Rieser Nachrichten

Der Kini und der Kamin

- VON STEPHANIE SARTOR sast@augsburger‰allgemeine.de

Der Bayer hat zuweilen einen Hang zur Nostalgie, zum Kitsch, zu einer verklärten Erinnerung­sromantik. Sie wissen schon, der Kini-Kult, die ganze LudwigLobh­udelei eben. Nun ist es aber so, dass der Bayer nicht nur wild auf Neuschwans­tein ist – er vergibt sein Herz durchaus auch an weniger Glamouröse­s. Wenn man so will, dann haftet dieser Liebesgesc­hichte, von der gleich die Rede sein wird, sogar etwas Schmutzige­s an … Aber der Reihe nach.

Die Romanze spielt im Münchner Stadtteil Sendling, wo es nicht nur das Grün des Flauchers gibt, sondern eben auch das gigantisch­e, graue Heizkraftw­erk Süd. Und das Herz der Menschen – man mag es ja kaum glauben – hängt tatsächlic­h an einem riesengroß­en, 176 Meter hohen Kamin, der jetzt abgerissen wird. Der Turm aus dem Jahr 1970 hat viele Freunde, die versucht haben, den Abriss zu verhindern. Vergebens. Und so bröckelt nicht nur der dreckige Kamin, auch so manches Herz zerbricht in tausend Stücke.

Die Stadtwerke München sind dann aber doch noch einen Schritt auf die Nostalgike­r zugegangen, wie die Münchner Abendzeitu­ng berichtet. Gegen eine Spende in frei gewählter Höhe konnten KaminFans bis zu fünf Trümmerstü­cke „in Tragegröße“mit nach Hause nehmen. Die Spenden kommen einem gemeinnütz­igen Verein aus Sendling zugute, der Menschen in Not hilft. Da geht einem in der Tat das Herz auf.

Was tun mit diesem Relikt? Vielleicht einfach ins Regal stellen. Neben ein Miniatur-Modell von Neuschwans­tein. Der Kini und der Kamin – passt doch eigentlich ganz gut zusammen.

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