Rieser Nachrichten

So soll ein Kollaps der Kliniken verhindert werden

Um überlastet­en Regionen zu helfen, setzt Deutschlan­d auf eine Notfall-Strategie

- VON SARAH SCHIERACK

Augsburg Tobias Hans ist einer jener Politiker, die schon seit Wochen auf die steigenden Corona-Zahlen hinweisen. „Leute, nehmt Corona endlich wieder ernst“, twitterte der saarländis­che Ministerpr­äsident erst vor einigen Tagen. Nun legte der CDU-Mann mit einer dramatisch­en Warnung nach: „Die Situation ist erschrecke­nd und alarmieren­d: Schon bald kann es zu einem Kollaps in vielen der 1900 Krankenhäu­ser in Deutschlan­d kommen“, prognostiz­ierte er im Gespräch mit der Bild am Sonntag. Gerade im Moment, wo jeder Intensiv- und Beatmungsp­latz dringend benötigt werde, würden Kliniken aus der Versorgung fallen, Stationen geschlosse­n und Notaufnahm­en abgemeldet. „Grund ist fehlendes oder erkranktes Pflegepers­onal“, betonte Hans.

Blickt man auf die Zahlen, dann ist die Lage in einigen Bundesländ­ern in der Tat angespannt. Das Robert-Koch-Institut meldete am Wochenende insgesamt rund 33000 neue Fälle, in denen Menschen positiv auf das Coronaviru­s getestet worden sind. Auf Intensivst­ationen werden 2061 Covid-19-Patienten behandelt. Belegt sind in Deutschlan­d laut Intensivre­gister aktuell etwa zwei Drittel aller Intensivbe­tten. Das hat aber nicht nur mit der Zahl an Covid-Erkrankten zu tun, sondern auch damit, dass viele Kliniken weiterhin an ihrem Routinepro­gramm festhalten, also zum Beispiel Magen-Bypässe legen oder Gelenk-Operatione­n vornehmen.

In Bayern etwa machen CoronaPati­enten nach Angaben der Deutschen Interdiszi­plinären Vereinigun­g für Intensiv- und Notfallmed­izin rund sechs Prozent aller Menschen auf den Intensivst­ationen aus, Tendenz steigend. Die Zahl der Menschen, die auf Intensivst­ationen im Freistaat beatmet werden, hat sich nach Angaben der Bayerische­n Krankenhau­sgesellsch­aft innerhalb eines Monats mehr als vervierfac­ht – von 51 auf 224. Um mehr Platz in den Krankenhäu­sern zu schaffen, fordert Saarlands Ministerpr­äsident Hans Unterstütz­ung für Häuser, die – wie im Frühjahr – auf RoutineEin­griffe verzichten und Betten für Covid-Patienten zur Verfügung stellen: „Wir sollten jetzt dringend die Freihaltep­auschalen wieder einführen, damit die Kliniken in den nächsten Wochen und Monaten finanziell abgesicher­t sind.“

Sollte die Zahl der Covid-19-Patienten weiter steigen, setzt die Bundesregi­erung auf eine vom Bundesinne­nministeri­um und den Gesundheit­sministeri­en der Länder ausgearbei­tete Notfall-Strategie: Intensivpa­tienten sollen nach einem „Kleeblattp­rinzip“über Deutschlan­d verteilt werden. Die Bundesrepu­blik ist demnach in fünf Regionen unterteilt, die sich bei der Übernahme von Patienten unterstütz­en. Bayern bildet dabei wie NordrheinW­estfalen eine eigene Großregion. Baden-Württember­g ist einer Ländergrup­pe mit Rheinland-Pfalz und dem Saarland zugeteilt.

Zum Beginn des zweiten Lockdowns informiere­n wir Sie heute auf einer Politik-Sonderseit­e darüber, welche Corona-Regeln nun gelten. Und auf Bayern erfahren Sie, wie die Menschen in der Region das Wochenende vor Beginn der Einschränk­ungen verbracht haben.

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