Rieser Nachrichten

Klare Botschaft an die AfD

In mehrfacher Hinsicht ist die erste Sitzung des neuen Kreistags historisch. Landrat Stefan Rößle und Ulrich Lange appelliere­n an respektvol­len Umgang

- VON BARBARA WILD

Donauwörth In mehrfacher Hinsicht war die erste Sitzung des Kreistags nach der Kommunalwa­hl historisch. Mit 1,5 Metern Abstand saßen die 60 Kreisräte an kleinen Schultisch­en in der Stauferhal­le statt im großen Sitzungssa­al des Landratsam­tes – die Hygienevor­schriften machten diese besondere Örtlichkei­t und Umstände notwendig. Das letzte Mal überhaupt erhielten die Kreisräte ihre Sitzungsvo­rlagen ausgedruck­t, denn ab sofort wird dies nur noch auf digitalem Wege geschehen und damit eine Menge Papier und Kosten gespart. Und das erste Mal nahmen die Vertreter der AfD in den Reihen der demokratis­ch gewählten Mandatsträ­ger Platz.

Elisabeth Hörr, Ute Langer und Ulrich Singer, der ja auch im Bayerische­n Landtag sitzt, sind zu dritt und haben daher nicht den Status einer eigenen Fraktion, sondern einer Gruppierun­g. Dem Ruf der AfD, in den Parlamente­n für Zwischenru­fe und Anträge zu sorgen, machte Singer auch gleich alle Ehre. Er meldete sich zu Wort, als die Kreisräte über die Geschäftso­rdnung diskutiert­en, also die Richtlinie­n, wie der Kreistag arbeitet. Singer monierte, dass die AfD nicht bei den Gesprächen der Fraktionsv­orsitzende­n teilnehmen dürfe – da sie eben keine Fraksei. Man hätte diese Größe von fünf notwendige­n Mandaten auf drei absenken können. Zudem bemängelte er, dass die in Zukunft zu bildenden Unteraussc­hüsse mit sechs Kreisräten eine „aufgebläht­e Bürokratie“bedeuten würden und er angesichts von Sitzungsge­ldern befürchte, dass diese Arbeitsgru­ppen den Steuerzahl­er viel Geld kosten.

Sowohl CSU-Fraktionsv­orsitzende­r Ulrich Lange als auch Landrat Stefan Rößle nutzten die Gelegenhei­t, klare Botschafte­n Richtung AfD zu senden. „Wir bilden Unteraussc­hüsse, damit wir effektiver arbeiten. Sechs Kreisräte kosten weniger als 16 und die Schlagzahl der Sitzungen der Großaussch­üsse wird deutlich geringer“, machte Ulrich Lange klar. „Wenn Sie glauben, dass das hier ein Gremium ist, in dem man sich einfach selber bedient, dann liegen Sie falsch. Da Sie bisher nicht in diesem Parlament waren, wissen Sie nicht, dass das bisher nicht der Fall gewesen ist“, so Lange. Zudem machte er klar: „Bitte nehmen Sie von Populismus Abstand und lassen Sie uns vernünftig miteinande­r umgehen.“

In ähnliche Richtung argumentie­rte Landrat Rößle, der Ulrich Singer öffentlich versichert­e, ihn stets über die vorberaten­den Gesprächsr­unden der Fraktionsv­orsitzende­n zu informiere­n: „Wir lassen niemanden außen vor.“Denn es hätte durchaus Mittel und Wege getion geben, die Ausschüsse nach einem Verfahren zu besetzen, mit dem die AfD in den Ausschüsse­n nicht vertreten gewesen wäre.

Bei dem gewählten Verfahren nach Laguë-Schepers erhält die AfD in den verschiede­nen Ausschüsse­n je einen Sitz. „Lassen Sie uns hart in der Sache diskutiere­n, aber bitte mit Anstand“, so Rößle. Er werde Wert darauf legen, dass auf der Grundlage der freiheitli­chen demokratis­chen Grundordnu­ng Politik gemacht werde, und appelliert­e auch bei Themen mit unterschie­dlicher Meinung, zügig zum Beschluss zu kommen. „Politik wird mit dem Kopf und nicht mit dem Kehlkopf gemacht“, sagte Rößle.

Wie bisher werden die verschiede­nen Ausschüsse des Landkreise­s mit 16 Kreisräten besetzt. Die Klarheit dieser Entscheidu­ng war doch überrasche­nd, da die CSU wohl gerne auf 14 reduziert hätte, weil das Kräfteverh­ältnis deutlicher gewesen wäre. Doch dann hätten Freie Wähler oder auch die PWG mit je sechs Mandaten wie die AfD mit drei Mandaten jeweils nur einen Sitz gehabt.

Zudem hat das Gremium entschiede­n, dass erstmals die vier Unteraussc­hüsse zu den Themen Nachhaltig­keit, Mobilität, Digitalisi­erung und Integratio­n gebildet werden

 ??  ?? 60 Kreisräte, 60 Schultisch­e, eine Turnhalle und viel Abstand – der Kreistag Donau-Ries formierte sich in der Stauferhal­le in Donauwörth. Nach wichtigen personelle­n und formalen Abstimmung­en ist das Gremium arbeitsfäh­ig.
60 Kreisräte, 60 Schultisch­e, eine Turnhalle und viel Abstand – der Kreistag Donau-Ries formierte sich in der Stauferhal­le in Donauwörth. Nach wichtigen personelle­n und formalen Abstimmung­en ist das Gremium arbeitsfäh­ig.
 ?? Fotos: Anton Färber ?? Neu im Kreistag sind drei Vertreter der Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD) mit dem Sprecher Ulrich Singer.
Fotos: Anton Färber Neu im Kreistag sind drei Vertreter der Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD) mit dem Sprecher Ulrich Singer.

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