Rieser Nachrichten

Nicht mehr nur Beobachter

Mit dem Weltcup-Auftakt in Sölden müssen sich nun auch die Winterspor­tler unter Corona-Bedingunge­n bewähren. Der Aufwand ist riesig, immerhin geht es ums „Überleben“

- VON ANDREAS KORNES

Augsburg Lange konnten die Winterspor­tler das Corona-Geschehen aus der Distanz beobachten. Klar, das Training lief nicht so, wie sie es gewohnt waren. Vor allem fielen die Trainingsl­ager in Südamerika der Pandemie zum Opfer. Dafür wichen die deutschen Alpinen auf die zwar siechenden, aber noch existenten europäisch­en Gletscher aus. „Den Teams ist es gelungen, sich an die Situation zu adaptieren und das Beste daraus zu machen“, lobte DSVAlpinch­ef Wolfgang Maier die Seinen. Trotz schwierige­r Rahmenbedi­ngungen sei das geplante Trainingsp­ensum erfüllt worden.

Am Wochenende allerdings beginnt der Weltcup mit den Riesenslal­oms der Frauen (Samstag, 10 und 13 Uhr/ZDF und Eurosport) und Männer (Sonntag, 10 und 13.15 Uhr/ZDF und Eurosport) im österreich­ischen Sölden. Und damit stellt sich auch im Winterspor­t die bange Frage, wie lange das alles gut geht in Zeiten steil ansteigend­er Infektions­zahlen. Seit Monaten tüfteln der Weltverban­d FIS und die Rennverans­talter an Hygiene-Konzepten. Es soll alles dafür getan werden, dass es im Weltcup-Tross keinen Covid19-Ausbruch gibt. Denn ein solcher könnte Quarantäne-Phasen und die Absage von Rennen nach sich ziehen. Den Abstecher nach Nordamerik­a Ende November hat die FIS geEs geht ums große Ganze. „Wir haben eine Mission: Wir müssen Rennen fahren. Heuer geht es ums Überleben“, sagte MännerRenn­chef Markus Waldner. Werbepartn­er und TV-Sender wollen bedient werden. Männer und Frauen sowie Speed- und Technik-Wettbewerb­e sollen deshalb weitgehend getrennt bleiben, damit es möglichst wenig Überschnei­dungen bei den Sportlern gibt.

Der Aufwand rund um das erste Rennwochen­ende ist enorm. Ins Ötztal darf nur, wer einen negativen Corona-Test vorweisen kann. Vor Sölden wird eine mobile Laborstati­on aufgebaut. Um dem Kontakt mit den ersten Ski-Touristen aus dem

Weg zu gehen, wurden die beiden Riesenslal­oms um eine Woche vorverlegt. Teams, Helfer, Medienvert­reter und spezielle Gäste leben in vier voneinande­r getrennten Blasen, die keinen direkten Kontakt zueinander haben dürfen. Zuschauer an der Strecke sind nicht erlaubt.

Zu all den Unwägbarke­iten einer Saison unter Corona-Bedingunge­n kommt für das deutsche Team auch noch ein personelle­r Umbruch. Mit Viktoria Rebensburg trat im Spätsommer die erfolgreic­hste deutsche Fahrerin der vergangene­n Jahre zurück. Überrasche­nd, wie Maier befand. „Auch wenn sich Viktoria bereits im Herbst ihrer Karrieren befand und der Entschluss daher nachstrich­en. vollziehba­r ist.“Mit Christina Ackermann, Veronique Hronek, Fritz Dopfer, Dominik Stehle, Benedikt Staubitzer und Klaus Brandner hängte zudem eine ganze Reihe erfahrener Athleten die Ski an den Nagel. Vor allem bei den Frauen tut sich nun eine Lücke zwischen den deutschen Starterinn­en und der Weltspitze auf. Etwas anders ist die Lage bei den Männern. Dort fährt mit Thomas Dreßen ein dreifacher Weltcupsie­ger des vergangene­n Winters. In Sölden wird der SpeedSpezi­alist aber noch fehlen. Dort sind die Techniker gefragt, allen voran die beiden Allgäuer Stefan Luitz, 28, (SC Bolsterlan­g) und Alexander Schmid, 26, (SC Fischen).

Nach vielen Rückschläg­en ist Luitz voller Tatendrang. „Die letzte Saison war brutal zäh. Ich hatte eine Weile gebraucht, bis ich den Spaß am Rennfahren wieder gefunden hatte“, sagt er. Er scheint fündig geworden zu sein: „Wir haben sehr, sehr gute Trainingse­inheiten in Saas-Fee absolviert. Ich habe versucht, mir selbst mehr zu vertrauen und wieder direkter und frecher zu fahren. Das ist auch mein Ziel für die Saison. Ich brauche die frechere Linie, die Angriffsst­ellung. Das hat mir bei ein paar Rennen gefehlt. Dahin will ich zurückfind­en.“Teamkolleg­e Schmid sieht sich ebenfalls gut gerüstet für Sölden: „Über den Sommer ist echt etwas vorwärts gegangen. Ich fühle mich fit.“

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Foto: dpa Eine Woche früher als gewohnt startet am Wochenende in Sölden der alpine Skiwelt‰ cup. Alexis Pinturault gehört zu den Anwärtern auf den Sieg.

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