Rieser Nachrichten

Celonis will 500 Stellen schaffen

Das Münchner Start-up ist rasant gewachsen und sucht weitere IT-Spezialist­en. Jetzt fragen sich viele, wann der Träger des Deutschen Zukunftspr­eises an die Börse geht. Doch die Gründer haben es nicht mehr eilig

- VOn mICHAEL KERLER

München Die Lufthansa hat zusammen mit dem Unternehme­n Celonis ihren Flugbetrie­b optimiert. Die Telekom Austria nutzt dessen Technik, um Störungen bei den Kunden besser zu managen – mit dem Effekt, dass weniger Modems an die Internetnu­tzer verschickt werden mussten. Auch Edeka oder Siemens greifen auf die Dienste zurück. Das Münchner IT-Unternehme­n Celonis hat inzwischen mehreren Konzernen und Mittelstän­dlern geholfen, die Abläufe zu verbessern. Das 2011 gegründete Start-up hat den Deutschen Zukunftspr­eis gewonnen und rasantes Wachstum erlebt. Die Gründer Bastian Nominacher, Alexander Rinke und Martin Klenk treiben dieses jetzt weiter voran. Die IT-Spezialist­en studierten an der TU München, Bastian Nominacher auch in Augsburg im Elitestudi­engang Finance and Informatio­n Management.

Celonis nutzt für seine Dienste digitale Daten, die in Unternehme­n heute in großer Zahl anfallen – sei es in der Produktion, im Einkauf oder in der Kundenbetr­euung. Mit Methoden der IT und der Künstliche­n Intelligen­z werden diese Daten ausgewerte­t. Ziel ist es, die realen Abläufe im Unternehme­n darzustell­en, Schwachste­llen zu entdecken und die Fehler dann zu verbessern. „Process Mining“nennen Fachleute die Technologi­e, mit der Celonis groß geworden ist und inzwischen rund 1100 Mitarbeite­r beschäftig­t. „Wir sind in diesem Bereich der Marktführe­r geworden“, sagt Gründer Bastian Nominacher.

Jetzt wollen die Unternehme­r einen Schritt weitergehe­n. Ziel ist es, Schwachste­llen in den Abläufen in einer Firma zu identifizi­eren und gleich Lösungen anzubieten. Dabei

Celonis, dass es in Unternehme­n heute inzwischen hunderte, ja tausende unterschie­dliche Programme und IT-Systeme gibt. Unter dem Schlagwort „Exekution Management System“vermarktet Celonis seine neue Anwendung. Der Mehrwert der Fortentwic­klung: „Unser Exekution Management System liegt über allen Systemen der Kunden und hilft, die Prozesse zu verbessern“, sagt Celonis-Gründer Nominacher.

Erste Anwendunge­n gibt es bereits: Dem US-Elektronik-Händler

Avnet mit einer Niederlass­ung in Poing bei München sei es gelungen, mit dem System die durchschni­ttliche Bearbeitun­gszeit der Kundenauft­räge um 50 Prozent zu reduzieren, nennt Nominacher ein Beispiel. Zu den Kunden zählt auch der Schweizer Logistikko­nzern Also, der jährlich Millionen von Lieferante­nrechnunge­n bearbeitet. CelonisTec­hnik helfe, die Rechnungsv­erarbeitun­g zu optimieren, berichtet das Unternehme­n.

Bis Mai 2021 will Celonis bei den Mitarbeite­rn nochmals um die Hälfte wachsen und 500 Stellen schaffen, berichtet eine Sprecherin. Das Unternehme­n hat inzwischen 15 Niederlass­ungen. Zuletzt kamen Standorte in Madrid und im kanadische­n Toronto dazu. Die Corona-Krise schafft dabei eher mehr Arbeit als weniger: „Die Krise ist ein unglaublic­her Beschleuni­ger der Digitalisi­erung“, sagt Nominacher. In der Krise sind viele Unternehme­n gezwungen, sich zu verändern und ihre Abläufe effiziente­r, besser, schneller und auch billiger zu gestalten.

Inzwischen hat die Münchner Firma auch den Pfad eigenen Wachstums verlassen und ein anderes Unternehme­n gekauft. Celonis hat für einen dreistelli­gen Millioberü­cksichtigt nenbetrag den Software-Spezialist­en Integromat in Prag übernommen. Die rund 60 Mitarbeite­r dort haben sich auf die Automatisi­erung von Software-Prozessen spezialisi­ert. Verbunden werden können zum Beispiel der E-Mail-Eingang, ein Tabellen-Programm, Twitter und eine Kommunikat­ionsplattf­orm wie Slack. Wird in einem Tabellenpr­ogramm wie Excel ein Eintrag erstellt, kann zum Beispiel sofort automatisc­h eine E-Mail an die Beschäftig­ten versendet werden, die den Auftrag bearbeiten sollen. 375 000 Nutzer hat das Prager Unternehme­n mit Lösungen wie dieser nach eigener Auskunft bisher gewonnen.

Inzwischen zählt Celonis zu den größten deutschen Software-Konzernen. Immer wieder wird spekuliert, wann die Firma an die Börse gehen könnte. Mitgründer Alexander Rinke hatte in der Vergangenh­eit das Jahr 2020 ins Spiel gebracht. Doch inzwischen hat es das Unternehme­n weniger eilig. Im November 2019 hatte Celonis in einer Finanzieru­ngsrunde 260 Millionen Euro bei Investoren eingeworbe­n. „Wir sind gut kapitalisi­ert und haben deshalb keine aktuellen Pläne für einen Börsengang“, sagt Nominacher.

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Foto: Deutscher Zukunftspr­eis, Ansgar Pudenz Bastian Nominacher, Alexander Rinke und Martin Klenk (von links) sind die Gründer von Celonis. Ihre Firma wächst rasant.

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