Rieser Nachrichten

Hier funktionie­rt der Lockdown

Vor allen anderen fuhr das Berchtesga­dener Land das öffentlich­e Leben herunter. Nun zeigen sich erste Erfolge. Dafür tobt jetzt im Nachbarlan­dkreis das Virus wie nie zuvor

- VON MARIA HEINRICH

Bad Reichenhal­l Ungefähr drei Wochen ist es her, dass die gesamte Bundesrepu­blik auf das südliche Eck Bayerns blickte. Zahlreiche Medienvert­reter und Journalist­en reisten ins Berchtesga­dener Land, um die Stimmung vor Ort einzufange­n und mit den Betroffene­n zu sprechen. Der Grund dafür: Der oberbayeri­sche Landkreis verhängte für zwei Wochen einen lokalen Lockdown – als erster in Deutschlan­d und zwei Wochen bevor auch im restlichen Land das öffentlich­e Leben herunterge­fahren wurde.

Und nun? Haben die Maßnahmen ihre erhoffte Wirkung entfacht? Nach Angaben des Landratsam­tes in Bad Reichenhal­l ist die 7-Tage-Inzidenz – die Zahl der CoronaNeui­nfektionen auf 100000 Einwohner binnen einer Woche – am Mittwochna­chmittag auf 141,6 gesunken. Zum Hintergrun­d: Zu Spitzenzei­ten Ende Oktober kletterte der Wert auf über 324 – eine Zahl, mit der der Landkreis bundesweit einen Negativrek­ord hielt und sich zeitweise zum Corona-Hotspot entwickelt­e. Nun hat sich die Situation also wieder ein bisschen entspannt: von über 300 auf 141,6 – das ist mehr als eine Halbierung innerhalb von drei Wochen. Es scheint, dass der Teil-Lockdown also tatsächlic­h funktionie­rt hat.

„Wir haben die Welle wohl gebrochen“, sagt Stefan Neiber, stellvertr­etender Sprecher des Landratsam­tes Bad Reichenhal­l. „Angesichts der Zahlen liegt das auf der Hand. Es zeigt, dass die Leute mitgemacht und Beträchtli­ches geleistet haben.“Das Engagement der Bürger zu loben, sei auch Landrat Bernhard Kern wichtig. Die Menschen im Berchtesga­dener Land hätten sich mehrheitli­ch an die Regeln gehalten und die bittere Pille geschluckt. Sprecher Neiber ergänzt: „Die Menschen konnten jetzt sehen, dass ein Lockdown tatsächlic­h etwas bewirken kann.“

Ähnlich sieht das Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU). Am Beispiel des Berchtesga­dener Landes zeige sich, dass die Maßnahmen wirkten, es brauche aber immer auch Geduld. „Es geht darum, dem Virus das Futter zu nehmen, das es benötigt: menschlich­e Kontakte“, sagte Herrmann.

Anderswo sieht die Lage jedoch ganz anders aus – trotz der bundesweit verschärft­en Corona-Regeln. So meldete das Landesamt für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it (LGL) am Mittwoch für den Landkreis Traunstein einen neuen

Rekordwert von Neuinfekti­onen: eine 7-Tage-Inzidenz von 416,2 – der höchste bisher aus Bayern bekannt gewordene Wert. Das Landratsam­t Traunstein nannte das Infektions­geschehen „dynamisch, diffus und flächendec­kend“. Landrat Siegfried Walch (CSU) sprach von einer „galoppiere­nden Aufwärtsbe­wegung“. Bereits am Vortag hatte die Zahl der Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche bei 377,9 gelegen. Walch sagte, das sei der „absolute Höchststan­d, den der Landkreis jemals zu verzeichne­n hatte“. Als Gründe für die hohen Zahlen führte Walch unter anderem die geografisc­he Lage an. Der Landkreis Traunstein sei von Hotspot-Gebieten umgeben gewesen oder noch umgeben, darunter das Berchtesga­dener Land, Rosenheim und Salzburg. „Es war völlig klar, dass das auch zu uns rüberschwa­ppt.“

Auch in der Stadt Augsburg, die ebenfalls schon vor dem Rest Deutschlan­ds das öffentlich­e Leben herunterge­fahren hatte, halten sich die in Zahlen messbaren Erfolge der Maßnahmen noch in Grenzen, lediglich eine leichte Tendenz nach unten ist zu erkennen. Lag die 7-Tage-Inzidenz vor einer Woche noch bei 350, meldete die Stadt am Mittwoch 324,8.

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 ?? Foto: Peter Kneffel, dpa ?? Am 20. Oktober genau um 14 Uhr trat im Berchtesga­dener Land der lokale Lockdown in Kraft. Das Landratsam­t wollte damit das Infektions­geschehen aufhalten. Auf den ersten Blick scheint ihm das gelungen zu sein.
Foto: Peter Kneffel, dpa Am 20. Oktober genau um 14 Uhr trat im Berchtesga­dener Land der lokale Lockdown in Kraft. Das Landratsam­t wollte damit das Infektions­geschehen aufhalten. Auf den ersten Blick scheint ihm das gelungen zu sein.
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