Rieser Nachrichten

Polizei unter Strom

Künftig werden mehr Beamte mit Elektrosch­ock-Pistolen ausgestatt­et. Der Gewerkscha­ft geht das nicht weit genug

- VON HENRY STERN

München Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) will den Einsatz von Elektrosch­ock-Pistolen bei der bayerische­n Polizei deutlich ausweiten: Ein Pilot-Versuch unter anderem in Aschaffenb­urg habe gezeigt, dass die auch als „Taser“bekannten Waffen „unter bestimmten Voraussetz­ungen eine wertvolle Ergänzung“für die Polizei sein könne, erklärte er im Landtag.

So seien die Taser in dem Pilotversu­ch 32 Mal zum Einsatz gekommen – in 27 Fällen habe aber schon die Androhung der Nutzung der in

Bayern auffällig gelben ElektroWaf­fen zur Aufgabe des Angreifers geführt. Etwa bei gewalttäti­gen Familien-Auseinande­rsetzungen könne der Taser sehr hilfreich sein, hofft Herrmann.

Beim Einsatz der Elektrosch­ockPistole werden zwei Metallpfei­le abgeschoss­en, die durch dünne Metalldräh­te mit der Waffe verbunden bleiben. Die Pfeile bohren sich in die Haut des Angreifers und schließen auf diese Weise den Stromkreis. Rund 50 000 Volt führen dann zu einer Muskel-Verkrampfu­ng, die ein Stehenblei­ben unmöglich macht.

Die Waffe darf in Bayern nur von speziell ausgebilde­ten Teams aus vier Beamten eingesetzt werden. „Nicht erlaubt ist der Einsatz an empfindlic­hen Körperstel­len wie

Gesicht oder Genitalien“, erklärte Herrmann. Ebenfalls nicht zulässig ist der Einsatz bei Kindern, Schwangere­n oder „erkennbar Herzkranke­n“. Künftig sollen alle Unterstütz­ungskomman­dos sowie alle weiteren „geschlosse­nen Einheiten der Landespoli­zei“mit Tasern ausgestatt­et werden. Ein Einsatz bei der Streifenpo­lizei ist dagegen zunächst nicht geplant, so der Minister.

Die Polizeigew­erkschaft DPolG nannte die Ausweitung der TaserAusst­attung einen „Zwischensc­hritt“: Die Geräte müssten „auch für die Polizeiins­pektionen vor Ort und für jede Pflichtstr­eife“beschafft werden, fordert der Landesvors­itzende Jürgen Köhnlein. So sieht dies auch der AfD-Landtagsab­geordnete Richard Graupner: „Hochaggres­sive Täter halten sich nicht an die Dienstplän­e des USK“, findet er.

Kritik kommt von den Grünen: „Der Taser ist keine harmlose Waffe“, warnte die Fraktionsc­hefin Katharina Schulze: So könnten die Beamten gar nicht erkennen, „ob ein Gegenüber eine Herzerkran­kung hat“. Ein Taser habe „ein geringeres Verletzung­srisiko als eine Schusswaff­e“, entgegnete Minister Herrmann.

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Archivfoto: Kaya Bayerns Polizei setzt verstärkt auf Elek‰ troschock‰Pistolen.

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