Biergarten mit Tradition
Die Keller auf der Marienhöhe waren schon im 19. Jahrhundert beliebtes Ziel von Nördlinger und Rieser Sommerfrischlern. Jetzt wird der Rotochsenkeller wiederbelebt
Die Keller auf der Nördlinger Marienhöhe waren schon im 19. Jahrhundert beliebtes Ziel von Sommerfrischlern. Jetzt wird der Rotochsenkeller wiederbelebt.
Nördlingen Wenn Patricia BonrathLandgraf oft bereits am frühen Morgen ihren ersten Kaffee im Freien genießt, dann hat sie einen herrlichen Blick auf den alten Baumbestand der Marienhöhe. Und auf zwei stattliche Holzhütten, die auf die frühere Nutzung des weitläufig geschotterten Grundstücks hinweisen. Da ist es kein Wunder, dass Bonrath-Landgraf, die seit knapp zwei Jahren mit ihrem Mann Jürgen Landgraf auf dem Rotochsenkeller wohnt, vor gut vier Wochen an einem dieser morgendlichen Momente eine Idee hatte. Einen Gedanken, der mit der langen Tradition des Geländes eng verknüpft ist.
Patricia Bonrath-Landgraf möchte zusammen mit ihrer Schwester Alexandra Bonrath die Biergartenkultur auf dem Rotochsenkeller wiederbeleben. Die endete zuletzt im August 2017, als Nico Jilka an dieser Stelle die Türen seiner Schauspiel-Manufaktur zusperrte und die Schlüssel seinem Vermieter Markus Landenberger-Schneider zurückgrüßen, Der Mälzerei-Besitzer und bis vor kurzem Zweite Bürgermeister Nördlingens betonte damals, künftig keinen Gastronomiebetrieb mehr dort zu wollen und stattdessen das Gebäude zu Wohnzwecken umzubauen. Der erste Stock wurde bereits im Herbst 2017 bezugsfertig, das Erdgeschoss ein Jahr später. Die kleine Schankstube und die Küche im Erdgeschoss blieben bestehen, genauso die Kühlräume und die Toilettenanlagen im Keller.
Die Bonrath-Schwestern sind die vierte Generation einer alten Artistenund Schausteller-Familie und seit vielen Jahren auf der Nördlinger Mess’ (Imbissbude) und auf dem Weihnachtsmarkt („Feuerzangenbowle“) vertreten. Durch die Corona-Pandemie und das folgende Verbot von Großveranstaltungen sind ihnen sämtliche Einkommensmöglichkeiten auf den Volksfesten Süddeutschlands weggebrochen. „Wir mussten davon ausgehen, dass das dieses Jahr nichts mehr wird“, sagt Patricia Bonrath-Landgraf und so suchten die beiden nach Alternativen. Da lag die Idee nahe, den Biergarten auf dem Rotochsenkeller wieder zum Leben zu erwecken. Die Schankanlage in einer der beiden Holzbuden und die Beleuchtung wurden instandgesetzt, die professionelle Küche sowie die Kühl- und die Toilettenanlagen wieder in Betrieb genommen. Gestern nachmittag wurde der entsprechende Vertrag unterschrieben, die Schankerlaubnis erteilt. Am morgigen Donnerstag soll’s losgehen.
„Pattis Biergarten“, so der Namen des neuen Gastronomiebetriebs in Anspielung auf den Spitznamen von Patricia Bonrath-Landgraf, will auf regionale Produkte setzen. Faßund Flaschenbier (u.a. Mess’-Bier vom Fass) kommen aus Nördlingen und Wallerstein, Wurst und Fleisch aus Oettingen und Pfäfflingen. An der genauen Zahl der zur Verfügung stehenden Plätze wird angesichts der aktuellen Hygiene- und Abstandsvorschriften noch gebastelt, bis zu 100 könnten es werden. „Die Wiedereröffnung eines so traditionsreichen Ausflugskellers, der in der Wahrnehmung der Bevölkerung tief verankert ist, kann man nur begab. auch wenn das Projekt natürlich der besonderen Situation in diesem Jahr geschuldet ist. Ich wünsche den Betreibern, dass das Angebot gut angenommen wird“, sagt Nördlingens Oberbürgermeister David Wittner.
Der Rotochsenkeller ist ein Baudenkmal der Stadt Nördlingen. Bereits 1855 wurden vier tonnengewölbte Keller in zwei Geschossen in den Felsen an der Marienhöhe gehauen. Der Satteldachbau mit Fachwerk wurde 1882 errichtet. Die grundlegende Sanierung übernahm 1991 der Nördlinger Bauunternehmer Hannes Siegling, der eine mittlere sechsstellige Summe in das Gelände investierte und anschließend 20 Jahre lang Biergarten und teilweise Tanzlokal betrieb.
O„Pattis Biergarten“ist jeweils von Donnerstag bis Sonntag geöffnet, am Donnerstag und Freitag von 17 bis 22 Uhr, am Samstag und Sonntag von 11 bis 22 Uhr. Der Parkplatz befindet sich zwischen den Tennisplätzen des TC „RotWeiß“Nördlingen; der Zugang ist nur von hier aus möglich.