Rieser Nachrichten

Für ein Lächeln auf Station G9

Ibrahim Horozoglu aus Nördlingen war einst selbst Patient der Kinderkran­kenstation G9 des Klinikums in München. Heute ist er ein erwachsene­r Mann – und möchte etwas zurückgebe­n

- VON DAVID HOLZAPFEL

Nördlingen Ibrahim Horozoglu weiß, wie es sich anfühlt, in einem sterilen Zimmer zu liegen, mit Schläuchen am Körper und Angst im Bauch. Im Jahr 1992, er war da elf Jahre alt, bekommt er ein Spenderher­z. Wochenlang liegt er auf der Kinderkran­kenstation G9 des LMU-Klinikums in München. Die Abteilung Kinderkard­iologie behandelt Kinder, Jugendlich­e und junge Erwachsene mit angeborene­n Herzfehler­n und anderen HerzKreisl­auf-Erkrankung­en. Das ist bis heute so. Horozoglu ist mittlerwei­le ein erwachsene­r Mann, die Kinderklin­ik besucht er aber immer noch – nicht mehr als Patient, sondern, um erkrankten Kindern zu helfen.

„Zweites Herz“heißt das Projekt, das Horozoglu ins Leben gerufen hat. Sein Anliegen ist es, den Patienten der Kinderkran­kenstation die Wartezeit ein klein wenig erträglich­er zu machen. Viele von ihnen warten dort auf eine Herztransp­lantation oder haben diese bereits hinter sich. Ablenkung, sagt Horozoglu, sei gerade jetzt wichtig, wo draußen die Pandemie grassiere, und die kleinen Patienten drinnen isoliert seien.

Horozoglu kam eine Idee: Er fing an, Spielsache­n zu sammeln und sie der Kinderkran­kenstation zur Verfügung zu stellen. Brett- und Kartenspie­le, Kuscheltie­re und Holzlokomo­tiven. „Dinge, um den Kindern ihr banges Warten auf ein Spenderher­z angenehmer zu machen“, sagt er.

Sachspende­n nimmt er lieber an als Geld. Denn allein damit sei den betroffene­n Kindern nicht geholfen. Er betont: „Ein kleines Geschenk zaubert ein Lächeln ins Gesicht und hilft viel mehr.“

Der Nördlinger arbeitet im Öffentlich­en Dienst, Spenden sammelt er in seiner Freizeit. Seit ein paar Wochen gibt es auch eine Homepage zum Projekt, zu finden ist sie unter www.zweitesher­z.de. Dort dokumentie­rt Horozoglu seine Arbeit und präsentier­t Bilder von der Kinderstat­ion des Klinikums. Bilder, die unter anderem ein Zimmer voller Spielzeug für die Patienten zeigen. Ein großer Anteil davon stammt von Horozoglus Sammelakti­onen.

Der Nördlinger hat nach eigenen Angaben selbst bereits zwei Spenderher­zen erhalten. Er leidet an einer sogenannte­n dilatative­n Kardiomyop­athie, also einer krankhafte­n Erweiterun­g des Herzmuskel­s. „Als Betroffene­r, der viele Aufenthalt­e im Krankenhau­s hinter sich hat, ist es mir ein großes Anliegen, ähnlich betroffene­n Kindern und Jugendlich­en zu helfen.“Mit „Zweites Herz“möchte Horozoglu aber auch der Krankensta­tion G9 Anerkennun­g zollen, ihr etwas zurückgebe­n, wie er sagt. „Die Ärzte und Schwestern dort haben mich aufgebaut, als es mir sehr schlecht ging. Das vergesse ich nicht.“

Stephanie Gstöttl-Rylke ist die Leiterin der Kinderkran­kenstation des Klinikums in München. Sie kennt Horozoglu, seit er selbst als Kind in der Abteilung war. „Was er macht, ist eine tolle Sache“, sagt sie. Erst am 8. Oktober sei er wieder auf der Station gewesen, habe sich alles angesehen und die Patienten und das Personal gefragt, was sie an Sachspende­n gebrauchen könnten. „Dass er wiederkomm­t, zeigt ja auch, dass er sich trotz allem hier wohlgefühl­t hat.“

Horozoglu will sein Spendenpro­jekt künftig weiter ausbauen, wie er sagt. Er plant, T-Shirts mit dem Logo seiner Aktion zu verkaufen und den Erlös zu spenden. Damit die Kinder auf G9 noch öfter lächeln können. Info Wer etwas spenden oder weitere Hinweise zum Projekt erhalten möchte, kann sich unter der E‰Mail‰Adresse in‰ fo@zweitesher­z.de mit Ibrahim Horo‰ zoglu in Verbindung setzen.

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Foto: LMU Klinikum München Regelmäßig besucht Ibrahim Horozoglu die Kinderstat­ion G9 des LMU‰Klinikums in München.
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Foto: David Holzapfel Ibrahim Horozoglu möchte der Kinderkran­kenstation mit seinem Projekt etwas zu‰ rückgeben.

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