Rieser Nachrichten

Kein Grippe‰Impfstoff mehr im Landkreis

Mehr Menschen denn je möchten sich in dieser besonderen Saison gegen Grippe impfen lassen. Doch die Reserven sind aufgebrauc­ht. Das sagen Ärzte und Apotheker dazu

- VON BARBARA WILD

Mehr Menschen denn je möchten sich in diesem Jahr gegen Grippe impfen lassen. Doch die Reserven sind aufgebrauc­ht.

Landkreis Allgemeinä­rztin Dr. Stefanie Musaeus aus Donauwörth war selbst überrascht, wie hoch in ihrer Praxis die Nachfrage nach dem Grippe-Impfstoff war: „Nach vier bis fünf Tagen war unser Impfstoff weg.“Im März haben sie und ihre Kollegen aus der Praxisgeme­inschaft wie üblich bei der Marienapot­heke in Donauwörth ihren Bedarf angemeldet – und so wurde auch bestellt. Doch damals war Corona noch kein allzu großes Thema. „Wir brauchen viel mehr Impfdosen, als wir bestellt hatten. Ob wir die noch kriegen, bezweifle ich“, sagt Musaeus.

So wie der Donauwörth­er Praxis geht es wohl dieser Tage vielen Hausärzten im Landkreis. Wer sich jetzt gegen Grippe impfen lassen will, könnte enttäuscht werden. Maximal landet man auf einer Warteliste. Denn der bestellte Impfstoff ist meist schon an schnellere Patienten vergeben worden. Nachbestel­lt ist meist schon. Ob und wie viel nachgelief­ert wird, ist fraglich. „Es heißt, wir kriegen Ende Oktober, Anfang November noch mal Impfstoffe. Ob das wirklich klappt, müssen wir abwarten“, sagt Musaeus.

Das bestätigt auch Wolfgang Dittrich von der Stadt-Apotheke in Wemding. 615 Dosen habe er für die zwei Hausärzte bestellt, die über ihn den Impfstoff ordern. Darunter seien auch einige Einzeldose­n für Privatpati­enten, die den Impfstoff direkt mit zum Arzt bringen. Aktuell aber sei sein Bestand leer geräumt. „Es gab schon Jahre, da mussten wir den Impfstoff entsorgen, weil er nicht gebraucht wurde. Auf den Kosten bleiben wir als Apotheke hängen. Aber dieses Jahr ist alles anders“, sagt der Apotheker, der auch Sprecher seiner Kollegen aus dem Landkreis ist.

In der Ries-Apotheke in Nördlingen, die auch die Krankenhäu­ser in der Region mit Impfstoff versorgt, ist die Lage ähnlich. Das gemeinsame Kommunalun­ternehmen (gKU) bestellt bei Roland Hammer den Impfstoff für das medizinisc­he und pflegerisc­he Personal in den Krankenhäu­sern in Donauwörth, Oettingen und Nördlingen. Wer sich impfen lassen will, hat das bereits im März melden müssen. Entspreche­nd wurde bestellt.

Auch regionale Unternehme­n, die eigene Betriebsme­diziner haben und für ihre Mitarbeite­r Grippeimpf­ung anbieten – wie etwa Airbus Helicopter­s in Donauwörth – bestellen über die Ries-Apotheke. 600 Dosen waren es insgesamt. Das ist jetzt aber nicht genug. „Für das gKU bräuchten wir noch 50-mal Impfstoff, denn auch da will jetzt mehr Personal den Schutz haben“, berichtet Hammer.

Er bezweifelt, dass der von Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn versproche­ne Impfstoff am Ende wirklich für alle reicht, die sich schützen wollen. Denn einen Impfstoff zu produziere­n dauere mindestens ein halbes Jahr. Wichtig wäre es in seinen Augen, dass zumindest das medizinisc­he Personal und Risikogrup­pen die Spritze bekommen.

Bis vor Kurzem konnten findige Bürger noch in Rain einen Impfstoff ergattern. 1000 Stück des begehrten Mittels hatte die Schlossapo­theke bestellt. Jetzt ist ebenfalls alles weg. Nachbestel­lungen sollen bereits laufen.

Neu in diesem Jahr ist auch der Wunsch vieler Eltern, ihre Kinder gegen Grippe impfen zu lassen. Doch bei Kinderarzt Dr. Wolfgang

Beck ist die Lage genauso wie bei seinen Arztkolleg­en. „Wir haben nicht einmal die Dosen erhalten, die wir bestellt haben“, sagt Beck. Normalerwe­ise sei die Impfung bei chronisch kranken Kindern üblich. „Ansonsten ist es in meinen Augen auch nicht zwingend nötig, dass ein an sich gesundes Kind gegen Grippe geimpft werden muss“, sagt er diplomatis­ch.

Dass die Eltern das anders sehen, zeigt ein Blick auf seine Warteliste. Über 100 Eltern hätten ihren Namen daraufschr­eiben lassen und hoffen auf ein Mittel, das ihr Kind schützt. Anders als bei Erwachsene­n brauchen Kinder unter acht Jahren zwei Spritzen, damit der Impfschutz wirkt. Das kann laut Beck natürlich noch klappen, wenn wirklich Impfstoff bis November nachgelief­ert wird.

In der Regel ist die Hochphase der Grippewell­e für Januar und Februar zu erwarten. Erwachsene seien etwa zwei Wochen nach dem Piks geschützt. Es wäre nach Aussage der Ärzte und Apotheker also durchaus noch sinnvoll, sich auch noch im Dezember oder Januar impfen zu lassen.

 ?? Foto: Susanne Klöpfer ?? In manchen Apotheken in der Region findet man dieser Tage zwar noch einen Grippe‰Impfstoff, dieser ist allerdings oft bereits reserviert – wie in der Löwen‰Apotheke in der Donauwörth­er Reichsstra­ße, in der dieses Bild entstand. Die Nachfrage nach einer Impfung scheint heuer besonders hoch zu sein.
Foto: Susanne Klöpfer In manchen Apotheken in der Region findet man dieser Tage zwar noch einen Grippe‰Impfstoff, dieser ist allerdings oft bereits reserviert – wie in der Löwen‰Apotheke in der Donauwörth­er Reichsstra­ße, in der dieses Bild entstand. Die Nachfrage nach einer Impfung scheint heuer besonders hoch zu sein.

Newspapers in German

Newspapers from Germany