Aufatmen nach der USWahl
Der 46. Präsident der USA heißt aller Voraussicht nach Joe Biden. Was das mit dem Landkreis Donau-Ries zu tun hat? Lokale Unternehmen könnten von der Wahl profitieren
Landkreis Joe Biden also. Endlich, werden nicht wenige sagen. Als die Kurznachricht am Samstagabend nach tagelanger Stimmauszählung weltweit über die Handybildschirme flimmerte, war die Erleichterung vielerorts groß. Joe Biden wird wohl aller Wahrscheinlichkeit nach der 46. Präsident der USA. Mit ihm soll vieles anders werden, wirtschaftlich, gesellschaftlich wie politisch. Was das Geschehen jenseits des Atlantischen Ozeans mit dem Landkreis Donau-Ries zu tun hat? Nun, mehr, als vielleicht auf den ersten Blick ersichtlich ist.
Laut Informationen der Industrieund Handelskammer (IHK) Schwaben haben rund 40 Unternehmen aus dem Landkreis Donau-Ries nennenswerte US-Geschäfte. Davon einige aus dem Bereich Maschinenbau, die dort als Zulieferer tätig sind oder selbst vor Ort produzieren. Das Branchenspektrum ist breit und reicht von der Ernährung bis zur IT.
Es sind alles Unternehmen, die von der Handelspolitik der Vereinigten Staaten direkt betroffen sind, heißt es weiter.
Eines davon ist Destilla. Seit Anbeginn in Familienhand, mittlerweile rund 160 Mitarbeiter: Der Aromen-Hersteller ist klassischer Mittelstand. Er exportiert seine Produkte in die ganze Welt, zwischen fünf und zehn Prozent davon in die USA. Die Nachricht über den Wahlsieg Joe Bidens nahm Geschäftsführer Matthias Thienel „mit einer gewissen Erleichterung“auf. Er sagt: „Die US-Politik wird dadurch berechenbarer.“
Wie viele Unternehmen erfuhr auch Destilla in der Ära Trump spürbaren Gegenwind. Da waren viele neue Regelungen, die den Export von Waren in die USA erschwerten. Der Leitsatz „America first“wurde für Destilla – wie auch für viele andere ausländische Unternehmen – zum Leidsatz. Thienel berichtet von Zollhindernissen, Regeln, die unvermittelt und über
Nacht aufgestellt wurden und erschöpfender Administrationsarbeit mit US-Behörden.
Und nun? Ein neuer Präsident, eine neue Chance? Andreas Dirr ist IHK-Regionalversammlungsvorsitzender für den Landkreis DonauRies. Er sagt: „Die Wahl von Joe Biden zum Präsident der USA stimmt uns zuversichtlich, dass ein konstruktiver Dialog mit diesem wichtigen Außenhandelspartner möglich ist.“Die Ankündigung Bidens, die von seinem Vorgänger verhängten Strafzölle auf den Prüfstand zu stellen, seien ein positives Signal.
Auch die Firma Grenzebach aus Bäumenheim ist im US-Geschäft tätig. Dabei hat sie jedoch einen entscheidenden Vorteil: Der Maschinenbauer hat seit 30 Jahren einen eigenen und vollwertigen Standort in der Nähe von Atlanta (USA). Das Kerngeschäft des Unternehmens ist der Bau von Anlagen für Glas und Baustoffe, die teils hunderte Meter lang und tonnenschwer sind.
Frédéric Erben ist Pressesprecher
Bild: Szilvia Izsó von Grenzebach. Er betont, dass der Maschinenbauer aufgrund seines Standorts in den USA auch unter der Regierung Trumps gute Lösungen für seine Kunden anbieten konnte. Gleichwohl seien die zurückliegenden vier Jahre auch an dem Bäumenheimer Unternehmen nicht spurlos vorbeigegangen. „Wir müssen definitiv mehr Aufwand betreiben als zuvor“, betont der Pressesprecher. Auch er berichtet von zeitintensiver Bürokratie und Strafzöllen beim Export in Länder wie etwa China.
Die jüngsten politischen Entwicklungen in den USA verfolgt man bei Grenzebach aufmerksam und intensiv. Von der Amtszeit Joe Bidens verspricht sich das Unternehmen, dass sich die politische Situation mittelfristig „normalisiert“, wie Erben sagt. „Wir erhoffen uns künftig eine deutlich größere Planungssicherheit. Vielleicht ist das nicht bereits in den nächsten sechs Monaten der Fall, aber hoffentlich in naher Zukunft.“