99,9 Prozent Ökostrom im Landkreis
Die Region ist, rein statistisch betrachtet, energieautark. In welchen Bereichen es dennoch Nachholbedarf gibt und warum sich der Landrat um die Sparte Biomasse sorgt
Landkreis Der Landkreis DonauRies hat seine Spitzenstellung bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien auch im vergangenen Jahr behauptet. Die regenerativ erzeugte Strommenge liegt im Verhältnis zum Verbrauch inzwischen bei 99,9 Prozent. Dies wurde in der Sitzung des Kreis-Umweltausschusses deutlich, in der Serafin von Roon von der beauftragten Forschungsgesellschaft für Energiewirtschaft aus München aktuelle Daten zur Energiebilanz vorstellte. Nachholbedarf gebe es noch bei der Erzeugung von Wärme mit alternativen Energien. Eine Wärmebilanz für den Kreis will von Roon im kommenden Jahr präsentieren.
Hauptanteil an der Energieerzeugung aus „Erneuerbaren“hatten im vergangenen Jahr die Photovoltaik (29 Prozent) und die Biomasse (42 Prozent). Letztere ist im Vergleich zum Basisjahr der Erhebungen 2007 gleich geblieben. Einen starken Anstieg verzeichnete hingegen die Stromerzeugung mittels PV-Anlagen, die im Basisjahr noch bei sieben Prozent lag. So gut wie keine Rolle spielte die Windkraft.
Beim Verbrauch von Strom in Privathaushalten sprach von Roon von einer „erfreulichen Entwicklung“. Er sei von 2007 bis 2019 um 15 Prozent gesunken. Weniger positiv stelle sich die Bilanz in der Wirtschaft dar. Dort habe der Verbrauch im selben Zeitraum um 18 Prozent zugenommen. „Gegenüber 2007 stieg somit der Gesamtverbrauch um acht Prozent“, konstatierte der Experte.
Sorge bereitet Landrat Stefan Rößle die Sparte Biomasse. Weil nunmehr nach 20 Jahren die ersten staatlichen Förderungen für den Betrieb von Biogasanlage ausliefen, bestehe die Gefahr, dass einige Anlagen stillgelegt würden und nicht mehr zur umweltfreundlichen Energieerzeugung ihren Beitrag leisten könnten. Unter Umständen wäre dann das Energieleitziel des Landkreises, bis zum Jahr 2030, also in den nächsten zehn Jahren, 60 Prozent des Endenergieverbrauchs für Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien zu decken, nur schwer oder gar nicht mehr zu erreichen.
Die Biogasbranche muss sich ohnehin inzwischen erschwerten Bedingungen stellen. Seit 2017 gilt nämlich eine novellierte Fassung des Gesetzes für den Ausbau erneuerbaren Energien (EEG), die die Teilnahme an Ausschreibungen statt festen Vergütungssätzen für Strom aus Biomasse vorsieht. Für die Betreiber bedeutete dies eine völlig andere Herangehensweise bei der Vermarktung sowie mitunter auch teure technische Veränderungen an den Anlagen, um die von der Regierung gewünschte flexible Stromerzeugung möglich zu machen.
Vor diesem Hintergrund hat der Ausschuss nochmals die Bedeutung der Biomasse für eine klimafreundliche Energieerzeugung im Landkreis Donau-Ries unterstrichen und eine bereits 2017 verabschiedete „Biogasresolution“aktualisiert. Darin wird auf die neuen Rahmenbedingungen eingegangen, die es nahezu unmöglich machten, eine Biogasanlage wirtschaftlich zu betreiben. Deshalb gelte es, Voraussetzungen zu schaffen, um den Betrieb von bestehenden Anlagen auch über die aktuelle EEG-Förderung hinaus zu gewährleisten.
Ruth Meißler (CSU) – sie ist zugleich Kreisbäuerin – übte deutliche Kritik an der Politik, weil sie bei den erneuerbaren Energien zunächst Anreize schaffe und später die Förderungen dann so herunterfahre, dass es sich nicht mehr lohne. Karl Kolb (CSU) plädierte dafür, in der Resolution nicht nur die Biomasse zu erwähnen, sondern auch andere Energieträger. Der aktualisierten Fassung wurde einvernehmlich zugestimmt.