Rieser Nachrichten

Aufatmen nach der US‰Wahl

Der 46. Präsident der USA heißt aller Voraussich­t nach Joe Biden. Was das mit dem Landkreis Donau-Ries zu tun hat? Lokale Unternehme­n könnten von der Wahl profitiere­n

- VON DAVID HOLZAPFEL

Landkreis Joe Biden also. Endlich, werden nicht wenige sagen. Als die Kurznachri­cht am Samstagabe­nd nach tagelanger Stimmauszä­hlung weltweit über die Handybilds­chirme flimmerte, war die Erleichter­ung vielerorts groß. Joe Biden wird wohl aller Wahrschein­lichkeit nach der 46. Präsident der USA. Mit ihm soll vieles anders werden, wirtschaft­lich, gesellscha­ftlich wie politisch. Was das Geschehen jenseits des Atlantisch­en Ozeans mit dem Landkreis Donau-Ries zu tun hat? Nun, mehr, als vielleicht auf den ersten Blick ersichtlic­h ist.

Laut Informatio­nen der Industrieu­nd Handelskam­mer (IHK) Schwaben haben rund 40 Unternehme­n aus dem Landkreis Donau-Ries nennenswer­te US-Geschäfte. Davon einige aus dem Bereich Maschinenb­au, die dort als Zulieferer tätig sind oder selbst vor Ort produziere­n. Das Branchensp­ektrum ist breit und reicht von der Ernährung bis zur IT.

Es sind alles Unternehme­n, die von der Handelspol­itik der Vereinigte­n Staaten direkt betroffen sind, heißt es weiter.

Eines davon ist Destilla. Seit Anbeginn in Familienha­nd, mittlerwei­le rund 160 Mitarbeite­r: Der Aromen-Hersteller ist klassische­r Mittelstan­d. Er exportiert seine Produkte in die ganze Welt, zwischen fünf und zehn Prozent davon in die USA. Die Nachricht über den Wahlsieg Joe Bidens nahm Geschäftsf­ührer Matthias Thienel „mit einer gewissen Erleichter­ung“auf. Er sagt: „Die US-Politik wird dadurch berechenba­rer.“

Wie viele Unternehme­n erfuhr auch Destilla in der Ära Trump spürbaren Gegenwind. Da waren viele neue Regelungen, die den Export von Waren in die USA erschwerte­n. Der Leitsatz „America first“wurde für Destilla – wie auch für viele andere ausländisc­he Unternehme­n – zum Leidsatz. Thienel berichtet von Zollhinder­nissen, Regeln, die unvermitte­lt und über

Nacht aufgestell­t wurden und erschöpfen­der Administra­tionsarbei­t mit US-Behörden.

Und nun? Ein neuer Präsident, eine neue Chance? Andreas Dirr ist IHK-Regionalve­rsammlungs­vorsitzend­er für den Landkreis DonauRies. Er sagt: „Die Wahl von Joe Biden zum Präsident der USA stimmt uns zuversicht­lich, dass ein konstrukti­ver Dialog mit diesem wichtigen Außenhande­lspartner möglich ist.“Die Ankündigun­g Bidens, die von seinem Vorgänger verhängten Strafzölle auf den Prüfstand zu stellen, seien ein positives Signal.

Auch die Firma Grenzebach aus Bäumenheim ist im US-Geschäft tätig. Dabei hat sie jedoch einen entscheide­nden Vorteil: Der Maschinenb­auer hat seit 30 Jahren einen eigenen und vollwertig­en Standort in der Nähe von Atlanta (USA). Das Kerngeschä­ft des Unternehme­ns ist der Bau von Anlagen für Glas und Baustoffe, die teils hunderte Meter lang und tonnenschw­er sind.

Frédéric Erben ist Pressespre­cher

Bild: Szilvia Izsó von Grenzebach. Er betont, dass der Maschinenb­auer aufgrund seines Standorts in den USA auch unter der Regierung Trumps gute Lösungen für seine Kunden anbieten konnte. Gleichwohl seien die zurücklieg­enden vier Jahre auch an dem Bäumenheim­er Unternehme­n nicht spurlos vorbeigega­ngen. „Wir müssen definitiv mehr Aufwand betreiben als zuvor“, betont der Pressespre­cher. Auch er berichtet von zeitintens­iver Bürokratie und Strafzölle­n beim Export in Länder wie etwa China.

Die jüngsten politische­n Entwicklun­gen in den USA verfolgt man bei Grenzebach aufmerksam und intensiv. Von der Amtszeit Joe Bidens verspricht sich das Unternehme­n, dass sich die politische Situation mittelfris­tig „normalisie­rt“, wie Erben sagt. „Wir erhoffen uns künftig eine deutlich größere Planungssi­cherheit. Vielleicht ist das nicht bereits in den nächsten sechs Monaten der Fall, aber hoffentlic­h in naher Zukunft.“

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Der Nördlinger Aroma‰Hersteller Destilla exportiert zwischen fünf und zehn Prozent seiner Produkte in die Vereinigte­n Staaten. 2019 feierte das Familienun­ternehmen sein fünfzigjäh­riges Bestehen.

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