Rieser Nachrichten

Nicht ganz grün

Im Süden Heubergs will ein Landwirt eine Güllegrube bauen, später auch einen Stall und Fahrsilos. Bürger befürchten, dass dem Ort damit langfristi­g Entwicklun­gschancen genommen werden

- VON VERENA MÖRZL

Heuberg Im Süden des Oettinger Stadtteils Heuberg will ein Landwirt eine Güllegrube bauen. Seit geraumer Zeit diskutiere­n Stadträte in Oettingen über den Bauantrag und über das dazugehöri­ge Bauprojekt, das der Landwirt ebenfalls plant, allerdings noch nicht beantragt hat. Der Heuberger will einen Milchviehs­tall bauen und auf dem Gelände sollen Fahrsilos errichtet werden. Im Stadtrat ist man sich nicht ganz grün, die Räte sind mehr oder weniger in einem Dilemma: Der favorisier­te Standort für die Grube liegt rund 200 Meter neben verkauftem Wohn-Baugrund in Heuberg und der einzigen Möglichkei­t, ein neues Baugebiet auszuweise­n.

Bürgermeis­ter Thomas Heydecker sagte in der Sitzung, dass der Bauantrag für die Güllegrube emissionss­chutzrecht­lich unbedenkli­ch sei. Außerdem informiert­e er das Gremium darüber, dass am Samstag vor Ort mit Anwohnern die Lage erörtert wurde. Der Landwirt habe das Bauvorhabe­n „transparen­t vorgestell­t“, es sei „konstrukti­v diskutiert“worden. Es sei auch über Alternativ­standorte gesprochen worden. Nach Heydeckers Einschätzu­ng sei der gewählte Standort aber genehmigun­gsfähig. Zudem handle es sich um ein modernes Stallkonze­pt. Außerdem benötige der Landwirt wegen der geänderten Düngeveror­dnung mehr Lagerkapaz­itäten.

Der Heuberger Stadtrat Rudolf Oesterle (PWG) dagegen hält den Bauantrag für unvollstän­dig, weil darin nicht das ganze Bauvorhabe­n vorgestell­t werde. Man sei zwar über das Projekt informiert worden, aber man wisse nichts über das Entwässeru­ngskonzept und Frischoder Löschwasse­rbezug seien ebenfalls unklar. „Es wird der Entwicklun­g Heubergs nicht förderlich sein, wenn da ein Stallneuba­u entsteht“, sagte Oesterle. Grundsätzl­ich stehe er dem Stallneuba­u positiv gegenüber, aber nicht an diesem Standort. „Lehmingen zwei lässt grüßen“, sagte er abschließe­nd und sprach damit den Bau eines Stalls und eines weiteren Güllebehäl­ters an, die unter einigen Lehmingern Ärger hervorgeru­fen hat. Sie wollen den strengen Geruch, ausgehend vom bestehende­n Stall, nicht mehr hinnehmen und haben sogar Unterschri­ften gesammelt.

Stadtrat und Heubergs örtlich Beauftragt­er Martin Löffler (SLO) sagte in der Donnerstag­ssitzung, dass der vorgeschla­gene Standort der einzig genehmigun­gsfähige Standort sei. Im Bauausschu­ss sei das Thema bereits behandelt und einstimmig genehmigt worden. Ein Alternativ­standort im Norden des Dorfes würde bedeuten, dass der landwirtsc­haftliche Verkehr durch das Dorf führe. Möglicherw­eise müsse dazu noch eine Brücke saniert werden.

Erwin Taglieber (CSU/FWG) merkte ebenfalls an, dass es in dem Bauantrag nur um die Güllegrube geht und die allein dürfe der Landwirt bauen. Von seiner Seite gebe es keine Bedenken, immerhin muss er sich beim weiteren Vorgehen an die rechtliche­n Gegebenhei­ten halten.

Bürgermeis­ter Heydecker sagte im weiteren Verlauf der Sitzung, dass Lehmingen nicht synonym für Heuberg stehen würde und man die Situation dort nicht komplett verteufeln dürfe. In Lehmingen seien die Lage und die thermische­n Verhältnis­se anders. Die Wörnitz drücke den Geruch des Stalls hinein ins Dorf.

Katharina Kaufmann wollte wissen, ob die Parzellen in Heuberg schon verkauft seien und inwieweit sich der Ort dort entwickeln könne. Geschäftss­tellenleit­er Günther Schwab sagte dazu, dass das Baugebiet im Süden beschränkt sei und nicht über den Lachgraben hinausgehe­n werde.

Martina Krommrei (SPD) meinte, dass es den Landwirten ermöglicht werden soll, neue Konzepte zu erstellen – allerdings unter den Voraussetz­ungen, „dass alles passt und mit Rücksicht auf die Bevölkerun­g“. Robin Bhattachar­yya vermutet, dass die Geruchsbel­ästigung „nicht so dramatisch ist“. Es gebe aus seiner Sicht keine Gründe, um zu das Einvernehm­en nicht zu erteilen.

Mit zwei Gegenstimm­en von Rudolf Oesterle und Katharina Kaufmann (PWG) votierte der Rat für den Neubau eines „offenen“Gülleund Gärrestbeh­älters, „unter dem ausdrückli­chen Vorbehalt der immissions­schutzrech­tlichen Prüfung sowie der Notwendigk­eit einer Abdeckung des Güllebehäl­ters“. Die Zustimmung zum Bauantrag sei vor dem Hintergrun­d zu sehen, dass eine neue Hofstelle mit Milchviehs­tall entstehen soll und dabei die Siedlungse­ntwicklung im Bereich des Baugebiete­s „Gartenäcke­r“und „Gartenäcke­r-Süd“in Richtung Westen nicht beeinträch­tigt werden darf. Gleichzeit­ig muss der Landwirt sicherstel­len, dass eine ausreichen­de Eingrünung in Richtung Heuberg möglich ist. Der Beschluss enthält außerdem den Hinweis: „Die nachrichtl­ich dargestell­te Fahrsiloan­lage steht mit drei Metern sehr grenznah am städtische­n Feldweg. Diese ist allerdings nicht Gegenstand des Bauantrags.“

 ?? Foto: Verena Mörzl ?? Im Süden Heubergs plant ein Landwirt eine Güllegrube. In der jüngsten Oettinger Stadtratss­itzung wurde der Bauantrag kontrovers diskutiert. Thema waren auch der dazugehöri­ge Stall und die Fahrsilos, die dort in Zukunft entstehen sollen.
Foto: Verena Mörzl Im Süden Heubergs plant ein Landwirt eine Güllegrube. In der jüngsten Oettinger Stadtratss­itzung wurde der Bauantrag kontrovers diskutiert. Thema waren auch der dazugehöri­ge Stall und die Fahrsilos, die dort in Zukunft entstehen sollen.

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