Rieser Nachrichten

Datenpanne bei Corona‰Todesfall im Seniorenhe­im

In einer Rainer Einrichtun­g stirbt ein Mann an Corona. Doch davon weiß niemand

- VON BARBARA WILD

Rain/Donauwörth Am Dienstagmo­rgen liefen im Seniorenhe­im in Rain die Telefonlei­tungen heiß. Zahlreiche Angehörige meldeten sich bei der Heimleitun­g, warum sie aus der Zeitung erfahren müssten, dass es in der Einrichtun­g einen Corona-Fall gab. Noch dazu einen Todesfall.

Doch auch die Verantwort­lichen in Rain hatten bis dahin nichts von einer Corona-Infektion gewusst. Erst auf Nachfrage erhielten sie einen Befund vom Gesundheit­samt, dass ein Bewohner positiv auf Corona getestet worden war. Der Mann war am Wochenende verstorben.

Allerdings nicht an oder mit Corona, sondern an einer anderen schwerwieg­enden Erkrankung. Er war schwer morbide. Im Seniorenhe­im in Rain ist man sich sehr sicher, dass der Mann nicht einmal getestet worden ist.

Es ist ein Vorfall, der nicht nur bei den Angehörige­n und den Beteiligte­n für Stirnrunze­ln sorgt. Es stellt sich die Frage, wie verlässlic­h die Angaben des Gesundheit­samtes und der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g überhaupt sind – wenn auf einer Liste mit positiven Corona-Infektione­n plötzlich Namen von Personen auftauchen, die gar nicht getestet worden sind.

Auch Jürgen Busse, Vorstandsv­orsitzende­r des gkU, ist angesichts dieses Falles ratlos und kann nicht nachvollzi­ehen, wo der Fehler entstanden ist. Das Gesundheit­samt Donau-Ries hätte von der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Bayern (KVB) einen Befund übermittel­t bekommen, dass jener Patient positiv getestet worden ist. Eingangsta­g der Probe im Labor sei der 5. November. Allerdings sei an diesem Tag zwar ein Hausarzt bei dem Bewohner gewesen, habe aber keinen Corona-Test durchgefüh­rt. Wäre das der Fall gewesen, wären die Hygienemaß­nahmen im Seniorenhe­im bereits an diesem Tag anders eingesteue­rt worden.

Jürgen Busse macht klar: „Der Patient hatte am 28. Oktober unser Krankenhau­s in Donauwörth mit einem negativen Testergebn­is verlassen. Es gab überhaupt keinerlei Anlass, ihn nochmals zu testen.“Der Patient hatte keine Symptome gezeigt und lag bereits im Sterben.

Für weitere Irritation­en sorgt der Befund selbst, den sich die Heimleitun­g am Dienstagmo­rgen hatte vom

Gesundheit­samt kommen lassen. „Es ist darauf kein Geburtsdat­um des Patienten vermerkt, nur der Name und dass er positiv ist“, sagt Sabine Böhm.

Es gilt als wahrschein­lich, dass der Fehler bei der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g liegt. Das ist aber bisher nicht aufgeklärt. Eine Anfrage vonseiten des gKU läuft.

Unterdesse­n hat im Seniorenhe­im in Rain eine Reihentest­ung auf der Station stattgefun­den, auf der auch der jüngst Verstorben­e gewohnt hatte. Diese ist allerdings darauf zurückzufü­hren, dass sich eine Mitarbeite­rin extern angesteckt und dann eine Kollegin infiziert hatte. „Wir haben deshalb die Belegschaf­t der ganzen Station getestet“, sagt Jürgen Busse. Bisher seien alle weiteren negativ.

Busse versteht die Verunsiche­rung der Angehörige­n, die ihre Verwandten oder engen Bekannten in der Obhut des Seniorenhe­ims haben und natürlich Angst haben, sie könnten sich mit Corona infizieren und schwere Verläufe erleiden.

Dass es aber auch junge Menschen treffen könne, habe sich erst wieder am Dienstag gezeigt. Zwei schwere Fälle seien in Donauwörth eingeliefe­rt worden und müssten beatmet werden. „Einer davon ist wirklich noch jung“, sagt Busse. Derzeit seien noch fünf Intensivbe­tten frei. Für weitere vier müsste Personal aus anderen Abteilunge­n abgezogen werden.

Der Fehler ist bislang nicht nachvollzi­ehbar

Kein Geburtsdat­um des Patienten vermerkt

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