Die wollen nicht nur spielen
Kurz vor Weihnachten kommen die neuen Konsolen von Sony und Microsoft auf den Markt. Was die Hightech-Kisten können, was sie kosten und was man sonst noch wissen muss
Schon Sheldon Cooper stand in „The Big Bang Theory“vor der Wahl: Xbox oder Playstation? Sieben Jahre später kommt nun die neue Spielkonsole von Microsoft, die „Xbox Series X“in den Handel. Und nur Tage später Sonys Antwort, die „Playstation 5“. Trotz des nicht eben günstigen Preises von rund 500 Euro waren beide schon vor den Startterminen erst mal ausverkauft. Die Hersteller versprechen, dass es bis Weihnachten genug Nachschub geben wird. Die PS5 wird es wegen der Pandemie allerdings nur online zu kaufen geben, um lange Schlangen vor Geschäften zu vermeiden. Wer ein Gerät vorbestellt hat, sollte sich bei seinem Händler über Abhol- oder Liefermöglichkeiten informieren.
Was können die beiden Konkurrenten?
Erfolg oder Misserfolg einer Konsole hängen in erster Linie von den Spielen ab. Für beide Systeme ist das Startangebot von Titeln geprägt, die auch auf der älteren Hardware-Generation laufen und die technischen Möglichkeiten noch nicht ausreizen. Zu den wenigen Ausnahmen gehört „Marvel’s Spider-Man: Miles Morales“. Das Superheldenspektakel lässt vor allem erahnen, welches Potenzial in dem neuen „Dualsense“-Controller der PS5 liegt. Die Schultertasten können von den Entwicklern je nach Verwendungszweck mit unterschiedlichem Widerstand versehen werden. Das macht die Haptik viel realistischer, bei Rennspielen kann man durch die Vibrationen sogar die unterschiedliche Beschaffenheit der Pisten spüren. Hinzu kommen ein Touchpad und ein Mikrofon mit Pust-Sensor und ein CreateButton für das Teilen von Spielinhalten.
Käufern eines der beiden Geräte wird es aber so oder so nicht langweilig werden. Denn beide sind abwärtskompatibel, das heißt, sie können Games voriger Modelle abspielen. Das gilt zumindest für sehr viele, aber nicht für alle verfügbaren Titel. Man kann also seine alten Discs abspielen oder Klassiker als Download kaufen. Viele davon erstrahlen in neuem Glanz, da sie eigens für die neuen Plattformen aufpoliert wurden. Konkret heißt das: eine höhere Bildwiederholungsrate für die flüssigere Darstellung von Bewegungen, ein brillantes HDRBild und stark verkürzte Ladezeiten. Die Xbox glänzt mit Fähigkeit, schnell zwischen mehreren gleich
„Marvel’s SpiderMan: Miles Morales“ zeitig laufenden Spielen hin und her schalten zu können. Die PS5 kontert mit einem intelligenten Assistenzsystem. Es bietet Unterstützung in kniffligen Situationen, nicht nur für Einsteiger eine tolle Sache.
Geht es nur um Games?
Die Hersteller haben es lange versprochen, nun wird es endlich Wirklichkeit: Die Spielkonsolen sind echte Multimediastationen geworden. So können beide auch Film-Blu-rays und UHD-Discs abspielen und dienen damit auch als 4K- und sogar 8K-Player. Im Test machen beide Konkurrenten dabei eine sehr gute Figur und sind im Betrieb überraschend leise. Werden physische Datenträger eingelegt, kann es allerdings kurz lauter werden, aber das ist auch mit den meisten regulären Playern nicht anders. Dank optional installierbarer Apps kann man auch Streaming-Dienste wie Netflix, Spotify oder Sky Ticket nutzen. Dafür fallen natürlich die vom jeweiligen Anbieter erhobenen Gebühren an. Multiplayerspiele über das Internet sind ein boomender Markt. Um online spielen zu können, braucht man bei beiden Konsolen allerdings ein zahlungspflichtiges Abo, für das man knapp zehn Euro pro Monat einkalkulieren muss. Microsofts „Game Pass“bietet ab zehn Euro pro Monat zusätzlich eine Art Netflix für Spiele mit sehr ansehnlichem Katalog, gegen Aufpreis auch für PC. Auch Sony bietet mit PS Now einen ähnlichen OnlineDienst an, mit dem man wie für Amazon Prime Video aber vieles hinzukaufen muss. Neuere Titel wie „Marvel’s Spider-Man: Miles Morales“müssen extra bezahlt werden. Eine Gesamtflatrate für Konsole und PC gibt es von Sony nicht.
