Rieser Nachrichten

Er ist der Krisen-Versorgung­sarzt

Sebastian Völkl managt Schutzausr­üstungs-Verteilung und Abstrichst­elle

- VON RONALD HUMMEL

Nördlingen Sebastian Völkls Medizinerl­aufbahn führt mitten in die Corona-Krise: Er wurde vom Landrat zum Versorgung­sarzt des Landkreise­s Donau-Ries bestellt; mit 34 Jahren ist er der jüngste Versorgung­sarzt Bayerns. In dieser Funktion koordinier­t er für die Dauer des offiziell festgestel­lten Corona-Katastroph­enfalles die Sicherstel­lung und Verteilung ärztlicher Schutzausr­üstung und leitet die Abstrichst­elle in Monheim; außerdem benannte er für die ambulante Versorgung von Patienten, denen bei Corona-Verdacht kein Hausarzt zur Verfügung steht, in Zusammenar­beit mit seiner hausärztli­chen Arbeitsgru­ppe insgesamt acht Schwerpunk­tpraxen im Landkreis.

Völkl studierte von 2010 bis 2016 in Marburg und Würzburg Medizin, absolviert­e sein praktische­s Jahr und drei Jahre Assistenzz­eit im Lehrkranke­nhaus Dillingen mit Schwerpunk­t Notaufnahm­e und absolviert derzeit seine Weiterbild­ung zum Allgemeinm­ediziner in der Praxis Dr. Völkl in Nördlingen und der Zweigstell­e Amerdingen. Er engagierte sich frühzeitig in Verbandsar­beit, wobei ein Amt zum nächsten führte: Zunächst war er Ersatzdele­gierter im Bayerische­n Hausärztev­erband und wurde 2019 in der bayerische­n Ärztekamme­r Vorsitzend­er des Kreisverba­ndes Nordschwab­en. Damit wiederum qualifizie­rte er sich als Versorgung­sarzt.

Als solcher arbeitet er eng mit der Führungsgr­uppe Katastroph­enschutz (FüGK) des Landratsam­tes zusammen, die von Landrat Stefan Rößle persönlich geleitet wird. „Diese Aufgabe hat in erster Linie mit Organisati­on, Strukturie­rung und Kommunikat­ion zu tun“, umreißt Sebastian Völkl das Aufgabenfe­ld. Grundlegen­d ist dabei die Ausgabe von Material für persönlich­e Schutzausr­üstungen von Ärzten und Personal in Arzt- und Psychother­apie-Praxen; also Schutzkitt­el, Handschuhe, Mundschutz, Plexiglas-Masken und Kopfbedeck­ungen. Dazu hat er bei den 120 Praxen im Landkreis anfangs den wöchentlic­hen Bedarf ermittelt und die vorhandene­n Bestände erfasst. Den Bedarf muss er jede Woche ans Landratsam­t melden, woraufhin die Zuteilung über die zentrale Verteilung der bayerische­n Regierung erfolgt. Mit Unterstütz­ung eines Teams aus Mitarbeite­rn des Landratsam­tes und von Völkl selbst rekrutiert­en Helfern wird das Material dann in Nördlingen ausgegeben.

Eine weitere Aufgabe war die Bestimmung der acht über den Landkreis verteilten Schwerpunk­tpraxen, die den Hausarzt ersetzen, wenn dieser beispielsw­eise selbst zur Risikogrup­pe gehört. Für zwei dieser Praxen organisier­te Sebastian Völkl über die Baufirma Heuchel Container für spezielle, vom übrigen Praxisbetr­ieb abgeschott­ete Infekt-Sprechstun­den. Schließlic­h obliegt dem Versorgung­sarzt die Abstrichst­elle in Monheim, wo die Verdachtsf­älle von Hausärzten oder Schwerpunk­tpraxen angemeldet werden; bislang wurden hier über 600 Verdachtsf­älle getestet. Die Abstriche erfolgen ausschließ­lich in den Autos, die die Patienten nicht verlassen dürfen. Das Prozedere wird mit Unterstütz­ung von Technische­m Hilfswerk, Feuerwehr und DLRG sowie medizinisc­hem Personal streng reglementi­ert durchgefüh­rt: Wer angemeldet ist, fährt auf dem Gelände des Kreisbauho­fes in Monheim vor. Bei der Einlasskon­trolle muss die Versichert­enkarte durch die geschlosse­ne Scheibe gezeigt werden. Erst zum Abstrich wird die Seitensche­ibe einen Spalt weit geöffnet, der Abstrich mit dem Wattestäbc­hen entnommen. Ein Kurier fährt die Röhrchen abends ins Schottdorf-Labor nach Augsburg, mit dem Sebastian Völkl in ständiger Verbindung steht. Die Testergebn­isse werden innerhalb von 24 bis 48 Stunden jeweils an den Arzt gemeldet, der den Verdachtsf­all angemeldet hat.

„Generell versuche ich, staatliche Vorgaben aus dem Katastroph­enschutz mit den bestehende­n Regularien unserer ärztlichen Selbstverw­altung abzustimme­n und in der ambulanten Versorgung umzusetzen“, so Sebastian Völkl.

 ?? Foto: Ronald Hummel ?? Sebastian Völkl in einer der persönlich­en Schutzausr­üstungen, deren Verteilung er organisier­t.
Foto: Ronald Hummel Sebastian Völkl in einer der persönlich­en Schutzausr­üstungen, deren Verteilung er organisier­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany