Weltklasse in der Blase
Die Besten treten in der International Swimming League an. Darunter ist auch Marco Koch, der nur zweimal knapp den Weltrekord über 200 m Brust verpasst hat
Budapest In Zeiten wie diesen sind im Sport nur zwei Dinge sicher: Nichts ist so, wie es vorher war. Und wenn doch, dann findet es in einer Blase statt. Eine solche Bubble spannt sich dieser Tage in Budapest über die besten Schwimmer der Welt. Dort hat sich in diesem Jahr die International Swimming League (ISL) einquartiert.
Zehn Teams mit (fast) allen Stars der Szene gehen an den Start. Nur die Australier fehlen, da sie wegen der Corona-Pandemie nicht ausreisen durften. Auch von den wenigen deutschen Schwimmern, die überhaupt das Format haben, zur ISL eingeladen zu werden, sagten einige ab, allen voran Weltmeister Florian Wellbrock. Der Deutsche Schwimmverband (DSV) hatte seine Athleten wegen „nicht kalkulierbarer Risiken“ausdrücklich vor einer Teilnahme gewarnt.
Die Stars der Szene allerdings, unter ihnen auch der US-Amerikaner Caeleb Dressel, sahen kein Problem darin, inmitten einer Pandemie aus der ganzen Welt für fünf Wochen nach Budapest einzufliegen. Das dürfte auch daran liegen, dass die ISL ihre Preisgelder auf sechs Millionen Dollar mehr als verdoppelt hat. Ausgeschüttet wird es nach einem Punktesystem, das über die Platzierungen in den einzelnen Rennen berechnet wird. Die Erfolgreichsten werden mit weit über 200 000 Dollar im Gepäck den Heimweg antreten. Geldgeber und Initiator im Hintergrund ist der ukrainische Milliardär und Schwimmfan Konstantin Grigorishin. Er hat durchgesetzt, dass jeder Teilnehmer eine Art Grundgehalt bekommt, das er selbst aufbessern kann.
Ex-Weltmeister Marco Koch gehört zu den acht Deutschen, die in der ISL (die auf der Kurzbahn geschwommen wird) an den Start gehen. Mit seinem Team New York Breakers hat er es in die Halbfinals geschafft, die am heutigen Donnerstag beginnen. Zweimal kam er auf seiner Lieblingsstrecke 200 Meter Brust dem Weltrekord bis auf wenige Hundertstel nahe. Dann machte ihm ein kleiner Muskelfaserriss in den Adduktoren zu schaffen. „Ich hoffe, dass ich rechtzeitig wieder fit bin für das Halbfinale.“
Außerhalb des Schwimmbades ist das Tagesprogramm der Sportler in Budapest eher übersichtlich. „Nach 20 Uhr dürfen wir gar nicht mehr raus. Am Tag dürfen wir 90 Minuten spazieren gehen, müssen aber auf der Margareteninsel bleiben und dürfen nicht in Cafés oder sonstiges gehen“, erzählt Koch. Die einzelnen Teams werden separiert, Masken und regelmäßige Tests sind Pflicht. „Die Wahrscheinlichkeit, dass man sich hier ansteckt, ist deutlich geringer als zu Hause im normalen Alltag“, sagt Koch. Und: „Ich bin froh, dass so etwas stattfindet. Dass man sich doch mal wieder messen kann.“
Sportlich sieht sich der 30-Jährige auf einem guten Weg. Der Wechsel zu Dirk Lange als neuem Trainer scheint sich auszuzahlen. „Ich war zweimal sehr nah am Weltrekord dran. Damit kann ich schon sehr zufrieden sein. In einem perfekten Rennen ist der Weltrekord möglich. Vielleicht passiert es. Wenn nicht, ist es auch okay.“
Jetzt gelte es erst einmal, die Adduktorenprobleme in den Griff zu bekommen. Langfristig ist der Fokus komplett auf die Olympischen Sommerspiele 2021 in Tokio ausgerichtet. Eine Olympiamedaille fehlt Koch noch in seiner umfangreichen Sammlung. Die ISL macht ihn optimistisch, dass die Sommerspiele auch tatsächlich stattfinden. „Wenn man sieht, wie es hier funktioniert, könnte ich mir schon vorstellen, dass man es hinkriegt.“