Debatte über Hütehunde im Nordries
Nach einem Vorfall mit Herdenschutzhunden in Hechlingen gibt es eine Gesprächsrunde. Dreimal seien Zäune von Fremden geöffnet worden. Zeitgleich wurden Rehe gerissen
Steinhart Gutmütig, gehorsam, ausgeglichen, zeichnet sich durch Mut und Intelligenz und ausgeprägtem Schutzinstinkt aus: So wird der Pyrenäen-Berghund charakterisiert. Zwölf Pyrenäen-Berghunde hat Peter Dobrick aus Steinhart für den Schutz seiner Schafherden im Einsatz und beschreitet damit eine Vorreiterrolle. Im Ries ist Dobrick derzeit der einzige Schafhalter, der auf Herdenschutz durch die Hunde setzt und beschreibt das bei einem Gesprächstermin mit Vertretern verschiedener Interessensgruppen auf dem „Wildensteiner Schafhof“als Präventiv-Maßnahme. In der Vergangenheit lief jedoch nicht alles glatt.
Irgendwann werden in der Donau-Ries-Region und angrenzendem Altmühlfranken Wölfe auftauchen und dann habe er als Schafhalter Erfahrungen mit dem Herdenschutz durch Hunde gesammelt. Beteiligt an der Gesprächsrunde bei Peter Dobrick in Steinhart waren Willi Reinbold, Wolfsbeauftragter vom Landesbund für Vogelschutz, René Gomringer vom BUND Naturschutz und aus der Jägerschaft Simone und Richard Buckel aus Hechlingen. Einen Vorfall in Hechlingen nahm Dobrick zum Anlass der Gesprächseinladung. Er hatte auf einer am Ortsrand liegenden Wiese die Schafe mittels Zaun gesichert, dazu fünf Hunde. Drei Mal war der Zaun durch Fremde geöffnet worden, berichtet Dobrick aus dem Polizeibericht – einmal von außen nach innen eingedrückt, ein zweites Mal unerklärbar geöffnet und beim dritten Mal habe ein Landwirt den Schafhalter informiert, dass der Zaun „touchiert“wurde. Zeitgleich wurden acht Rehe in umliegenden Revieren gerissen. Die Hunde seien weit entfernt und ruhig gewesen, hatten keinen Jagdtrieb, berichteten Hechlinger Jäger. Als Tierhalter Schaden von Mensch und Tieren abwenden, sei sein Auftrag, erklärt Peter Dobrick. Auf seinen exponiert liegenden Weiden sei das für die Schafe nur mit Schutzhunden erreichbar. Seine PyrenäenBerghunde werden im Schafstall geboren, übernehmen die Sicherung der Weide und lernen voneinander. Seine Aufgabe, die Sozialisation von Herde, Hund und Weide, nehme der Schafhalter gewissenhaft wahr. Der Schäfer zeigte das beim Ortstermin an einem Hang bei Unterappenberg (Gemeinde Megesheim). Drei Hunde waren mit vier Gotland-Schafen – Dobrick widmet sich bei seinen 70 Tieren ausschließlich alten und gefährdeten Rassen – und vier Ziegen auf einer eingezäunten und exponiert liegenden Weide am Waldrand. Die Hunde schlugen bei Annäherung durch die Besuchergruppe sofort an und beruhigten sich erst, als die klare Einordnung auf „keine Gefahr“vollzogen wurde.
Das zweite Experiment verdeutlichte den Schutzinstinkt der Pyrenäen-Berghunde. Schafhalter Dobrick öffnete eine weitere Weide und die Hunde sicherten das gesamte Gelände entlang der Zaungrenzen ab. Unaufgeregt folgten Ziegen und Schafe. Aufgabe der Hunde sei der Schutz der Schafe, so Peter Dobrick, Spaziergänger mit Hunden, Freizeitsportler, ungewohnte Störungen werden von den Hunden durch Bellen angezeigt. Alle seien beim Herdenschutz laut René Gomringer in einem Lernprozess. Er schätze diese Vorreiterrolle Dobricks als hilfreich und wichtig.
Sensibilität und Verständnis für die Herdenschutzhunde durch die Bevölkerung wünsche sich LBVVertreter Willi Reinbold, der Schäfer könne nicht 24 Stunden bei den Schafen sein. Sieben Wolfsreviere seien in Bayern bekannt, mit 30-prozentigem jährlichem Zuwachs. 85 Prozent des Schutzes wird dem Zaun zugerechnet und 14,9 Prozent den Hunden, so Reinbold, ein kleiner Prozentsatz bleibe Ungewissheit.