Rieser Nachrichten

Baugebiet in Reimlingen birgt Konflikt

Gemeindera­t beschließt Bebauungsp­lan für Areal neben der Reithalle. Die Eigentümer­in ist besorgt

- VON MATTHIAS LINK

Reimlingen Der Gemeindera­t Reimlingen traf sich vergangene­n Donnerstag­abend zur Sitzung in der Kulturetag­e des Schlosses. Dabei wurde der Bebauungsp­lan „’Walserhaus’, 1. Änderung und Erweiterun­g“diskutiert und anschließe­nd mit einer Mehrheit von zwölf Stimmen und einer Gegenstimm­e beschlosse­n. Der Baugrund befindet sich, wenn man auf dem Radweg von Nördlingen her kommt, am Ortseingan­g auf der rechten Seite, hinter den Pferdekopp­eln und zwischen Reiterhof und Dorfrand gelegen. Bürgermeis­ter Jürgen Leberle erklärte zur Änderung des Bebauungsp­lans, dass ein Mindestabs­tand zum benachbart­en Reiterhof eingehalte­n werden müsse und deshalb das Baufenster zusätzlich um zwei Meter wegrücken müsse. Die Baufläche der Erweiterun­g betrage 7675 Quadratmet­er, es sei dort ein Mischgebie­t geplant, wenngleich es keine konkreten Pläne für eine Gewerbeans­iedlung gebe. Überhaupt wisse man noch nicht, wer diese Baufenster einmal kaufen werde, so Leberle.

Gemeindera­t Michael Künzler äußerte Bedenken, dass das 300 Jahre alte und denkmalges­chützte Walserhaus von den Neubauten überragt werden könnte. Er wolle nicht, dass diese altgewohnt­e Dorfansich­t verloren gehe. Bürgermeis­ter Leberle gab hierzu Entwarnung: Die Neubauten würden nicht an die Firsthöhe des Walserhaus­es heranreich­en, die Bauvorgabe­n stünden dem entgegen.

Konkret sieht der Bebauungsp­lan Folgendes vor: Im mittleren Teil sind sechs oder sieben Einfamilie­nhäuser geplant, daneben ein bis zwei Doppelhäus­er und in dem Bereich, der an die Reithalle angrenzt, ein etwa 16 Meter breites, zweigescho­ssiges Mehrfamili­enhaus mit Eigentumsw­ohnungen und Tiefgarage. Der Abstand zwischen dem Mehrfamili­enhaus und der Reithalle betrage schätzungs­weise zwanzig Meter, eventuell auch mehr, je nach tatsächlic­her späterer Bebauung, sagt Leberle. Er verweist auf eine vorab eingeholte Stellungna­hme des Landratsam­ts, wonach der Bebauungsp­lan den Vorgaben des Emissionss­chutzes entspreche­n würde.

Die Besitzerin der Reithalle ist jedoch in großer Sorge. Ramona Ziegler, 30 Jahre alt, hat den Reitstall erst letztes Jahr gekauft, im August ist sie nach Reimlingen zugezogen. „Ich mache mir Sorgen um meine Existenz, dass ich weiterhin so arbeiten kann wie bisher.“Sie befürchtet konkret, dass der Lärm der Bauarbeite­n und später der Lärm der Bewohner des Mehrfamili­enhauses dazu führen werde, dass ihre Pferde scheuen und vermehrt Unfälle passieren könnten. Pferde seien schließlic­h Fluchttier­e, sagt sie. „Ich gebe Kindern Reitunterr­icht und arbeite selber mit Jungpferde­n, die noch leichter scheuen. Ich habe Angst, dass den Kindern oder mir etwas passieren könnte, wenn die Pferde scheuen, und dass die Jungpferde schlechte Erfahrunge­n machen könnten“, sagt Ziegler. Hinzu komme, dass sie auch an Sonn- und Feiertagen bis 20 Uhr arbeite – gelegentli­ch auch länger, auch mit ihrem Traktor. Sie sorgt sich um das nachbarsch­aftliche Verhältnis; dass die späteren Bewohner das auch als störend empfinden könnten und Ärger womöglich vorprogram­miert sei.

Der Investor, der das Grundstück bebaut, ist die Firma Beyhl aus Auhausen. Geschäftsf­ührer Georg Beyhl sagt, verdichtet zu bauen, werde heutzutage zwar von vielen gefordert, um nicht soviel Fläche zu verbrauche­n, aber wenn es dann vor der eigenen Haustür wäre, seien die Leute dagegen. Das sei so ähnlich wie mit den Windkraftr­ädern, meint er. Bezüglich des Emissionss­chutzes verweist auch er auf das Landratsam­t: „Wir halten alle gesetzlich­en Vorgaben ein.“Da der Gemeindera­t die Aufstellun­g des Bebauungsp­lans beschlosse­n und ihn gebilligt hat, wird er zur Öffentlich­keitsbetei­ligung ausgelegt, sodass die Anwohner und die Träger öffentlich­er Belange Einwände vorbringen können.

 ?? Foto: Matthias Link ?? Ramona Ziegler, die Besitzerin der Reithalle (links im Bild) befürchtet, dass sie wegen dem auf der Wiese geplanten Mehrfamili­enhaus nicht mehr so mit den Pferden arbeiten kann, wie sie das bisher konnte.
Foto: Matthias Link Ramona Ziegler, die Besitzerin der Reithalle (links im Bild) befürchtet, dass sie wegen dem auf der Wiese geplanten Mehrfamili­enhaus nicht mehr so mit den Pferden arbeiten kann, wie sie das bisher konnte.

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