Trump und Fox: Geschichte einer Entfremdung
Der rechte TV-Sender Fox hielt lange zum Präsidenten, doch schon vor der Wahlnacht ging er auf Distanz
Donald Trump machte es seinen Anhängern nicht immer leicht. Einige Republikaner entzogen ihm öffentlich die Gefolgschaft (Mitt Romney, Arnold Schwarzenegger), andere feuerte er gleich selbst (den nationalen Sicherheitsberater John Bolton, unter anderem). Und doch konnte er immer auf einen loyalen Stamm an Gefolgsleuten zählen, eine Gruppe Meinungsmacher, die nie offiziell für ihn arbeiteten: Tucker Carlson, Sean Hannity, Laura Ingraham – politische Kommentatoren beim US-Sender Fox. Doch ausgerechnet dieser Sender ging in der Wahlnacht auf Distanz.
Die Entfremdung beginnt eigentlich schon ein paar Wochen vorher.
Am 19. Juli gibt Trump bei Fox News ein Interview. Moderator ist Chris Wallace, der später auch die erste TV-Debatte zwischen Trump und Biden führen sollte. Wallace gilt zwar als konservativ, nicht aber als Unterstützer des Präsidenten. Trump hatte ihn vorher mehrmals auf Twitter attackiert. Wallace prüfte die Behauptungen des Präsidenten auf ihren Wahrheitsgehalt, deklarierte sie zum Teil als Falschaussagen.
Besonders bizarr ist der Moment, als Trump mit einem Intelligenztest prahlt. Wallace: „Ich habe den Test gemacht, als Sie meinten, Sie hätten ihn bestanden. Der schwerste Test war das nicht. Da war ein Bild und die Frage war: Was ist das? Und es war ein Elefant.“Darauf Trump:
„Das ist jetzt aber verzerrt dargestellt. Ja, die ersten Fragen sind einfach. Aber ich wette, Sie konnten die letzten fünf Fragen nicht beantworten. Die werden richtig schwer am Ende.“Wallace: „Eine davon war 100 minus 7.“Trump reagiert verärgert: „Ich bin kein großer Fan von Fox, das muss ich ihnen ganz ehrlich sagen.“
Ähnlich äußert sich Trump am Tag der Wahl. Der Präsident schaltet sich per Telefon zum Frühstücksfernsehen des Senders ein, bilanzierte seinen Wahlkampf, vergleicht seine aktuelle Situation mit der Wahl 2016: „Was ist der größte Unterschied zwischen heute und heute vor vier Jahren? Ich sage: Fox.“Zuvor hatte Fox eine Rede Barack Obamas gezeigt, in der der Ex-Präsident Trumps Eignung infrage stellt.
In der Wahlnacht eskaliert die Beziehung zwischen Trump und seinem ehemaligen Lieblingssender. Früher als fast alle anderen Medien berichtete Fox, Biden habe den Staat Arizona gewonnen. CNN dagegen deklariert den Staat auch am Sonntagmorgen noch als „too close to call“. Zu früh also, um ihn einem der beiden Kandidaten zuzurechnen. Der Präsident soll außer sich gewesen sein. Sein Wahlkampfteam habe sich an Fox gewandt, will Einfluss auf die Berichterstattung nehmen. Ohne Erfolg. Der Sender bleibt standhaft. Auch Michigan rechnen sie früh Biden zu. Um die Meldung zu verkünden, unterbricht Fox sogar eine Pressekonferenz des Trump-Anwalts Rudy Giuliani. „Irgendjemand hat in Arizona einen Sieg für Biden verkündet“, sagt Trump am Abend, ohne den Sender beim Namen zu nennen. Auf Twitter teilt er fortan nur noch Artikel der ultrarechten Plattform Breitbart. Keine Spur von Fox.
Für Trump war Fox ein wichtiges Instrument in seiner Medien-Strategie. Der Sender gehört zum Murdoch-Imperium, ein konservatives Medien-Konglomerat, das viele potenzielle Trump-Wähler erreicht. Der Präsident heuerte in seiner Amtszeit zum Teil Mitarbeiter des Senders an. Viele der Moderatoren bezeichnet er als „Freunde“. Außerdem fährt Fox Traumquoten ein. 14,1 Millionen Menschen sollen am 3. November die Wahlberichterstattung zwischen acht und elf Uhr verfolgt haben, mehr Zuschauer als je zuvor an einem Wahltag. CNN erreichte nur neun Millionen. Auch vor der Wahl schon steigerte der Sender seine Zahlen enorm: Im Oktober sahen durchschnittlich 4,9 Millionen Menschen zur Primetime Fox News, 85 Prozent mehr als im Jahr zuvor.
Nichtsdestotrotz kann Trump weiterhin auf einige der Kommentatoren bei Fox zählen. Sean Hannity zum Beispiel. Der teilte in seiner Show am Mittwoch die Verschwörungsmythen des Präsidenten. „Glauben Sie, die Ergebnisse sind richtig?“, fragte er. Ähnlich äußerte sich der rechte Moderator Tucker Carlson. Ein paar Freunde bleiben Trump also erhalten.