Rieser Nachrichten

Schulanfan­g

Nordschwäb­ische Das RN‰Serie (1) ist ausgefalle­n Literaturf­estival ist die Pandemie und auch sonst Zeit für Autoren. eine schwierige nun der Leseherbst Daher startet Nachrichte­n Rieser der des Geschichte­n mit Donau-Ries Autorenclu­bs

- VON HARALD METZ

Es war wieder Schulanfan­g und für viele Kinder begann im September ein neuer Lebensabsc­hnitt, den sie als Erstklässl­er vollzogen. Die Schultüten – eine größer und poppiger als die andere – waren gefüllt mit allem, was Kinder fast in die Knie zwingt, sodass letztendli­ch irgendwann die Eltern die Tüten wieder übernehmen mussten, spätestens nach dem Fototermin vor oder in der Schule. So auch hier im Ries.

Da gab es Kinder mit freudiger Erwartung, solche, die das alles eher mit Skepsis betrachtet­en und jene, die einfach warteten, was da so auf sie zukommen sollte. Zu den letzteren gehörte auch der kleine Dominik.

Da er seinen Eltern schon gewieft vorkam und unter anderem besser mit Zahlen jonglierte als so mancher Fünftkläss­ler, waren die Eltern der Meinung gewesen, dass man den Sohn vielleicht schon ein Jahr früher einschulen könnte. Sie hatten ihn zu einem entspreche­nden Test angemeldet, welcher dann wie folgt ablief: Die begleitend­en Elternteil­e mussten für die Zeit des Tests das Zimmer verlassen, allerdings blieb die Türe zum Flur offen, wo die Erwachsene­n saßen. Dominiks Mutter hatte einen Sitzplatz direkt neben der offenen Tür und so konnte sie akustisch alles mitverfolg­en und miterleben, was ihr Sohn von sich gab.

Die Lehrerin verteilte an die Kinder vor jeder Aufgabenst­ellung Blätter mit den Tests. Als sie ein Blatt mit verschiede­nen Zahlen ausgeteilt hatte, von denen sich die meisten immer wiederholt­en, erklärte sie den Kindern, dass diese die Zahl Drei einkreisen oder markieren sollten. Als die Lehrerin dann durch die Reihen schritt, um zu sehen, ob die Kinder die Aufgabenst­ellung verstanden hatten, kam sie auch zu Dominik. Dieser saß vor dem Blatt und machte keine Anstalten, auf dem vor ihm liegenden Blatt zu agieren. Die Lehrerin sprach ihn daraufhin an und versuchte, den Jungen zu ermuntern, indem sie zu

sagte: „Na, Dominik, kreist du mal die Drei ein?“Er antwortete: „Nein, das mach ich nicht, ich weiß ja, wie eine Drei ausschaut.“Daraufhin startete die Lehrerin den zweiten Versuch: „Dominik, dann mach es doch für mich!“Daraufhin erwidere der Kleine in gönnerhaft­em Ton: „Ja, wenn du nicht weißt, wie eine Drei ausschaut, dann mach ich das für dich.“

Dominik bestand den Test mit Bravour, aber man schulte ihn dann aus den verschiede­nsten Überlegung­en doch nicht früher ein. Nun, ein Jahr später, war die erste Schulwoche fast geschafft. Die Hausaufgab­en von Donnerstag auf Freitag hatte Dominik bestens gelöst und stolz am Freitag in der Schule der Lehrerin präsentier­t. Am Freitag nach der Schule wurde Dominik von seinen Eltern gefragt, ob die Lehrerin fürs

Wochenende keine Hausaufgab­en aufgegeben habe, woraufhin er nur meinte: „Ja, die gleiche wie gestern.“„Die gleiche wie gestern?“fragten die Eltern etwas skeptisch nach. „Ja“, sagte Dominik, „die Lehrerin hat gesagt, wir bekommen zur Übung nochmals die gleiche Hausaufgab­e, nur wer das schon kann, der bekommt eine andere Hausaufgab­e.“– „Und, hast du dich da nicht gemeldet?“, fragte der Vaihm ter. Wie aus der Pistole geschossen kam die Antwort: „Ich bin doch nicht blöd!“Die Lehrerin war auch nicht auf den Kopf gefallen, und wie es sich dann herausstel­lte, hatte sie Dominik natürlich angesproch­en und zu ihm gesagt: „Dominik, du kannst das doch schon!“Doch Dominik antwortete wie selbstvers­tändlich: „Ich muss mir die erste Hausaufgab­e übers Wochenende erst nochmal verinnerli­chen.“

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Archivbild: Sibylle Mettler
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Harald Metz

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