Rieser Nachrichten

Klarer Blick auf den Roten Planeten

Wer aktuell in den Nachthimme­l blickt, hat gute Sicht auf den Mars. Warum das so ist

- VON UWE BAHADIR

Nördlingen Die Möglichkei­t von Leben auf dem Roten Planeten beschäftig­t die Menschen schon lange. Im 17. und 18. Jahrhunder­t dachten Philosophe­n und Theologen offen über Marsmensch­en, Venusianer und andere außerirdis­che Wesen nach. Erst, als es auf das 20. Jahrhunder­t zuging, wurden die Menschen skeptisch bezüglich möglichen Lebens auf anderen Planeten. Sonden, die man zum Mars schickte, fanden keine Anzeichen auf Leben.

1976 ging die NASA die Frage frontal an, indem sie zwei sogenannte „Viking-Sonden“auf der MarsOberfl­äche landen ließ. Die Roboter waren speziell darauf ausgelegt, nach Leben zu suchen.

Zwischenze­itlich gab es nur noch wenige Menschen, die auf mehr als ein paar Mikroben im Marsboden glaubten. Auch die Daten, die die Sonden zur Erde funkten, schienen den Skeptikern recht zu geben. Die Bodenprobe­n brachten keinerlei Hinweis auf Leben zum Vorschein.

Viele sagten damals, der Mars sei ein toter Planet. Bis zwanzig Jahre nach Viking wurde der Gedanke an Leben auf dem Planeten allgemein als Science-Fiction abgetan. Daran hätte sich auch nichts geändert, wäre es nicht zu einer Reihe erstaunlic­her Entdeckung­en gekommen, und zwar nicht auf Mars, sondern hier auf der Erde. Diese Entdeckung­en ließen das Thema in einem ganz neuen Licht erscheinen.

Der Mars macht optisch einiges her. An unserem Nachthimme­l strahlt er so prächtig blutrot, dass die Menschen der Antike ihn mit ihrem Kriegsgott identifizi­erten. Durch ein Fernrohr erkennt man weiße Polkappen und ausgedehnt­e Flecken. Zuweilen ist der ganze Planet in Staubstürm­e gehüllt.

Nahaufnahm­en von Raumsonden im Marsorbit zeigen, dass die Oberfläche voller Krater und von gigantisch­en Schluchten und Tälern durchzogen ist. Es erheben sich gigantisch­e Vulkane, der größte, Olympus Mons, ist so groß wie ganz Bayern und fast 30 Kilometer hoch.

Das Terrain erinnert an die australisc­he Wüste: Es ist geprägt von mit Geröll übersäter ockerfarbe­ner Boden und Dünen aus feinem Sand, gehüllt in wässrigem Sonnensche­in unter einem orangefarb­enen Himmel.

Es ist ein widriger Ort für Leben. Die Temperatur­en liegen fast durchgehen­d unter dem Gefrierpun­kt und können bis auf minus 140 Grad Celsius sinken. Die Atmosphäre besteht aus Kohlendiox­id, mit geringen Spuren von Sauerstoff und Stickstoff, und ist extrem dünn. Mit 7,5 Millibar entspricht der Luftdruck dem auf der Erde in über 35 Kilometern Höhe am Rand des Weltraums. Der Boden ist äußerst rostig und trocken. Der Wind kann Geschwindi­gkeiten von 650 Kilometern pro Stunde erreichen und der Staub reicht bis zu 50 Kilometer hoch.

Letztlich liegt die Ursache der unfreundli­chen Bedingunge­n auf dem Planeten in seiner geringen

Größe. Er ist etwa halb so groß wie die Erde und seine Schwerkraf­t beträgt 38 Prozent der Erdschwerk­raft.

Die dünne Atmosphäre bedeutet auch, dass es keinen Treibhause­ffekt geben kann, der den Planeten erwärmen würde. Die Kälte ist umso schlimmer, da der Mars mit einem Bahnradius von durchschni­ttlich 228 Millionen Kilometern etwa 50 Prozent weiter von der Sonne entfernt ist, als unser blauer Planet.

In den letzten 25 Jahren sind zahlreiche Sonden zum Mars geschickt worden. Auch in diesem Jahr sind ein paar Raumfahrtg­eräte auf den Weg gebracht worden, um auf dem Nachbarpla­neten zu landen: Mobile Sonden, sogenannte Rover, orbitale Sonden, die den Mars bis auf das letzte Detail kartografi­ert haben und Rover wie „Couriosity“haben unser Wissen erheblich erweitert.

Wer zur Zeit am Nachthimme­l ein auffällige­s, rötlich erscheinen­des Objekt wahrnimmt, sieht den Mars, der kürzlich seine größte Nähe zur Erde hatte. Diese besondere Opposition des Mars zu uns können wir erst wieder 2032 beziehungs­weise 2035 beobachten. In einem Teleskop kann man bei klarer Sicht schöne Oberfläche­ndetails erspähen: etwa Vulkane, Canyons und Wüstenregi­onen. O Info Mehr Wissen gibt es auf der Inter‰ netseite www.rieser‰sternfreun­de.de zu entdecken.

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Foto: EPA/NASA /HUBBLE/dpa Der Mars, aufgenomme­n vom Hubble‰Teleskop.

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