Zähneputzen ist nicht alles
Wer bis ins hohe Alter über ein gutes Gebiss verfügen will, sollte einiges beachten. Das hat auch mit einer entsprechenden Ernährung zu tun
Zahnschmelz – ein Wort, das sich so sanft anhört, beschreibt das härteste Material in unserem Körper. Härter als Eisen. Und mit ähnlicher Struktur wie Carbonfasern im Flugzeugbau. Diese äußere Schicht der Zähne schützt die Zahnkronen vor schädlichen Einflüssen aus der Mundhöhle wie Bakterien und Säuren und hält gleichzeitig den enormen Kräften stand, die beim Kauen entstehen. Trotz seiner Stärke ist der Zahnschmelz angreifbar und begünstigt dann die Entstehung von Karies, was schließlich zum Zahnverlust führen kann. Um der Kariesentwicklung vorzubeugen, raten Experten, auf verschiedene Einflussfaktoren zu setzen, denn Zähneputzen allein reicht nicht aus.
Der Zahnschmelz besteht im Wesentlichen aus einem Netzwerk aus Kalzium und Phosphat. Wenn Säuren auf ihn einwirken, wird die ansonsten so stabile Struktur angegriffen und etwa das Kalzium herausgelöst. Derartige Säuren werden auch von Bakterien produziert, die sich im Mund und vor allem in den Zahnbelägen befinden. Sie bauen Kohlenhydrate aus unserer Nahrung ab, wobei Säuren entstehen können. Besonders gefährlich im Sinne für die Zahngesundheit sind alle Zuckerarten, ob es der normale
Haushaltszucker, Traubenzucker, Fruchtzucker, Honig oder Ahornsirup ist. „Unsere Zähne freuen sich über Lebensmittel, die zuckerarm sind und wenig Säuren enthalten“, erklärt Stefan Zimmer, Lehrstuhlinhaber für Zahnerhaltung und Präventive Zahnmedizin an der Universität Witten/Herdecke. Daher sollten möglichst häufig Vollkornbrot, Getreidegerichte, Obst, Salat und Rohkost auf den Tisch kommen. Einen zusätzlichen Vorteil bieten bissfeste Speisen, da das Kauen den Speichelfluss anregt, wodurch Essensreste abtransportiert und Säuren neutralisiert werden. Um den Zahnschmelz widerstandsfähiger zu machen, ist eine ausreichende Versorgung mit Kalzium notwendig. Milch und Milchprodukte sollten daher regelmäßig konsumiert werden. Aber auch Veganer können mit ihrer Nahrung genügend Kalzium aufnehmen: Grüne Gemüsesorten wie Brokkoli, Grünkohl oder Lauch enthalten viel Kalzium, ebenso Sesam und Mandeln, außerdem sind manche Mineralwässer kalziumreich (über 150 mg pro Liter). „Auf stark zuckerhaltige Lebensmittel sollte dagegen möglichst verzichtet werden“, so Zimmer. „Insbesondere klebrige Süßigkeiten sind tückisch. Diese bleiben lange an den Zähnen haften, sodass die Bakterien im Zahnbelag genug Zeit haben, den Zucker in schädliche Säuren umzuwandeln.“Es macht
Sinn, die Kontaktzeit zwischen problematischen Nahrungsmitteln und Zähnen kurz zu halten, egal ob es der gesüßte Tee in der Nuckelflasche von Kleinkindern ist, oder ob es die Chips zum Kinoabend sind, deren Stärke durch die Enzyme im Speichel rasch zu Zuckermolekülen umgebaut wird. Wer nicht auf Süßes verzichten will, sollte den Zähnen zuliebe zu Produkten mit Zucker-Austauschstoffen greifen. Generell sollten Süßigkeiten nicht als Snack zwischen den Mahlzeiten gegessen werden, sondern eher im
Anschluss an eine Mahlzeit. Wer danach ein zuckerfreies Kaugummi kaut, regt die erwünschte Speichelproduktion an. Säurehaltige Getränke wie Softdrinks, Fruchtsäfte oder Energydrinks werden am besten möglichst schnell und in großen Schlucken getrunken. Zur Neutralisation ist das Ausspülen des Mundes mit einem Schluck Wasser zu empfehlen.
Einen großen Einfluss auf die Zahngesundheit haben Fluoride, die beispielsweise in Zahnpasten enthalten sind. Sie stärken den Zahndurchaus schmelz und können sogar erste Schäden reparieren, indem sie für den erneuten Einbau von Kalzium und Phosphaten sorgen. Darüber hinaus hemmen sie das Wachstum und den Stoffwechsel von Bakterien im Zahnbelag. Heute geht man davon aus, dass die Fluoridwirkung in erster Linie lokal zu sehen ist, sich also direkt aus der äußerlichen Einwirkung auf den Zahnschmelz ergibt. Vom Durchbruch der ersten Zähne an sollte die Zufuhr lebenslang erfolgen.
Für diese Aufgabe des Zahnschutzes wird allerdings mehr Fluorid gebraucht als eigentlich für unseren Stoffwechsel nötig wäre. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung liegt die angemessene tägliche Zufuhr für Erwachsene für die Kariesprävention zwischen 3,1 und 3,8 mg Fluorid. Um dies zu erreichen, setzen einige Länder auf die Fluoridierung von Trinkwasser, aber Deutschland hat sich für die freiwillige Fluoridzufuhr entschieden. Dies geschieht über Zahnpasten, Mundspüllösungen oder fluoridiertem Speisesalz. Auch manche Lebensmittel wie Fisch enthalten Fluoride. Teetrinker nehmen ebenfalls Fluoride auf: Abhängig von der Aufgusszeit liefert ein Liter schwarzer oder grüner Tee 1 bis 2 mg. Doch für die meisten Deutschen gilt: „Über die Nahrung nehmen die
Gefährliche Zuckerzufuhr
Deutschland setzt auf freiwillige Fluoridzufuhr
Menschen hierzulande nur rund 15 bis 20 Prozent des Fluoridbedarfs auf“, wie Stefan Zimmer betont. „Durch den Einsatz von fluoridiertem Speisesalz kann die Zufuhr erhöht werden. Die karieshemmende Wirksamkeit von Fluoridsalz ist in zahlreichen Studien belegt.“Wer zum Beispiel seine Nudeln im mit Fluoridsalz-angereicherten Wasser kocht, erhöht die Fluoridkonzentration im Speichel um bis zu zwei Stunden. Trotz dieses positiven Effekts sollte insgesamt auf eine salzarme Ernährung geachtet werden.
Zahngesundes Essen und Fluoridierung tragen wesentlich zur Kariesvorbeugung bei, doch das tägliche, zweimalige gründliche Zähneputzen bildet die Grundlage aller Prävention. Wer dann noch zweimal jährlich die Kontrolle beim Zahnarzt absolviert, kann oft lebenslang mit gesunden Zähnen zubeißen.