Nördlingen soll radfreundlich werden
Der Stadtrat beschließt ein Radwegekonzept. Welche Verbesserungen in der Kernstadt geplant sind und wie die Ortsteile besser angebunden werden sollen
Nördlingen Wird Nördlingen doch noch eine Fahrradstadt? Werden sich in und um die Große Kreisstadt Radler, Autofahrer und Fußgänger eines Tages auf Augenhöhe begegnen? Und ist der politische Wille vorhanden, im Bereich der Mobilität einen wirklichen Paradigmenwechsel anzustreben mit der Gefahr, großen Ärger mit Handel und Gewerbe zu bekommen, wenn etwa Parkflächen zugunsten von Radstreifen geopfert werden?
Der momentane Zeitgeist dürfte bei all diesen Fragen der Politik in die Karten spielen. Raus aus dem Auto, rauf auf’s Fahrrad, wo immer es möglich ist, lautet mehr denn je die Devise. Warum nicht auch in Nördlingen?
Der Stadtrat hat am Donnerstagabend bei seiner Sitzung im Stadtsaal Klösterle jedenfalls die Basis für eine solche Entwicklung gelegt, indem er das bereits vor zwei Jahren angestoßene und mittlerweile abgeschlossene Radverkehrskonzept für die Stadt mit großer Mehrheit verabschiedet hat. Dagegen stimmten Dr. Heinrich Richter und Markus Landenberger-Schneider (beide CSU).
Bereits im Februar hatte sich der Bauausschuss mit der vom Darmstädter Fachbüro VAR+ (VerkehrsAlternative Rad) erarbeiteten Expertise befasst und diese diskutiert. Oberbürgermeister David Wittner wollte jedoch auch die neu gewählten Stadtratsmitglieder auf den neuesten Stand bringen und hat deshalb VAR-Geschäftsführer Uwe Petry gebeten, das Konzept in seinen Grundzügen nochmals vor dem neu zusammengesetzten Gremium zu erläutern.
Wittner selbst machte die klare Ansage, dass es ihm ein großes Anliegen sei, das Radfahren in seiner Stadt voranzutreiben und ausgerichtet an den vorhandenen finanziellen Ressourcen Verbesserungen für die Radler auch umzusetzen. Freilich könnten nicht alle aufgelisteten Projekte verwirklicht werden. Allein aus finanziellen Erwägungen sei dies nicht machbar. Vor diesem Hintergrund kündigte der OB eine Prioritätenliste an.
Petry ging in seinem Vortrag auf die Hauptanliegen seines Konzeptes ein. Einmal gehe es darum, die Stadtteile durch „Basisrouten“mit der Altstadt sinnvoll zu verbinden. Auf „Pendlerrouten“wären umliegende Kommunen wie Trochtelfingen, Möttingen, Oettingen oder Deiningen im Umkreis von rund 15 Kilometern erreichbar.
Für den Stadtbereich gelte, wichtige Achsen fahrradfreundlich zu gestalten. Infrage kämen hierfür die Wemdinger Straße, BürgermeisterReiger-Straße oder die Lerchenstraße. Nachholbedarf hat Petry in der Augsburger Straße ausgemacht, wo in Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Bauamt nachhaltige Verbesserungen für Radler angestrebt werden sollten. Auf die Herlinstraße treffe das gleiche zu. Oberstes Ziel sei es, durch entsprechende Markierungen oder gegebenenfalls durch Umbauten, Gefahrenstellen zu beseitigen und dem Radfahrer ein sicheres Fortkommen zu ermöglichen.
Bei den Fraktionen stieß das Konzept auf breite Zustimmung. CSU-Fraktionschef Steffen Höhn sagte, er nehme es „mit Freude“zur Kenntnis. Positiv sei, dass darin Radfahrer als gleichwertige Partner im Straßenverkehr betrachtet würden. Eine schrittweise Umsetzung unterstütze die CSU.
Sein Kollege von der StadtteilListe Thomas Mittring betonte, seine Fraktion werde auf die Umsetzung der Vorschläge vor allem in den Stadtteilen ein Auge werfen. Gleichzeitig könne er sich vorstellen, Anreize zu schaffen, um zugunsten des Fahrrades auf das Auto zu verzichten. Helmut Beyschlag (PWG) meinte, Nördlingen sei mit dem Konzept auf einem guten Weg. Die einzelnen Maßnahmen würden die Sicherheit der Radfahrer erhöhen. Einen Aufschwung kann sich Beyschlag für den Tourismus vorstellen: „Je besser sich in Nördlingen radeln lässt, um so mehr wird sich auch der Fremdenverkehr entwickeln.“
Als „bedeutenden Meilenstein“hin zu einer Fahrradstadt Nördlingen bezeichnete Wolfgang Goschenhofer (Grüne/Frauenliste) die Expertise von VAR. Er verwies gleichzeitig auf die Initiativen seiner Fraktion für das Stadtradeln, einem Verleih für Lastenräder und einem Mobilitätsbeauftragten für die Stadt.
Für die SPD sei es wichtig, bei größeren Maßnahmen die Bürgerschaft zu beteiligen, erklärte Fraktionsvorsitzende Gabriele Fograscher. Das Konzept sei nicht zuletzt deshalb zu unterstützen, weil sich durch die Förderung des Radverkehrs das Thema Nachhaltigkeit mit dem Gesundheitsaspekt gut verknüpfen lasse.