Wie gut ist die Technik?
Beiden Konsolen wurde ein ziemlich wuchtiges Design verpasst. Die
XSX punktet mit einem minimalistischen, auf den ersten Blick unscheinbaren Design: ein mattschwarzer Quader, 30 cm hoch mit 15 cm Seitenlänge. Die PS5 ist durch 40 cm Höhe und 26 cm Bautiefe geradezu gigantisch, am futuristischen Design scheiden sich die Geister. Da Weiß die dominierende Farbe ist, dürfte sie sich in die meisten Wohnumgebungen
aber gut einpassen. Besonderer Clou: Die Seitenflügel lassen sich abnehmen und selbst gestalten. Die Verarbeitung ist bei beiden Geräten untadelig. Zumindest auf dem Papier hat die neue Xbox etwas mehr Rechenleistung unter der Haube. Das bezieht sich aber vor allem auf den verbauten Hauptprozessor. Wie sich das auf die Spielerfahrung auswirkt, ist von vielen
Faktoren abhängig. Beide Konsolen setzen auf schnelle SSD-Speicher mit einer Terabyte Kapazität. Theoretisch. Denn einige Gigabyte gehen schon mal für die Systemsoftware drauf, sodass nur etwas mehr als 800 GB zur Verfügung stehen. Immerhin lassen sich sehr leicht externe Speicher anschließen. Doch natürlich gibt es auch den nicht umsonst. Angesichts der Tatsache, dass aktuelle Spiele schnell mal mehrere dutzend oder gar mehr als 100 Gigabyte belegen, könnte der Platz ziemlich schnell knapp werden.
Was bringt die Zukunft?
Beide Konsolen sind bestens für die Zukunft gerüstet. Das betrifft die Technik, aber auch das kreative Potenzial, das sie mit Leben füllen muss. Sony hat sich in der Vergangenheit mit grandiosen Exklusivspielen wie „Last of Us“oder „Days Gone“hervorgetan. Auch Microsoft unterhält mehr als ein Dutzend eigene Studios und hat kürzlich den Hitgaranten Bethesda mitsamt Erfolgsserien wie „Fallout“und „Doom“hinzugekauft. Echte Blockbuster lassen aber auf beiden Seiten noch auf sich warten. Wer sich bis Weihnachten keine der beiden Konsolen sichern kann, muss sich also nicht grämen, sondern kann sich zurücklehnen und ganz entspannt noch ein paar ältere Titel durchspielen.
Welche Alternativen gibt es?
Xbox Series S / PS 5 Digital Edition: Von beiden Konsolen gibt es Varianten ohne Disc-Laufwerk. Die Series X kostet 200, die digitale PS5 100 Euro weniger. Eigentlich kein Problem, da Spiele heute vor allem heruntergeladen und Filme gestreamt werden. Die Series S muss mit einem halb so großen Speicher und weniger Leistung auskommen und kommt damit höchstens als Zweitgerät in Frage.
Gaming-PC: Ein klassischer PC hat den Vorteil der Vielseitigkeit, kostet aber mal eben das Zwei- bis Dreifache. Für Aufbauspiele wie etwa „Anno 1800“ist ein PC besser geeignet, viele Neuheiten, besonders die Exklusivtitel von Sony, finden aber spät oder gar nicht den Weg auf den PC.
Nintendo Switch: Die kleine Nintendo-Konsole ist auf jeden Fall die flexibelste Games-Plattform. Es gibt jede Menge großartiger Spiele, inklusive vieler Exklusivtitel mit Super Mario & Co. Auf HD-Bilder muss man aber verzichten; und mit 320 Euro ist auch die Switch kein Schnäppchen.
Der Speicherplatz kann schnell knapp werden