Das Ärzte Deutsche Fernsehen
Was macht eine Punkband im „Tagesschau“-Studio?
Berlin „Hier ist das Ärzte Deutsche Fernsehen mit den Tagesthemen“: Mit einem Auftritt in der ARDNachrichtensendung vom späten Freitagabend hat die Berliner Punkrock-Band „Die Ärzte“die Zuschauer aus den Sesseln gerissen: Livemusik als Intro zur deutschen Nachrichten-Institution? Das gab es noch nie. Aber was hatte die Band da neben Moderator Ingo Zamperoni zu suchen? Ganz einfach: Ihre Botschaft vorbringen.
Die Ärzte appellierten an die Politik, in der Corona-Krise die Kulturbranche nicht zu vergessen. Die Menschen, die in der Musikszene arbeiten, würden ignoriert, sagte Ärzte-Sänger Farin Urlaub. „Das Problem ist tatsächlich, wir nehmen Kultur als gegeben hin, Kultur ist einfach immer da.“Dabei falle zu wenig auf, dass Kultur nicht nur kommerziell erfolgreiche Bandmusiker wie sie selbst brauche, sondern einen ganzen Unterbau: Clubbetreiber, Roadies (also Technik- und Aufbauhelfer) sowie kleinere Bands, die noch keine Plattenverträge haben. Wenn das wegbreche, entstehe ein „langfristiger Schaden“. Die Ärzte selbst haben ihre Tour schon aufs nächste Jahr verschoben. Schlagzeuger Bela B. berichtete, dass viele Betroffene seit sieben Monaten keine Arbeit hätten. „Wir hoffen, die Politiker dazu zu bringen, diese Branche mit 1,4 Millionen Menschen auch zu sehen.“
Reaktionen von Politikern – allerdings nicht aus der obersten Riege – kamen schnell. Die Bundestagsabgeordnete Tabea Rößner (Grüne) empfand den Auftritt als „befremdlich“, wies aber darauf hin, dass die Band ein drängendes Thema anspreche: „Die Hilfsgelder müssen passgenau ausgestaltet werden, damit sie bei denen ankommen, die sie dringend brauchen.“Claas Rohmeyer, CDU-Abgeordneter in Bremen, nannte den Auftritt „unerwartet“und „cool“. Mit Humor nahm ihn die Satiresendung Extra3: Die Macher schrieben im Internet: „Corona-Skeptiker mit ARD versöhnt: Endlich kamen in den Tagesthemen auch alternative Ärzte zu Wort.“