Rieser Nachrichten

Es wird Sommer am Sternenhim­mel

Die Sonne steht am Gipfel ihrer Jahresbahn. Venus zieht sich als Abendstern zurück und verschwind­et hinter dem Mond

- VON HANS-ULRICH KELLER, DPA

Stuttgart Im Juni erklimmt die Sonne den Gipfel ihrer Jahresbahn: Am 20. erreicht sie um 23.44 Uhr im Sternbild Stier den sogenannte­n Sommerpunk­t. Damit beginnt der astronomis­che Sommer. Nur wenige Stunden später wechselt die Sonne am Vormittag des 21. ins Sternbild Zwillinge. In den Morgenstun­den des 21. tritt um 8.41 Uhr die Neumondpha­se ein. Da der Mond fast zeitgleich auf die Nordseite der Erdbahnebe­ne wechselt, zieht er vor der Sonne vorbei und verdeckt sie – eine Sonnenfins­ternis ereignet sich.

Da sich der Mond nur sechs Tage vorher mit 404600 Kilometer in Erdferne befindet, ist die Neumondsch­eibe etwas kleiner als die Sonnensche­ibe, es kommt zu einer ringförmig­en Sonnenfins­ternis. Sie bleibt aber von Mitteleuro­pa aus unbeobacht­bar. Die Zone der ringförmig­en Phase beginnt in Zentralafr­ika, zieht über Südarabien, Nordindien und Südostasie­n und endet im Pazifische­n Ozean. Zum Höhepunkt der Finsternis dauert die ringförmig­e Phase nur 38 Sekunden bei einer Breite der Zone von 21 Kilometer, in der der dunkle Neumond von einem gleißenden Ring umgeben ist.

Vollmond tritt am 5. um 21.12 Uhr ein. Da der Mond bereits am nächsten Tag wieder auf die Südseite der Erdbahnebe­ne wechselt, streift er den Halbschatt­en der Erde. 21.25 Uhr ist die Mondkugel zu 59 Prozent im Halbschatt­en. Die Südkalotte des Mondes zeigt eine leichte Abschattun­g, die kaum auffällt. Der Mond befindet sich dabei gerade im Aufgang. Bis er sich über die dichtesten Dunstschic­hten am Horizont erhoben hat, ist die Finsternis so weit fortgeschr­itten, dass sie nicht mehr wahrgenomm­en werden kann. Der Austritt des Mondes aus dem Halbschatt­en um 23.07 bleibt unbeobacht­bar. Zweimal kommt der Mond im Juni in Erdnähe: Am 3. trennen ihn 364 370 Kilometer und am 30. dann 368960 Kilometer von uns.

Nachdem Venus sich Ende Mai als Abendstern zurückgezo­gen hat, bleibt der frühe Abendhimme­l ohne helle Planeten. Nur der flinke Merkur lässt sich in der fortgeschr­ittenen Abenddämme­rung noch in der ersten Juniwoche tief am Westhimmel erspähen. Venus überholt am 3. die Erde auf der Innenbahn. Danach hält sie sich, von der Erde aus gesehen, westlich der Sonne auf. Mitte Juni taucht unser innerer Nachbarpla­net am Morgenhimm­el auf. Noch über das Jahresende hinaus spielt Venus ihre Rolle als Morgenster­n.

Ein besonderes Himmelssch­auspiel ereignet sich am Vormittag des 19.: Venus verschwind­et hinter dem Mond. Von 9.55 Uhr bis 10.45 Uhr bedeckt der Mond die Venus. Diese Zeiten gelten für den zentralen Ort in Mitteleuro­pa 50° Nord und 10° Ost. Für andere Orte in Deutschlan­d weichen die Zeiten um wenige Minuten ab. Da die Venusbedec­kung am Taghimmel stattfinde­t, ist ein Fernglas oder Teleskop erforderli­ch, um sie zu verfolgen. Der Eintritt erfolgt am hellen Rand der abnehmende­n Mondsichel, der Austritt am dunklen Rand. Vorsicht ist geboten, damit man nicht Fernglas oder Fernrohr zur Sonne richtet.

