Nahwärme-Genossen in Birkhausen gesucht
Eine Initiative will eine Hackschnitzelheizung bauen, um Geld und CO2 zu sparen
Birkhausen Der Klimawandel ist längst auch im Ries spürbar, wovon nicht nur die Rieswasserversorgung kürzlich berichtet hat. Was kann man lokal in Sachen Zukunftsorientierung und Umweltschutz tun, wenn es um die Energieversorgung geht? In Birkhausen wird zum Beispiel ein emissionsarmes Nahwärmenetz auf Basis regenerativer Energien gebaut. Jüngst wurde dazu eine Nahwärmegenossenschaft gegründet, die noch notariell eingetragen werden muss und an der sich bereits 39 Haushalte im Ort fest beteiligen.
„Eine alte Ölheizung für einen Haushalt hat so viel CO2-Emissionen wie unsere Hackschnitzelanlage für alle 39 Haushalte“, sagt Manfred Steger, Gemeinderat in Wallerstein, der das Genossenschaftsprojekt zusammen mit Mitgründer Walter Scheunemann in der Gemeinderatssitzung vorstellte.
Im Norden des Dorfes soll demnach die Heizzentrale entstehen, die über ein Leitungsnetz von 2,2 Kilometer Länge mit den Haushalten verbunden ist. Geheizt werden soll mit Hackschnitzeln aus der Region, einer regenerativen Ressource, mit der man zugleich unabhängig von Preisschwankungen auf dem Weltmarkt
für fossile Energieträger sei, so Steger.
Die Leistung der Anlage werde 1328 Kilowattstunden im Jahr betragen. Obwohl man im Dorf nur eine Abnahmemenge von geschätzt 970 Kilowattstunden habe, müsse man die Anlage so groß bauen, um alle Förderungen zu erhalten. Für die Energie, die im Sommer überschüssig sei, müsse man sich noch Nutzungsmöglichkeiten überlegen. Ideen gibt es bereits, zum Beispiel Holz trocknen.
Zum zeitlichen Plan sagt Scheunemann, von Beruf Sanitärmeister, dass dieses Jahr noch die Leitungen für die Haupttrasse in der Oberen Dorfstraße, die derzeit saniert wird, verlegt werden sollen. Deshalb sei es wichtig, dass sich Bürger, die noch Interesse hätten, bald bei ihm meldeten. Wer mitmachen wolle, müsse einen Genossenschaftsanteil von 5000 Euro bezahlen. Darin seien der Pufferspeicher enthalten sowie die Kosten für den Hausanschluss.
Insgesamt kostet das Projekt 1,1 Millionen Euro. Aus drei verschiedenen Förderprogrammen erhalte man insgesamt 442000 Euro. Mittels der Genossenschaftsanteile komme man auf ein Eigenkapital von 200 000 Euro – falls ein Genosse wieder austreten wolle, werde der Anteil auch wieder ausbezahlt. Der fehlende Restbetrag werde über Kredite finanziert.
Der Bruttopreis je Kilowattstunde belaufe sich auf 7,89 Cent für die Mitglieder, im Vergleich dazu liege er bei einer Ölheizung bei rund 13 Cent. Das Projekt sei „ökonomisch und ökologisch sinnvoll“, sagt Scheunemann, und auch nachhaltig. „Wir machen das auch für unsere Kinder und Enkelkinder“. Man schaffe mit dem Nahwärmenetz Werte, denn das Netz gehöre der Genossenschaft, und man sei energetisch dank des regionalen Energieträgers autark. Ein Vorteil, den Gas trotz des aktuell niedrigen Preises nicht biete. „Das ist unser Beitrag zum Klimaschutz“, sagt Manfred Steger, wenn man auf dem Land schon nicht auf das Auto verzichten könne.
Kleineres Netz wurde bereits vor zehn Jahren aufgebaut
Die Idee eines Nahwärmenetzes in Birkhausen ist nicht neu. In der Unteren Dorfstraße haben einige Landwirte bereits vor zehn Jahren ein ebenfalls mit Hackschnitzeln betriebenes kleines Netz aufgebaut, an das zehn Anwesen angeschlossen sind – Wohnhäuser und landwirtschaftliche Betriebe, einschließlich des Schulhauses und des Sportheims. Die beiden Netze könnten jedoch nicht verbunden werden, erklärt Manfred Steger, da die Investitionskosten hierfür zu hoch wären.
Andere Ortschaften im Ries, die bereits ein Nahwärmenetz haben, sind Dürrenzimmern (Hackschnitzel), Hohenaltheim (Biogas), Amerbach (Hackschnitzel), Otting (Hackschnitzel) und Minderoffingen (Biogas).