Kreuz und quer durch Europa
Die Basketballer von Bayern München haben am Mittwoch in Tel Aviv gespielt. In Israel gilt weiterhin ein Corona-Lockdown, auch wenn die Infektionszahlen rückläufig sind. Vor zwei Wochen haben sich in dem Land mit nur etwas mehr als neun Millionen Einwohnern täglich noch mehr als 9000 Menschen neu angesteckt. Ungefähr um die Zeit hat Alba Berlin in Tel Aviv gespielt. Ratiopharm Ulm hatte am Mittwoch die Boulogne Metropolitans aus Paris zu Gast. In der französischen Hauptstadt gilt wegen der dramatischen Corona-Lage eine Ausgangssperre. Ihren Trainer Jure Zdovz hatten die Franzosen gar nicht erst mitgebracht. Grund: Der Slowene wurde wohl schon vor längerer Zeit positiv auf Covid 19 getestet.
Woche für Woche reisen in den privat und nicht etwa von den internationalen Verbänden organisierten europäischen BasketballWettbewerben Euroleague und Eurocup Mannschaften kreuz und quer durch den Kontinent. Sie kommen aus Hochrisikogebieten, sie steuern Hochrisikogebiete an. Natürlich müssen sie bewirtet und beherbergt werden. Touristen oder Geschäftsreisende aus Berlin tun sich diesbezüglich derzeit etwa in München schwer.
Die Champions-League im Eishockey wurde komplett abgesagt. Die nachvollziehbare Begründung: Trotz aller Schutzkonzepte kann nicht garantiert werden, dass die Spieler von den Reisen gesund und ohne Quarantäne-Auflagen nach Hause kommen. Im Basketball verfährt man dagegen nach der Maxime: Augen zu und durch. Wird schon gut gehen. Und gefährdet damit ein Stück weit den Spielbetrieb in der Bundesliga ab November, der für die meisten Spieler und für fast alle Zuschauer so viel wichtiger ist, als die internationalen Wettbewerbe. Bayern-Trainer Andrea Trinchieri hat dieser Tage gesagt: „Ist es für mich okay, in diesen Zeiten zu reisen? Nein, das ist es nicht. Ich bin besorgt.“Aber es gehe eben auch um Verantwortung, um die Unterhaltung der Fans.
Natürlich gibt es Hygienekonzepte. Die gibt es selbstverständlich auch im Fußball. Man kann etwa davon ausgehen, dass Juventus Turin und Paris Saint-Germain extrem gut auf die wertvollen Körper von Cristiano Ronaldo und Neymar aufpassen. Die beiden haben schließlich mehr gekostet, als alle Basketballprofis in Deutschland zusammen. Das Virus hat Ronaldo und Neymar bekanntlich trotzdem erwischt. Die Schlussfolgerung: Es gibt keine absolute Sicherheit.
Der deutsche Basketball hat im Juni mit dem Saison-Abschlussturniers in München ein mutiges Zeichen gesetzt, andere Sportarten kapitulierten vor dem Virus. Jetzt geht es wie in vielen anderen Bereichen des Lebens darum, nicht sorglos zu werden und damit die Erfolge der vergangenen Monate zunichtezumachen. Es kommt in diesem Winter darauf an, das wirtschaftliche und sportliche Überleben im Kerngeschäft zu sichern. Das Kerngeschäft ist im Basketball die Bundesliga. Internationale Wettbewerbe von zweifelhafter Wertigkeit gehören nicht dazu.