Am späteren Abend erscheint Jupiter am Südosthimm­el. Der Riesenplan­et hält sich im Sternbild Schütze auf und übertrifft mit seinem weißen Glanz alle Sterne. Zu Monatsbegi­nn erfolgt der Jupiterauf­gang eine Viertelstu­nde nach Mitternach­t, am Monatsende zwei Stunden früher. Saturn im Sternbild Steinbock folgt Jupiter eine Viertelstu­nde später. Der Ringplanet wird von Jupiter verfolgt, der ihn Ende Dezember schließlic­h einholt. Es ist spannend, in den folgenden Monaten zu beobachten, wie Jupiter immer näher an Saturn heranrückt. In der Nacht vom 8. auf 9. Juni zieht der abnehmende Mond südlich an den beiden Riesenplan­eten vorbei.

Mars kann in der zweiten Nachthälft­e gesehen werden. Bis Monatsende verfrühen sich seine Aufgänge auf eine Stunde nach Mitternach­t. Der Rote Planet wandert durch das Sternbild Wassermann und wechselt am 24. in die Fische. Seine Helligkeit wächst weiter an. Gegen Ende Juni wird Mars zu einem auffällige­n Gestirn. Damit übertrifft er deutlich Saturn an Helligkeit. Der abnehUm mende Mond begegnet Mars am 13. nach Mitternach­t. Den sonnenfern­sten Planeten Neptun überholt Mars am 12. Juni drei Vollmondbr­eiten südlich. Neptun ist so lichtschwa­ch, dass er mit bloßen Augen nicht zu sehen ist.

Der abendliche Fixsternhi­mmel stellt sich auf den Sommer ein. Das Frühlingss­ternbild Löwe neigt sich

dem Untergang zu. Im Südwesten nimmt die Jungfrau mit der bläulichen Spica ihren Platz ein. Hoch im Süden leuchtet der orange Arktur im Sternbild Bootes. Neben ihm fällt der Sternenhal­bkreis der Nördlichen Krone auf.

Am Osthimmel ist das Sommerdrei­eck bereits aufgegange­n. Es setzt sich aus den Sternen Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler zusammen. Der Große Wagen hat die Mittagslin­ie überschrit­ten und beginnt mit seinem Abstieg. Sein mittlerer Deichselst­ern, Mizar, gilt als Augenprüfe­r. Knapp neben ihm steht ein lichtschwa­ches Sternchen, Alkor, das Reiterlein. Normalsich­tige Augen sollten Alkor erkennen. Den Südosthimm­el nimmt das Sternbild Schlangent­räger mit der Schlange ein. Am durch künstliche Lichtquell­en aufgehellt­en Nachthimme­l ist dieses Bild kaum zu erkennen.

Tief am Südhimmel steht die Waage, gefolgt vom Skorpion. In ihm funkelt der rote Antares – ein roter Überriesen­stern in 600 Lichtjahre­n Entfernung. Trotz der großen Distanz gehört er zu den Sternen erster Größenklas­se. Seine wahre Leuchtkraf­t entspricht dem Zwölftause­ndfachen unserer Sonne. Der Antaresglo­bus ist so riesengroß, dass unser inneres Sonnensyst­em bis zur Marsbahn in seinem Gasleib Platz fände. Die Waage ist weniger auffallend als der Skorpion, aber dennoch gut erkennbar. Allerdings sind nur vier Sterne so hell, dass man sie mühelos mit bloßen Augen sehen kann. Als Mitglied des Tierkreise­s ziehen Sonne, Mond und Planeten durch die Waage. Vor zweitausen­d Jahren lag noch der Herbstpunk­t in der Waage, weshalb er noch heute den Beginn des gleichnami­gen Tierkreisz­eichens markiert.

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Grafik: AZ-Grafik/dpa So sieht der Sternenhim­mel im Juni aus.

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