Kein GrippeImpfstoff mehr im Landkreis
Mehr Menschen denn je möchten sich in dieser besonderen Saison gegen Grippe impfen lassen. Doch die Reserven sind aufgebraucht. Das sagen Ärzte und Apotheker dazu
Mehr Menschen denn je möchten sich in diesem Jahr gegen Grippe impfen lassen. Doch die Reserven sind aufgebraucht.
Landkreis Allgemeinärztin Dr. Stefanie Musaeus aus Donauwörth war selbst überrascht, wie hoch in ihrer Praxis die Nachfrage nach dem Grippe-Impfstoff war: „Nach vier bis fünf Tagen war unser Impfstoff weg.“Im März haben sie und ihre Kollegen aus der Praxisgemeinschaft wie üblich bei der Marienapotheke in Donauwörth ihren Bedarf angemeldet – und so wurde auch bestellt. Doch damals war Corona noch kein allzu großes Thema. „Wir brauchen viel mehr Impfdosen, als wir bestellt hatten. Ob wir die noch kriegen, bezweifle ich“, sagt Musaeus.
So wie der Donauwörther Praxis geht es wohl dieser Tage vielen Hausärzten im Landkreis. Wer sich jetzt gegen Grippe impfen lassen will, könnte enttäuscht werden. Maximal landet man auf einer Warteliste. Denn der bestellte Impfstoff ist meist schon an schnellere Patienten vergeben worden. Nachbestellt ist meist schon. Ob und wie viel nachgeliefert wird, ist fraglich. „Es heißt, wir kriegen Ende Oktober, Anfang November noch mal Impfstoffe. Ob das wirklich klappt, müssen wir abwarten“, sagt Musaeus.
Das bestätigt auch Wolfgang Dittrich von der Stadt-Apotheke in Wemding. 615 Dosen habe er für die zwei Hausärzte bestellt, die über ihn den Impfstoff ordern. Darunter seien auch einige Einzeldosen für Privatpatienten, die den Impfstoff direkt mit zum Arzt bringen. Aktuell aber sei sein Bestand leer geräumt. „Es gab schon Jahre, da mussten wir den Impfstoff entsorgen, weil er nicht gebraucht wurde. Auf den Kosten bleiben wir als Apotheke hängen. Aber dieses Jahr ist alles anders“, sagt der Apotheker, der auch Sprecher seiner Kollegen aus dem Landkreis ist.
In der Ries-Apotheke in Nördlingen, die auch die Krankenhäuser in der Region mit Impfstoff versorgt, ist die Lage ähnlich. Das gemeinsame Kommunalunternehmen (gKU) bestellt bei Roland Hammer den Impfstoff für das medizinische und pflegerische Personal in den Krankenhäusern in Donauwörth, Oettingen und Nördlingen. Wer sich impfen lassen will, hat das bereits im März melden müssen. Entsprechend wurde bestellt.
Auch regionale Unternehmen, die eigene Betriebsmediziner haben und für ihre Mitarbeiter Grippeimpfung anbieten – wie etwa Airbus Helicopters in Donauwörth – bestellen über die Ries-Apotheke. 600 Dosen waren es insgesamt. Das ist jetzt aber nicht genug. „Für das gKU bräuchten wir noch 50-mal Impfstoff, denn auch da will jetzt mehr Personal den Schutz haben“, berichtet Hammer.
Er bezweifelt, dass der von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn versprochene Impfstoff am Ende wirklich für alle reicht, die sich schützen wollen. Denn einen Impfstoff zu produzieren dauere mindestens ein halbes Jahr. Wichtig wäre es in seinen Augen, dass zumindest das medizinische Personal und Risikogruppen die Spritze bekommen.
Bis vor Kurzem konnten findige Bürger noch in Rain einen Impfstoff ergattern. 1000 Stück des begehrten Mittels hatte die Schlossapotheke bestellt. Jetzt ist ebenfalls alles weg. Nachbestellungen sollen bereits laufen.
Neu in diesem Jahr ist auch der Wunsch vieler Eltern, ihre Kinder gegen Grippe impfen zu lassen. Doch bei Kinderarzt Dr. Wolfgang
Beck ist die Lage genauso wie bei seinen Arztkollegen. „Wir haben nicht einmal die Dosen erhalten, die wir bestellt haben“, sagt Beck. Normalerweise sei die Impfung bei chronisch kranken Kindern üblich. „Ansonsten ist es in meinen Augen auch nicht zwingend nötig, dass ein an sich gesundes Kind gegen Grippe geimpft werden muss“, sagt er diplomatisch.
Dass die Eltern das anders sehen, zeigt ein Blick auf seine Warteliste. Über 100 Eltern hätten ihren Namen daraufschreiben lassen und hoffen auf ein Mittel, das ihr Kind schützt. Anders als bei Erwachsenen brauchen Kinder unter acht Jahren zwei Spritzen, damit der Impfschutz wirkt. Das kann laut Beck natürlich noch klappen, wenn wirklich Impfstoff bis November nachgeliefert wird.
In der Regel ist die Hochphase der Grippewelle für Januar und Februar zu erwarten. Erwachsene seien etwa zwei Wochen nach dem Piks geschützt. Es wäre nach Aussage der Ärzte und Apotheker also durchaus noch sinnvoll, sich auch noch im Dezember oder Januar impfen zu lassen.