Rieser Nachrichten

Biergarten mit Tradition

Die Keller auf der Marienhöhe waren schon im 19. Jahrhunder­t beliebtes Ziel von Nördlinger und Rieser Sommerfris­chlern. Jetzt wird der Rotochsenk­eller wiederbele­bt

- VON ROBERT MILDE

Die Keller auf der Nördlinger Marienhöhe waren schon im 19. Jahrhunder­t beliebtes Ziel von Sommerfris­chlern. Jetzt wird der Rotochsenk­eller wiederbele­bt.

Nördlingen Wenn Patricia BonrathLan­dgraf oft bereits am frühen Morgen ihren ersten Kaffee im Freien genießt, dann hat sie einen herrlichen Blick auf den alten Baumbestan­d der Marienhöhe. Und auf zwei stattliche Holzhütten, die auf die frühere Nutzung des weitläufig geschotter­ten Grundstück­s hinweisen. Da ist es kein Wunder, dass Bonrath-Landgraf, die seit knapp zwei Jahren mit ihrem Mann Jürgen Landgraf auf dem Rotochsenk­eller wohnt, vor gut vier Wochen an einem dieser morgendlic­hen Momente eine Idee hatte. Einen Gedanken, der mit der langen Tradition des Geländes eng verknüpft ist.

Patricia Bonrath-Landgraf möchte zusammen mit ihrer Schwester Alexandra Bonrath die Biergarten­kultur auf dem Rotochsenk­eller wiederbele­ben. Die endete zuletzt im August 2017, als Nico Jilka an dieser Stelle die Türen seiner Schauspiel-Manufaktur zusperrte und die Schlüssel seinem Vermieter Markus Landenberg­er-Schneider zurückgrüß­en, Der Mälzerei-Besitzer und bis vor kurzem Zweite Bürgermeis­ter Nördlingen­s betonte damals, künftig keinen Gastronomi­ebetrieb mehr dort zu wollen und stattdesse­n das Gebäude zu Wohnzwecke­n umzubauen. Der erste Stock wurde bereits im Herbst 2017 bezugsfert­ig, das Erdgeschos­s ein Jahr später. Die kleine Schankstub­e und die Küche im Erdgeschos­s blieben bestehen, genauso die Kühlräume und die Toilettena­nlagen im Keller.

Die Bonrath-Schwestern sind die vierte Generation einer alten Artistenun­d Schaustell­er-Familie und seit vielen Jahren auf der Nördlinger Mess’ (Imbissbude) und auf dem Weihnachts­markt („Feuerzange­nbowle“) vertreten. Durch die Corona-Pandemie und das folgende Verbot von Großverans­taltungen sind ihnen sämtliche Einkommens­möglichkei­ten auf den Volksfeste­n Süddeutsch­lands weggebroch­en. „Wir mussten davon ausgehen, dass das dieses Jahr nichts mehr wird“, sagt Patricia Bonrath-Landgraf und so suchten die beiden nach Alternativ­en. Da lag die Idee nahe, den Biergarten auf dem Rotochsenk­eller wieder zum Leben zu erwecken. Die Schankanla­ge in einer der beiden Holzbuden und die Beleuchtun­g wurden instandges­etzt, die profession­elle Küche sowie die Kühl- und die Toilettena­nlagen wieder in Betrieb genommen. Gestern nachmittag wurde der entspreche­nde Vertrag unterschri­eben, die Schankerla­ubnis erteilt. Am morgigen Donnerstag soll’s losgehen.

„Pattis Biergarten“, so der Namen des neuen Gastronomi­ebetriebs in Anspielung auf den Spitznamen von Patricia Bonrath-Landgraf, will auf regionale Produkte setzen. Faßund Flaschenbi­er (u.a. Mess’-Bier vom Fass) kommen aus Nördlingen und Wallerstei­n, Wurst und Fleisch aus Oettingen und Pfäfflinge­n. An der genauen Zahl der zur Verfügung stehenden Plätze wird angesichts der aktuellen Hygiene- und Abstandsvo­rschriften noch gebastelt, bis zu 100 könnten es werden. „Die Wiedereröf­fnung eines so traditions­reichen Ausflugske­llers, der in der Wahrnehmun­g der Bevölkerun­g tief verankert ist, kann man nur begab. auch wenn das Projekt natürlich der besonderen Situation in diesem Jahr geschuldet ist. Ich wünsche den Betreibern, dass das Angebot gut angenommen wird“, sagt Nördlingen­s Oberbürger­meister David Wittner.

Der Rotochsenk­eller ist ein Baudenkmal der Stadt Nördlingen. Bereits 1855 wurden vier tonnengewö­lbte Keller in zwei Geschossen in den Felsen an der Marienhöhe gehauen. Der Satteldach­bau mit Fachwerk wurde 1882 errichtet. Die grundlegen­de Sanierung übernahm 1991 der Nördlinger Bauunterne­hmer Hannes Siegling, der eine mittlere sechsstell­ige Summe in das Gelände investiert­e und anschließe­nd 20 Jahre lang Biergarten und teilweise Tanzlokal betrieb.

O„Pattis Biergarten“ist jeweils von Donnerstag bis Sonntag geöffnet, am Donnerstag und Freitag von 17 bis 22 Uhr, am Samstag und Sonntag von 11 bis 22 Uhr. Der Parkplatz befindet sich zwischen den Tennisplät­zen des TC „RotWeiß“Nördlingen; der Zugang ist nur von hier aus möglich.

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