Kammern sind optimistisch
Aber der Aufschwung ist noch wackelig
Augsburg Die heimische Wirtschaft ist deutlich besser durch die Krise gekommen als befürchtet. Aber die unerwartet zügige Erholung der meisten Branchen ist weiter akut bedroht, so ist das Fazit der jüngsten Konjunkturumfrage der IHK Schwaben, die Präsident Andreas Kopton und Hauptgeschäftsführer Marc Lucassen am Freitag in Augsburg vorgestellt haben. Die Kammer rechnet nun nicht mehr, wie noch im Frühjahr, mit einem Einbruch im zweistelligen Prozentbereich. Die wirtschaftliche Erholung über den Sommer sei im Rekordtempo verlaufen. Noch nie seit Erhebung der Umfrage konnte ein so schneller Umschwung verzeichnet werden, erklärte Lucassen. Im noch immer besonders betroffenen Reiseund Gastgewerbe war der Anstieg nach dem tiefen Absturz besonders steil. Aber, wie Lucassen betont: „Ein Kennzeichen dieser Krise ist, dass die Unternehmen in einer Branche oft sehr unterschiedlich betroffen sind.“Ein inhabergeführtes Hotel im Allgäu habe unterm Strich vielleicht sogar ein leichtes Plus erwirtschaften können. Der Betreiber eines Hotels in Innenstadtlage dürfte viel heftiger betroffen sein. Dies mache es schwierig, Hilfsmaßnahmen für eine Branche aufzusetzen.
Gezeigt habe sich aber auch, dass das konzertierte Vorgehen von Politik und Wirtschaft, die staatlichen
Hilfsmaßnahmen funktioniert haben. Im Vergleich zum Frühjahr hat sich die Liquiditätsausstattung der Unternehmen deutlich gebessert. Statt 21 Prozent wie im Frühjahr beurteilen nur noch zehn Prozent ihre Lage diesbezüglich als schlecht oder gar existenzbedrohend.
Die repräsentative Umfrage wurde vom 9. bis 30. September erhoben, also vor dem nun akuten Anstieg der Infektionszahlen. Zu diesem Zeitpunkt erwarteten die Branchen Industrie, Dienstleistungen für Unternehmen und Transportgewerbe eine weitere Verbesserung der Geschäftslage. Von deutlichen Verschlechterungen gingen dagegen das Reise- und Gastgewerbe wie auch die bislang von der Krise kaum beeinträchtigte Bauwirtschaft aus. Letztere rechne angesichts der massiven staatlichen Ausgaben für Konjunkturprogramme wohl mit einer sinkenden öffentlichen Auftragsvergabe, so Lucassen.
Auch das schwäbische Handwerk hat die Krisenfolgen relativ gut gemeistert, wie Ulrich Wagner, der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Schwaben, anlässlich der Vorlage des Konjunkturberichts für das dritte Quartal sagte: „Die Zufriedenheit mit der eigenen Geschäftslage ist weiter gestiegen, auch wenn das Plus nur moderat ausfällt.“So bewerteten quer über alle Gewerke 80 Prozent der Firmen ihre aktuelle Lage mit gut oder befriedigend. Das sind fünf Prozent mehr als noch vor drei Monaten. Die Betroffenheit durch die CoronaKrise variiere aber stark von Branche zu Branche, am stärksten getroffen seien verbrauchernahe Dienstleister wie Friseure, Fotografen oder Optiker. Um die Wirtschaft am Laufen zu halten, fordere das Handwerk daher eine Verlängerung der befristeten Mehrwertsteuersenkung, so Wagner weiter.