Für ein Lächeln auf Station G9
Ibrahim Horozoglu aus Nördlingen war einst selbst Patient der Kinderkrankenstation G9 des Klinikums in München. Heute ist er ein erwachsener Mann – und möchte etwas zurückgeben
Nördlingen Ibrahim Horozoglu weiß, wie es sich anfühlt, in einem sterilen Zimmer zu liegen, mit Schläuchen am Körper und Angst im Bauch. Im Jahr 1992, er war da elf Jahre alt, bekommt er ein Spenderherz. Wochenlang liegt er auf der Kinderkrankenstation G9 des LMU-Klinikums in München. Die Abteilung Kinderkardiologie behandelt Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern und anderen HerzKreislauf-Erkrankungen. Das ist bis heute so. Horozoglu ist mittlerweile ein erwachsener Mann, die Kinderklinik besucht er aber immer noch – nicht mehr als Patient, sondern, um erkrankten Kindern zu helfen.
„Zweites Herz“heißt das Projekt, das Horozoglu ins Leben gerufen hat. Sein Anliegen ist es, den Patienten der Kinderkrankenstation die Wartezeit ein klein wenig erträglicher zu machen. Viele von ihnen warten dort auf eine Herztransplantation oder haben diese bereits hinter sich. Ablenkung, sagt Horozoglu, sei gerade jetzt wichtig, wo draußen die Pandemie grassiere, und die kleinen Patienten drinnen isoliert seien.
Horozoglu kam eine Idee: Er fing an, Spielsachen zu sammeln und sie der Kinderkrankenstation zur Verfügung zu stellen. Brett- und Kartenspiele, Kuscheltiere und Holzlokomotiven. „Dinge, um den Kindern ihr banges Warten auf ein Spenderherz angenehmer zu machen“, sagt er.
Sachspenden nimmt er lieber an als Geld. Denn allein damit sei den betroffenen Kindern nicht geholfen. Er betont: „Ein kleines Geschenk zaubert ein Lächeln ins Gesicht und hilft viel mehr.“
Der Nördlinger arbeitet im Öffentlichen Dienst, Spenden sammelt er in seiner Freizeit. Seit ein paar Wochen gibt es auch eine Homepage zum Projekt, zu finden ist sie unter www.zweitesherz.de. Dort dokumentiert Horozoglu seine Arbeit und präsentiert Bilder von der Kinderstation des Klinikums. Bilder, die unter anderem ein Zimmer voller Spielzeug für die Patienten zeigen. Ein großer Anteil davon stammt von Horozoglus Sammelaktionen.
Der Nördlinger hat nach eigenen Angaben selbst bereits zwei Spenderherzen erhalten. Er leidet an einer sogenannten dilatativen Kardiomyopathie, also einer krankhaften Erweiterung des Herzmuskels. „Als Betroffener, der viele Aufenthalte im Krankenhaus hinter sich hat, ist es mir ein großes Anliegen, ähnlich betroffenen Kindern und Jugendlichen zu helfen.“Mit „Zweites Herz“möchte Horozoglu aber auch der Krankenstation G9 Anerkennung zollen, ihr etwas zurückgeben, wie er sagt. „Die Ärzte und Schwestern dort haben mich aufgebaut, als es mir sehr schlecht ging. Das vergesse ich nicht.“
Stephanie Gstöttl-Rylke ist die Leiterin der Kinderkrankenstation des Klinikums in München. Sie kennt Horozoglu, seit er selbst als Kind in der Abteilung war. „Was er macht, ist eine tolle Sache“, sagt sie. Erst am 8. Oktober sei er wieder auf der Station gewesen, habe sich alles angesehen und die Patienten und das Personal gefragt, was sie an Sachspenden gebrauchen könnten. „Dass er wiederkommt, zeigt ja auch, dass er sich trotz allem hier wohlgefühlt hat.“
Horozoglu will sein Spendenprojekt künftig weiter ausbauen, wie er sagt. Er plant, T-Shirts mit dem Logo seiner Aktion zu verkaufen und den Erlös zu spenden. Damit die Kinder auf G9 noch öfter lächeln können. Info Wer etwas spenden oder weitere Hinweise zum Projekt erhalten möchte, kann sich unter der EMailAdresse in fo@zweitesherz.de mit Ibrahim Horo zoglu in Verbindung setzen.