Rieser Nachrichten

Hunderte Tote bei Offensive des Militärs in Äthiopien

- VON FELIX LILL

Während der andauernde­n Militär– offensive der äthiopisch­en Regierung gegen die Regierungs­partei der Region Tigray sind nach Angaben von Addis Abeba hunderte Menschen getötet worden. Der staatliche Sender Fana zitierte am Dienstag einen führenden Militärver­treter, der von 500 getöteten Mitglieder­n der „Extremiste­ngruppe“sprach. Allerdings konnten diese Angaben nicht unabhängig nachgeprüf­t werden, da Tigray derzeit von der Außenwelt weitgehend abgeschnit­ten ist und Internet- und telefonisc­he Kommunikat­ion kaum möglich ist. Das äthiopisch­e Rote Kreuz berichtete in den sozialen Medien des Landes von Attacken gegen drei Krankenwag­en und forderte zur Einhaltung internatio­naler Regeln auf.

Hongkong „Ab heute kann Hongkong der Welt nicht mehr erzählen, hier gelte ,Ein Land, zwei Systeme‘.“Dieses bittere Fazit zog der demokratis­che Stadtparla­mentsabgeo­rdnete Wu Chi-wai. Am Mittwoch kündigten 15 Abgeordnet­e des demokratis­chen Parteienbü­ndnisses, also fast das gesamte Opposition­slager, ihren Rücktritt an. Aus Protest gegen die Regierung der chinesisch­en Sonderverw­altungsreg­ion, die ihren Mitstreite­rn Alvin Yeung, Kwok Ka-ki, Dennis Kwok und Kenneth Leung die Mandate aberkannt hatte.

Nur wenige Minuten vor dem Rauswurf hatte Chinas staatliche Nachrichte­nagentur Xinhua eine Entscheidu­ng des Ständigen Ausschusse­s des Nationalen Volkskongr­esses veröffentl­icht. Demnach kann Abgeordnet­en in Hongkong nun unter bestimmten Bedingunge­n ihr Sitz ohne Gerichtsbe­schluss entzogen werden – wenn sie die Unabhängig­keit Hongkongs befürworte­n, sich an Handlungen beteiligen, die die nationale Sicherheit gefährden oder ausländisc­hen Kräften helfen, sich in innere Angelegenh­eiten einzumisch­en.

Seit der Nationale Volkskongr­ess in Peking im Juli das „Nationale Sicherheit­sgesetz“für Hongkong beschlosse­n hat, drohen Kritikern Pekings in Hongkong harte Konsequenz­en, bis hin zu mehrjährig­en Haftstrafe­n. Kritiker klagen, China breche damit das Grundrecht der Hongkonger Verfassung, die den Menschen freie Meinungsäu­ßerung zusichert. Seit Hongkong im Jahr 1997 nach 99 Jahren unter britischer Herrschaft an China zurückgege­ben wurde, sollten auf der Halbinsel für zumindest 50 Jahre fundamenta­le liberale Rechte gelten. Diese Vereinbaru­ng wird unter dem Schlagwort „ein Land, zwei Systeme“zusammenge­fasst: Hongkong gehört zwar zu China, wurde aber dennoch liberal regiert. Doch in den letzten Jahren hat die Regierung in China gegen den Widerstand auf Hongkongs Straßen dieses Prinzip und die demokratis­chen Strukturen Hongkongs zusehends unterwande­rt. Mit dem kollektive­n Rücktritt der demokratis­chen Abgeordnet­en im Hongkonger Parlament ist nun ein neuer Tiefpunkt der Hongkonger Demokratie erreicht.

Auch außerhalb des Parlaments sind die demokratis­chen Kräfte der 7,5-Millionen-Metropole empört.

Nathan Law, ein demokratis­cher Politiker, der mittlerwei­le im Londoner Exil lebt, kommentier­te am Mittwoch: „Ein weiterer Beweis für die rohe Unterdrück­ung durch Chinas Kommunisti­sche Partei. Ekelhaft.“Joshua Wong, der mehrmals verhaftete Anführer der Studentenp­roteste, dem zuletzt auch das Recht zu einer Kandidatur für das Stadtparla­ment abgesproch­en worden war, twitterte: „Sollten jetzt noch Verhaftung­en folgen, wäre es der totale Krieg, um die Meinungsfr­eiheit auszulösch­en.“

Unterdesse­n ist abzusehen, dass das Hongkong, wie es die Welt bisher kannte, allmählich verschwind­et. Mehrere Akademiker haben schon ihren Rückzug beschlosse­n. Ausländisc­he Zeitungen haben ihre

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Foto: V. Yu, dpa Sie wollen nicht mehr: Massenrück­tritt demokratis­cher Abgeordnet­er.

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