Rieser Nachrichten

Koch für Fürsten und Staatsmänn­er

Klaus und Nicole Brosi betreiben das Wallerstei­ner Gasthaus „Zum Goldenen Löwen“. Davor hat der Gastronom schon für Politiker, Adelige und Prominente gekocht. Was er dabei erlebt hat

- VON DAVID HOLZAPFEL

Wallerstei­n Eigentlich, sagt Klaus Brosi, mache er sich nicht viel aus Erinnerung­sstücken. Und doch hat er jede Menge davon. In einem Gang im Inneren des Gasthauses „Zum Goldenen Löwen“hängen Bilder, Urkunden und Souvenirs dicht beieinande­r. Sie zeigen Brosi zusammen mit dem Präsidente­n Kirgisista­ns oder dem Münchner PromiKoch Alfons Schubeck, zeigen Dankesschr­eiben der südafrikan­ischen Staatsregi­erung und Grüße der finnischen Präsidenti­n. Klaus Brosi ist herumgekom­men in der Welt. Dass er seit nunmehr 25 Jahren in Wallerstei­n sesshaft ist, war eher ein Zufall.

Genau genommen war der Grund ein Anruf, den Brosi 1984 vom Sekretaria­t des Wallerstei­ner Fürstenhau­ses erhielt. Ob er nicht für das leibliche Wohl von Fürstin Delia und Fürst Carl-Friedrich zu Oettingen-Wallerstei­n sorgen wolle, wurde er gefragt. Er wollte. „Das war schon spannend.“Brosi bekam das

Leben im Schloss hautnah mit. „Am Anfang war die Familie etwas skeptisch, hat gesagt, ohje, der Bayer kocht.“Brosi lacht. Schnell aber seien alle überzeugt gewesen. Er kochte für Gäste des Fürsten, darunter die Unternehme­rs-Familien Oetker und Jacobs, und bekam Einblicke in eine Welt, die sonst eher im Verborgene­n bleibt.

In jener Zeit bekam Brosi auch die Möglichkei­t, während des World Economic Forums in Davos für Staatsmänn­er vieler Länder zu kochen. Sehr spannend, aber mitunter auch hochanstre­ngend sei das gewesen, erinnert er sich. „Es gab Tage, da habe ich in der Küche geschlafen.“Auf engstem Raum und in persönlich­en Gesprächen mit Männern wie Frederik de Klerk, damaliger Präsident Südafrikas und Friedensno­belpreis-Träger, sowie Salinas de Gortari, zu jener Zeit skandalgeb­eutelter Präsident Mexikos. Die Sicherheit­svorkehrun­gen dabei seien enorm gewesen, mit Vorkostern, minutiös durchgetak­teten Zeitplänen und Bodyguards.

Seine Faszinatio­n für das Kochen entdeckte Brosi schon als kleines Kind. Mit zehn Jahren half er seiner Oma in der Küche, brutzelte und briet erste Gerichte. Profession­ell lernte er sein Handwerk im Bopfinger Wirtshaus „Zum Sonnenwirt.“Und das trotz anfänglich­en Widerstand­s der Eltern. „Die wollten, dass ich in die Industrie gehe“, sagt der Wirt und lacht. Doch Brosi setzte seinen Willen durch. Nach der Ausbildung machte er im Jahr 1986 seinen Meister, arbeitete danach für verschiede­ne Luxushotel­s. „Es war die richtige Entscheidu­ng“, resümiert der Gastronom heute.

Seine Leidenscha­ft für das Kochen sollen auch seine Gäste spüren. Seit nunmehr 25 Jahren betreibt Brosi gemeinsam mit seiner Frau zahlreiche­n

Nicole den Gasthof „Zum Goldenen Löwen“in Wallerstei­n. Zu finden ist es direkt beim Schloss Wallerstei­n oberhalb des Ortes. „Unser Lokal ist klein und kuschelig. Ich glaube, das schätzen unsere Gäste“, sagt Nicole Brosi. Sie kümmert sich um die Bewirtung – und darum, dass sich die Menschen wohlfühlen. Auf der Speisekart­e stehen überwiegen­d regionale sowie saisonale Produkte. Wild, Pfifferlin­ge, Spargel. „Aber mein Zugpferd sind Maultasche­n.“Der Koch bietet sie in unterschie­dlichsten Variatione­n an, viele davon sind Eigenkreat­ionen.

Macht dem Ehepaar die CoronaKris­e zu schaffen? „Man kann schon sagen, dass es ein finanziell­er Totalschad­en ist“, sagt der Koch. Mit staatliche­r Hilfe und Lieferdien­stService gehe es für ihn und seine Frau aktuell einigermaß­en. „Aber es ist sehr traurig zu sehen, dass Kollegen, die sich 25 Jahre etwas aufgebaut und ein Leben lang gearbeitet haben, in so kurzer Zeit vor dem Aus stehen.“

 ?? Foto: David Holzapfel ?? Klaus und Nicole Brosi stehen vor der Eingangstü­r ihres Gasthauses „Zum Goldenen Löwen“. Hier bewirtet das Ehepaar seit nunmehr 25 Jahren seine Gäste. Wegen des Coronaviru­s dürfen auch sie aktuell nur den Außenberei­ch öffnen.
Foto: David Holzapfel Klaus und Nicole Brosi stehen vor der Eingangstü­r ihres Gasthauses „Zum Goldenen Löwen“. Hier bewirtet das Ehepaar seit nunmehr 25 Jahren seine Gäste. Wegen des Coronaviru­s dürfen auch sie aktuell nur den Außenberei­ch öffnen.

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