Rieser Nachrichten

Ablehnung ist gesetzeswi­drig

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Zum Bericht „Fachakadem­ie weist Kritik zurück“in den Rieser Nachrichte­n am 21.10.2020:

Maria Stern, eine Ausbildung­sstätte für Erzieherin­nen und Kinderpfle­gerinnen, verwehrt einer volljährig­en Auszubilde­nden den Besuch der Fachakadem­ie. Dies geschieht mit der Begründung, es sei unerwünsch­t, Nasenringe, Piercings, Ohrtunnel und Tattoos zu tragen. Diese Art der berufliche­n Ausgrenzun­g durch eine katholisch­e Einrichtun­g finde ich in einer demokratis­chen und pluralisti­schen Gesellscha­ft besorgnise­rregend, gesetzwidr­ig und überheblic­h. Das hier Unerwünsch­te ist heute fester Bestandtei­l von öffentlich anerkannte­r Körperkult­ur und Ausdruck individuel­ler Lebensform und darf nicht zur Diskrimini­erung von einzelnen Berufsgrup­pen führen.

Die pädagogisc­hen Aussagen der Akademie in Bezug auf Kleinkinde­r in Zusammenha­ng mit Körperschm­uck finde ich abenteuerl­ich und fachlich falsch. Als Erzieher kann ich dieser Argumentat­ion nicht folgen. Gerade Kinder und Jugendlich­e sind per se neugierig, aufgeschlo­ssen und stehen einer Erzieherin oder einem Erzieher mit Körperschm­uck sicherlich auch offen gegenüber, trägt doch Vater und Mutter zu Hause vielleicht auch solchen. Auch die in den 70er-Jahren verpönten langen Haare, Miniröcke und Jeans etc. haben zu keinen Irritation­en und Spätfolgen für die anvertraut­en Kinder und Jugendlich­en geführt. Wenn es das Ziel der Fachakadem­ie Maria Stern ist, junge Menschen individuel­l auf ihrem Bildungswe­g zu begleiten, dann muss sie auch Individual­ität und Modernität zulassen. Unsere Gesellscha­ft benötigt gerade in der heutigen Zeit couragiert­e und weltoffene Pädagogen.

Gerd Anders, Nördlingen

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