Rieser Nachrichten

Die kühnen Pläne der Formel 1

- VON MARCO SCHEINHOF marco.scheinhof@augsburger‰allgemeine.de

Den Machern der Formel 1 kann man keineswegs den Vorwurf machen, dass sie keine Visionen und Ideen hätten. Manch einem mag ihr Vorgehen sogar äußerst kühn vorkommen. Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie, die für alle Menschen große Einschränk­ungen bedeutet. Mit einem Kraftakt und strikten Konzepten scheint es die Formel 1 zu schaffen, diese Saison irgendwie zu Ende zu bringen. Sogar mit mehr als den 15 nötigen Rennen, um am Ende das gesamte TV-Geld zu kassieren und mit Lewis Hamilton einen Weltmeiste­r zu küren. Geht alles gut, werden 17 Rennen in der Statistik für das Jahr 2020 stehen. Das fordert quasi eine Steigerung, mag man sich nun im Kosmos der Rennserie gedacht haben. Getreu dem Motto: immer weiter, immer höher.

Für 2021 haben sich die Macher der Königsklas­se daher nun sogar 23 Rennen vorgenomme­n. 23 Rennen rund um die Welt, und nicht wie in diesem Jahr wegen der Pandemie vornehmlic­h in Europa. 23 Rennen mit einem Wanderzirk­us von mehr als 1000 Personen. Der möchte seine Zelte im Mittleren Osten, Europa, Asien, Nord- und Südamerika aufschlage­n. Ein gewagtes Unternehme­n, fast so, als wäre nichts gewesen. Keine Pandemie, keine Einschränk­ungen. Der Formel 1 wird ohnehin vorgeworfe­n, sie kreise nur um sich selbst. Was draußen in der Welt geschieht, wird gerne ausgeblend­et. Aber eine Pandemie interessie­rt sich eben nicht für den Motorsport.

23 Rennen wohl auch deshalb, um reagieren zu können, wenn es zu Ausfällen kommt. Immerhin dieses Szenario ist bei den tollkühnen Plänen berücksich­tigt. Damit am Ende die nötige Anzahl an Veranstalt­ungen auch 2021 auf jeden Fall erreicht wird. Trotz der Vielzahl an Rennen findet Deutschlan­d keinen Platz im Kalender. Mal wieder nicht. In diesem Jahr durfte der Nürburgrin­g zwar einspringe­n, was aber ausschließ­lich der besonderen Situation wegen Corona geschuldet war. In der Eifel gab es ein schlüssige­s Konzept und offenbar auch die Versicheru­ng, dass die Rennstreck­enbetreibe­r nicht auf ihren Kosten sitzen bleiben werden. In den Jahren, als Deutschlan­d noch fester Bestandtei­l des Rennkalend­ers war, endeten die Rennen meist mit roten Zahlen.

Sollte sich langsam wieder die Normalität nähern, ist aber weder für den Nürburg- noch für den Hockenheim­ring Platz im Kalender. Die Formel 1 kassiert eine Menge Geld, dass sie ihre Teams überhaupt an einem Ort antreten lässt. Da ist es den Verantwort­lichen im Zweifel egal, ob die Veranstalt­er einen guten Ruf genießen. Sonst würde wohl kaum Saudi-Arabien 2021 als Veranstalt­ungsort aufgeführt werden. Die Formel 1 wird also wieder einen Bogen um Deutschlan­d machen. Es sei denn, Corona zwingt sie erneut zu Änderungen im Kalender.

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