Bundesliga will Stadien im Herbst wieder öffnen
Vereine planen mit strengen Auflagen. Das letzte Wort aber haben die Behörden
Frankfurt/Augsburg Keine Stehplätze, kein Alkohol, keine Gästefans: Unter strengen Auflagen will die Fußball-Bundesliga im Herbst wieder Besucher in die Stadien lassen. Die 36 Vereine der ersten und zweiten Liga haben sich dazu auf ein einheitliches Vorgehen geeinigt, zu dem auch die vorübergehende Einführung von personalisierten Tickets gehört, um im Falle einer Infektion alle möglichen Betroffenen rasch identifizieren zu können.
„Priorität in Deutschland haben nicht volle Stadien, sondern die gesundheitliche Situation“, sagte der Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga, Christian Seifert. Die endgültige Entscheidung, ob tatsächlich schon zum Saisonstart am dritten September-Wochenende wieder Zuschauer zugelassen sind, obliegt allerdings den Behörden. Mit dem tadellos funktionierenden Geisterspiel-Konzept am Ende der abgelaufenen Saison haben die Profis nach Seiferts Worten aber einen „Vertrauensvorschuss“verdient.
Bei der Abstimmung zuvor hatte sich der FC Augsburg gegen das Alkoholund Stehplatzverbot ausgesprochen. Der Bundesligist hätte lieber eine individuelle Entscheidung an den jeweiligen Standorten in dieser Frage gesehen, betonte ein FCA-Sprecher. Allerdings hätten sich die Augsburger da einer knappen Mehrheit geschlagen geben müssen. Der Verein stehe nun im Austausch mit den Behörden, wie mit dem Beschluss der Liga umzugehen sei. Dazu solle „zeitnah“ein Konzept erarbeitet werden.
„Ich begrüße es, dass die Zuschauer schrittweise in die Stadien zurückkehren“, betonte der Sportexperte der Union, der CDU-Bundestagsabgeordnete Eberhard Gienger, gegenüber unserer Redaktion. „Der Fußball kann als Speerspitze für die Normalisierung auch in anderen Sportarten dienen“, sagte der ehemalige Weltmeister am Reck. „Die Bundesliga hat einen gangbaren Weg zurück zu einer Art Normalität aufgezeigt, auch wenn die Fans Unannehmlichkeiten und womöglich höhere Kosten in Kauf nehmen müssen.“Dass es in den Fußballstadien einstweilen keinen Alkohol mehr gibt, sei eine gute Nachricht, so Gienger. „Das könnte einen Weg für die Zukunft darstellen, denn Alkohol spielt auch bei Ausschreitungen oder dem Missbrauch von Pyrotechnik oft eine Rolle.“
Die FDP-Abgeordnete Britta Dassler betonte: „Auch mit Abstand, ohne Alkohol und ohne Gästefans im Stadion ist Fußball zu diesen Zeiten ein Erlebnis, denn besondere Umstände erfordern besondere Maßnahmen.“Die Bundesliga reiche den Fans mit ihrem Konzept die Hand, so Dassler. „Jetzt ist die Politik in der Verantwortung, die finale Entscheidung zu treffen – für Fans, für Klubs, für den Sport und die schrittweise Rückkehr zur Normalität.“Bayerns Ministerpräsident
Eine Gegenstimme kam aus Augsburg
Markus Söder (CSU) hatte angesichts der steigenden Zahl an Neuinfektionen zuvor bezweifelt, dass es weitere Lockerungen geben könne. „Daher bin ich auch als Fußballfan sehr skeptisch zum Start der Bundesliga. Geisterspiele ja – aber Stadien mit 25 000 Zuschauern halte ich für sehr schwer vorstellbar.“
Das Fan-Bündnis „Unsere Kurve“sieht die Maßnahmen zur möglichen Rückkehr der Fans in die Stadien skeptisch. „Vor dem Hintergrund der steigenden Infektionszahlen muss man sowieso fragen, ob es überhaupt so weit kommt“, sagte Vorstandsmitglied Jost Peter. Falls wieder Zuschauer in die Arenen gelassen werden würden, „würde es eher einem Theaterbesuch ähneln. Mit Fankultur hat das nichts zu tun.“