Polizei unter Strom
Künftig werden mehr Beamte mit Elektroschock-Pistolen ausgestattet. Der Gewerkschaft geht das nicht weit genug
München Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) will den Einsatz von Elektroschock-Pistolen bei der bayerischen Polizei deutlich ausweiten: Ein Pilot-Versuch unter anderem in Aschaffenburg habe gezeigt, dass die auch als „Taser“bekannten Waffen „unter bestimmten Voraussetzungen eine wertvolle Ergänzung“für die Polizei sein könne, erklärte er im Landtag.
So seien die Taser in dem Pilotversuch 32 Mal zum Einsatz gekommen – in 27 Fällen habe aber schon die Androhung der Nutzung der in
Bayern auffällig gelben ElektroWaffen zur Aufgabe des Angreifers geführt. Etwa bei gewalttätigen Familien-Auseinandersetzungen könne der Taser sehr hilfreich sein, hofft Herrmann.
Beim Einsatz der ElektroschockPistole werden zwei Metallpfeile abgeschossen, die durch dünne Metalldrähte mit der Waffe verbunden bleiben. Die Pfeile bohren sich in die Haut des Angreifers und schließen auf diese Weise den Stromkreis. Rund 50 000 Volt führen dann zu einer Muskel-Verkrampfung, die ein Stehenbleiben unmöglich macht.
Die Waffe darf in Bayern nur von speziell ausgebildeten Teams aus vier Beamten eingesetzt werden. „Nicht erlaubt ist der Einsatz an empfindlichen Körperstellen wie
Gesicht oder Genitalien“, erklärte Herrmann. Ebenfalls nicht zulässig ist der Einsatz bei Kindern, Schwangeren oder „erkennbar Herzkranken“. Künftig sollen alle Unterstützungskommandos sowie alle weiteren „geschlossenen Einheiten der Landespolizei“mit Tasern ausgestattet werden. Ein Einsatz bei der Streifenpolizei ist dagegen zunächst nicht geplant, so der Minister.
Die Polizeigewerkschaft DPolG nannte die Ausweitung der TaserAusstattung einen „Zwischenschritt“: Die Geräte müssten „auch für die Polizeiinspektionen vor Ort und für jede Pflichtstreife“beschafft werden, fordert der Landesvorsitzende Jürgen Köhnlein. So sieht dies auch der AfD-Landtagsabgeordnete Richard Graupner: „Hochaggressive Täter halten sich nicht an die Dienstpläne des USK“, findet er.
Kritik kommt von den Grünen: „Der Taser ist keine harmlose Waffe“, warnte die Fraktionschefin Katharina Schulze: So könnten die Beamten gar nicht erkennen, „ob ein Gegenüber eine Herzerkrankung hat“. Ein Taser habe „ein geringeres Verletzungsrisiko als eine Schusswaffe“, entgegnete Minister Herrmann.