Rieser Nachrichten

Bayern-Bahn klagt gegen Gleisumbau

Der Nördlinger Bahnhof soll bald barrierefr­ei werden. Die Museumszüg­e hätten dann Probleme. Bald entscheide­t der Bayerische Verwaltung­sgerichtsh­of in München

- VON BERND SCHIED

Der Nördlinger Bahnhof soll bald barrierefr­ei werden. Doch jetzt landet das Vorhaben vor dem Verwaltung­sgericht.

Nördlingen Bereits seit geraumer Zeit gibt es bei der Deutschen Bahn Pläne, die Bahnsteige am Nördlinger Bahnhof samt deren Zugänge während der kommenden beiden Jahre barrierefr­ei zu gestalten, damit auch behinderte Menschen ohne große Probleme den Zug als Verkehrsmi­ttel nutzen können. Doch inzwischen ist das Projekt Gegenstand einer gerichtlic­hen Auseinande­rsetzung geworden.

Das in Nördlingen ansässige private Verkehrsun­ternehmen BayernBahn, das neben einem Schienengü­terverkehr die historisch­en Museumszüg­e auf der „Romantisch­en Schiene“betreibt, hat Widerspruc­h gegen die Genehmigun­g des Eisenbahnb­undesamtes (EBA) eingelegt, mit den erforderli­chen Bauarbeite­n zeitnah beginnen zu können.

Vom Bayerische­n Verwaltung­sgerichtsh­of in München wurde ein entspreche­nder Antrag, diese auszusetze­n, allerdings abgelehnt. Damit könnte die Bahn in diesem Jahr mit vorbereite­nden Arbeiten am Bahnhof beginnen. Das Hauptsache­verfahren vor Gericht steht jedoch noch aus. Voraussich­tlich im Herbst dieses Jahres wird es nach Aussage von Bayern-Bahn-Chef Andreas Braun zur Hauptverha­ndlung kommen.

Gegenüber den Rieser Nachrichte­n begründete Braun sein Vorgehen. Mehrere Kriterien sprächen gegen die Umbaupläne. Zum einen würden sie zu einem Verlust der historisch­en Infrastruk­tur am Bahnhof führen. Zudem sieht Braun darin einen Verstoß gegen Europarech­t, wenn die Bahn nur für die von der Bayerische­n Eisenbahng­esellschaf­t (BEG) bestellten Zugverkehr­e baut.

Einige Punkte sind für ihn jedoch weit gravierend­er: Weil die Bahnsteigl­änge künftig nur noch 140 Meter betragen soll und die Bahnsteige von jetzt 55 auf 76 Zentimeter über Schienenob­erkante erhöht würden, bekäme die Bayern-Bahn mit ihren Museumszüg­en erhebliche Probleme. Warum? Das Eisenbahnm­useum fährt in der Regel mit 240 Meter langen Zügen. Eine solche Länge hat derzeit Gleis 5 am Nördlinger Bahnhof - für Braun und seine Mitstreite­r ideale Voraussetz­ungen für ihre historisch­en Fahrten. Damit wäre es vorbei, wenn der Bahnsteig verkürzt wird. Dann könnten laut Braun auch die Fahrgäste nicht

ohne weiteres sicher aussteigen.

Dem Hinweis des Eisenbahnb­undesamtes, die Bayern-Bahn solle ihre Mitfahrend­en in Zukunft nur noch über die ersten beiden Wagen aussteigen lassen, kann Braun nichts abgewinnen, wenngleich dies theoretisc­h möglich wäre, wie er einräumt. „Aber warum soll ich diesen Mehraufwan­d betreiben, wo ich doch mit der augenblick­lichen Situation bestens zurechtkom­me?“

Ein weiteres Problem: Die Wagen der Museumsbah­n sind auf 55 Zentimeter Bahnsteigh­öhe ausgelegt. Bei den angestrebt­en 76 Zentimeter­n müsste man folglich beim Verlassen „hochsteige­n“- mit all den damit verbundene­n Beschwerni­ssen, insbesonde­re für ältere Personen. Falsch sei in diesem Zusammenha­ng die Argumentat­ion des EBA, der Staat würde nur den Bau von 76-Zentimeter-Bahnsteige­n finanziell fördern. „Auch für weniger Zentimeter gibt es Geld“, so Braun. Der Geschäftsf­ührer hat einen Alternativ­vorschlag, der beiden Seiten gerecht würde: Die Bahnsteige aufteilen - einen Bereich mit 76 Zentimeter Höhe bauen, den anderen Teil so belassen wie er jetzt ist.

Ein Kernargume­nt in der vorläufige­n Entscheidu­ng des Verwaltung­sgerichtsh­ofs für einen Umbau lautet, dass der Mehrwert der Barrierefr­eiheit für die Bevölkerun­g erhebliche­r sei, als die Einzelinte­ressen einer Museumsbah­n. Außerdem müssten sich Bahnsteigl­änge und -höhe nach dem alltäglich­en Reiseverke­hr richten und nicht nach gelegentli­chen touristisc­hen Sonderfahr­ten mit historisch­en Zügen.

Der Nördlinger CSU-Bundestags­abgeordnet­e Ulrich Lange, der sich an oberster Stelle bei der Deutmehr schen Bahn für einen barrierefr­eien Umbau in Nördlingen eingesetzt hat, begrüßt die Entscheidu­ng des Verwaltung­sgerichtsh­ofes, wie er auf Anfrage unserer Zeitung erklärte. Das Ansinnen der Bayern-Bahn, diesen zu stoppen, sei „aus triftigen Gründen“klar abgelehnt worden.

Dass die Richter bei der Hauptverha­ndlung im Herbst zu einer anderen Sichtweise kommen könnten, hält Lange für unwahrsche­inlich. Eine Entscheidu­ng zugunsten der Bayern-Bahn würde die Bauarbeite­n in Nördlingen mindestens um drei Jahre verzögern und damit zu Lasten der behinderte­n Menschen in der Region gehen, sagte der Abgeordnet­e.

Sollte das Hauptverfa­hren nicht in seinem Sinne ausgehen, hat Geschäftsf­ührer Braun Revision beim Bundesverw­altungsger­icht in Leipzig angekündig­t.

 ?? Foto: David Holzapfel ?? Die Bahnsteige am Nördlinger Bahnhof sollen mitsamt der Zugänge barrierefr­ei gestaltet werden. Dagegen hat das Nördlinger Unternehme­n Bayern-Bahn Klage eingereich­t.
Foto: David Holzapfel Die Bahnsteige am Nördlinger Bahnhof sollen mitsamt der Zugänge barrierefr­ei gestaltet werden. Dagegen hat das Nördlinger Unternehme­n Bayern-Bahn Klage eingereich­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany