Wenn Senioren sicher Auto fahren
Bei einem Fahrtraining des Seniorenbeirats und der Verkehrswacht können ältere Menschen ihre Sicherheit im Verkehr trainieren
Nördlingen Laut quietschen die Reifen der Senioren an diesem nasskalten Herbstvormittag auf der Nördlinger Kaiserwiese. Es ist das Fahrsicherheitstraining des Seniorenbeirats der Stadt Nördlingen und der Verkehrswacht, das dort stattfindet.
Manfred Keil ist 85 Jahre alt und fährt mit dem Auto noch regelmäßig selbst zum Arzt. Der Senior, der Brille und Hörgerät trägt, hat einen Fiat Punto mit 60 PS. „Ich möchte sehen, ob ich noch fit bin“, sagt er. Enge Einfahrten und das Rückwärtsfahren seien typische Verkehrssituationen, die er üben möchte. „Weite Strecken mit mehr als 30 Kilometern fahre ich aber nicht mehr selbst“, sagt der Senior, „da lasse ich mich fahren.“Auch der Großstadt- und Nachtverkehr sei nichts mehr für ihn, wegen der Lichtreflexe auf seiner Brille.
Manfred Keil ist einer von 15 Senioren, die am Samstagvormittag an Fahrtraining teilnehmen. Das Training, das sich an ältere Menschen über 60 Jahre richtet, wird wegen der großen Resonanz bereits zum zweiten Mal vom Seniorenbeirat in Nördlingen angeboten.
„Ziel des Fahrtrainings ist es, dass die Senioren sich beim Autofahren sicher fühlen“, sagt Elisabeth Strauß, Vorsitzende des Seniorenbeirats. Wie man einen Sport trainiere, so könne man auch das Autofahren trainieren. Und nicht zu vergessen: „Es soll auch Spaß machen!“Elisabeth Strauß hat hierfür Kaffee, Tee und Kekse mitgebracht und einen kleinen Pavillon aufgebaut, sodass man sich an diesem kalten Herbsttag auf der Kaiserwiese etwas aufwärmen und miteinander ins Gespräch kommen kann.
Ohne die vielen Ehrenamtlichen könnte das Training nicht stattfinden. Wichtigster Kooperationspartner ist die Deutsche Verkehrswacht, deren Nördlinger Ortsgruppe neun mit Pylonen abgesteckte Parcours und Stationen aufgebaut hat, an denen jeweils ein ehrenamtlicher Moderator steht und den Senioren Anweisungen und Tipps gibt, wie sie die Station am besten absolvieren sollten.
Es gibt Slaloms, dynamische Ausweichund Bremsübungen (daher das ständige Quietschen), einen Achter sowie Einpark- und Durchfahrübungen. Bei Letzteren soll die Selbsteinschätzung verbessert werden. Wie eng kann eine Durchfahrt sein, dass ich noch heil hindurchkomme? Die Senioren müssen selbst mit Pylonen eine enge Durchfahrt bauen, von der sie meinen, dass sie vorwärts und rückwärts hindurchkommen. Wenn es der Ernstfall wäre, gäbe es an diesem Vormittag mehrere Blechschäden. Aber genau deshalb gibt es ja diese Übungen.
Mehrere Moderatoren gehören zur Verkehrswacht, es sind aber auch Fahrlehrer aus Nördlingen und Polizisten darunter, die ehrenamtlich mithelfen. Der Rieser Automodem bil- und Motorsportclub Nördlingen stellt das Material, die Pylone, und sein Vereinsheim zur Verfügung.
Grundsätzlich dürfen Senioren so lange am Straßenverkehr teilnehmen, wie sie sich sicher fühlen. „Das muss jeder für sich selbst einschätzen“, sagt Heiner Berger, Geschäftsführer der Nördlinger Ortsgruppe der Verkehrswacht und im Hauptberuf Polizeihauptkommissar. Ein Höchstalter, bei dem man den Führerschein abgeben müsse, gebe es nicht. „Wenn ich merke, dass meine Reaktionsfähigkeit abnimmt, muss ich überlegen, was ich noch im Straßenverkehr machen kann.“Genau so, wie es Manfred Keil mit über 80 Jahren macht.
Kontakt Das Fahrtraining wird dem nächst wiederholt. Zudem wird ein Ver kehrstraining für Fahrradfahrer angebo ten. Die Termine stehen noch nicht fest. Interessierte wenden sich an Elisabeth Strauß (Telefon 090813237)