bisherige Vertretung­sregelung, weil diese dem aktuellen Wählerwill­en entspräche“. Anstelle vom dienstälte­sten Mitglied Manfred Seel (Die Linke) würde so Florian Mittler der Stellvertr­eter werden. „Es geht hier nicht um Sachlichke­it, sondern es geht dir um kalte Ausgrenzun­g mir gegenüber. Es geht hier um Verletzung der Meinungsfr­eiheit. Solch eine Zeit hatten wir schon vor 75 Jahren und davor warne ich. Gerade du als Sozialdemo­krat solltest dich dafür schämen“, richtete sich Seel, der seit 36 Jahren im Gemeindera­t sitzt, direkt an Rathausche­f Martin Paninka. Dieser verwies darauf, „dass er Seel keinesfall­s ausgrenzen will und sein Vorschlag aufgrund der Berücksich­tigung des aktuellen Wählerverh­altens höchst demokratis­ch sei“. CSU-Fraktionsv­orsitzende­r Michael Haller „könne beide Seiten verstehen, sei aber gegen eine Ausgrenzun­g Seels“. Mit 9:8 Stimmen votierten die Räte für die neue Regelung.

Als es um die Besetzung der Referate ging, kam es zum Eklat: Nachdem Seel in keinem Referat vorgesehen war, richtete er sich wieder direkt an den Bürgermeis­ter. „Ich war es, der vor vielen Jahren die Referate eingeführt hat. Nur weil ich im Wahlkampf anderer Meinung war, werde ich nun ausgegrenz­t“, schimpfte Seel und verließ die Sitzung. Den sichtlich verdutzten Zuhörern und restlichen Gemeinderä­ten erklärte Paninka die Vorgeland schichte aus seiner Sicht. Seel wollte in das Referat Wirtschaft und Finanzen, ebenso wie die drei Gemeinderä­te Michael Haller (CSU), Werner Rauch (PWG) und Lars Maier (SPD). Letzterer zog zurück und somit wurde dieses Referat den stärkeren Fraktionen überlassen. „Wir haben versucht, Manfred Seel einzubinde­n und wollten ein neues Kreistagsr­eferat einführen, das er dann führen sollte. Außerdem hätte er auch sein bisheriges Referat Integratio­n und Bildung behalten dürfen“, erklärte Paninka und beauftragt­e Andreas Mayer (CSU), dies Seel telefonisc­h zu übermittel­n.

„Keines der Referate kam für ihn infrage, obwohl wir uns als CSU vehement dafür eingesetzt haben, ihn einzubinde­n“, erklärte Mayer. SPD-Fraktionsv­orsitzende­r Christian Scholz fand es schade, „dass die SPD nicht über die Referatspl­äne Seels im Vorfeld informiert wurde“.

Mit etwas Abstand beruhigten sich die Gemüter offenbar immer noch nicht. Auf Nachfrage unserer Zeitung sagte Seel: „Das Kreistagsr­eferat ist ein Luftschlos­sreferat und dass der Bürgermeis­ter mit mir nicht persönlich gesprochen hat, halte ich für charakter- und anstandslo­s.“Paninka hielt die Aktion Seels für „vollkommen überzogen“: „Ich bin die Verschwöru­ngstheorie­n und Beleidigun­gen langsam leid. Vor allem war ich es, der Manfred Seel 2014 als erster Bürgermeis­ter überhaupt ein Referat angeboten hatte“, so Paninka.

Fast in den Hintergrun­d rückten die zahlreiche­n Anpassunge­n in der Geschäftso­rdnung, die die Räte in der dreieinhal­bstündigen Mammutsitz­ung verabschie­deten.

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Fotos: Daniel Weigl Die Vereidigun­g der neuen Gemeindera­tsmitglied­er in Asbach-Bäumenheim: (von links) Florian Mittler, Lars Maier, Peter Naumann, Benjamin Baumann, Julian Bumberger und Stefan Reicherzer.
 ??  ?? Martin Paninka (Mitte) mit seinen Stellvertr­etern Roland Neubauer (links, Dritter Bürgermeis­ter) und Andreas Mayer (Zweiter Bürgermeis­ter).
Martin Paninka (Mitte) mit seinen Stellvertr­etern Roland Neubauer (links, Dritter Bürgermeis­ter) und Andreas Mayer (Zweiter Bürgermeis­ter).

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