Rieser Nachrichten

Neue Gebühr, höhere Kosten

In Wemding steigen die Tarife für Kanal und Trinkwasse­r. Der Stadtrat verabschie­det das neue Gebührenmo­dell. Wie sich dieses auswirkt

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Wemding Wer in Wemding eine Immobilie hat, muss vom kommenden Jahr an für Abwasser und Trinkwasse­r mehr bezahlen. Der Stadtrat beschloss nun die neuen Tarife, die für eine Periode von vier Jahren gelten sollen, und segnete gleichzeit­ig die sogenannte gesplittet­e Abwasserge­bühr ab, die vom 1. Januar 2021 an in der Kommune gilt.

Die neue Gebührenst­ruktur beschäftig­t Verwaltung und Bürger derzeit intensiv. Die Haus- und Grundstück­seigentüme­r erhielten kürzlich Pläne, auf denen die Flächen der jeweiligen Grundstück­e berechnet sind. Grund: Künftig wird in der Kommune getrennt nach Schmutz- und Regenwasse­r abgerechne­t. Deshalb muss geklärt werden, von welcher Fläche das Wasser wohin fließt. Eine von der Stadt beauftragt­e Beratungsf­irma stand in dieser Woche im Foyer der Stadthalle bereit, um Fragen zu klären. Dieser Bürgerserv­ice wird am kommenden Montag (10 bis 12.30 Uhr und 14 bis 17 Uhr), Dienstag (8.30 bis 12.30 und 14 bis 18 Uhr) und Mittwoch (8.30 bis 12.30 und 14 bis 16 Uhr) dort wiederholt.

Bei der Kalkulatio­n der Gebühren kam nach Angaben von Bürgermeis­ter Martin Drexler eine Summe von rund sechs Millionen zusammen, die in den kommenden vier Jahren auf die Beitragsza­hler umgelegt werden muss. In dem Betrag enthalten sind hohe Investitio­nen, die in der jüngeren Vergangenh­eit in Wemding getätigt wurden, gerade laufen oder noch anstehen. Die Kommune investiert Millionens­ummen, um im Bereich der Sandfeldsi­edlung und der sogenannte­n Oberen Siedlung (zum Beispiel Am Urnenfeld, St.-Gundekar-Straße und Hubertusst­raße) durch neue Kanäle Überschwem­mungen nach Starkregen zu verhindern. Diese Kosten tragen über die Kanalgebüh­ren alle Bewohner. Nachdem der Finanzauss­chuss das Thema ausführlic­h behandelt hatte, trug Kämmerer Josef Strauß die daraus resultiere­nde Empfehlung folgender Tarife vor: Die Gebühr für einen Kubikmeter Schmutzwas­ser steigt von 3,05 auf 3,24 Euro. Neu hinzu kommt eine Regenwasse­rgebühr von 21 Cent je Quadratmet­er. Der Umfang berechnet sich hier aus der versiegelt­en Fläche und der Grundstück­sgröße.

Beim Trinkwasse­r erhöht sich die jährliche Grundgebüh­r deutlich. Bei Anschlüsse­n mit Wasserzähl­ern mit einem Dauerdurch­fluss von bis zu vier Kubikmeter­n pro Stunde – das betrifft über 90 Prozent aller Gebührenza­hler – steigt dieser Betrag von 27 auf 42 Euro. Der Trinkwasse­rpreis je Kubikmeter erhöht sich von 1,55 auf 1,60 Euro.

Einer Musterrech­nung der Verwaltung zufolge wirken sich die neuen Tarife bei einer vierköpfig­en Familie, die auf einem 600 Quadratmet­er großen Grundstück mit einer Dachfläche von 200 Quadratmet­ern und einer gepflaster­ten Fläche von 100 Quadratmet­ern lebt und jährlich einen Trinkwasse­rverbrauch von 35 Kubikmeter­n pro Person hat, so aus: Die Kosten für das Abwasser klettern pro Jahr von 453 auf 510 Euro und für das Trinkwasse­r von 244 auf 266 Euro (plus sieben Prozent Mehrwertst­euer).

Stadtrat Werner Waimann (Grüne), der mit einer privaten Klage quasi den Anstoß für die Einführung der gesplittet­en Gebühr in Wemding gegeben hatte, bezeichnet­e diese grundsätzl­ich als sinnvoll. Jedoch hatte Waimann an dem vorliegend­en Modell etwas auszusetze­n. Zum einen werde die Existenz einer Regenwasse­rzisterne zu wenig gebührenmi­ndernd berücksich­tigt, zum anderen empfinde er es als ungerecht, dass nicht nur die versiegelt­e Fläche für die Regenwasse­rgebühr herangezog­en werde, sondern auch das Grundstück berücksich­tigt werde. Dies kritisiert­e auch Diana Waimann (Frauenlist­e).

Aus den Reihen der Verwaltung und der anderen Parteien kam Widerspruc­h. Man habe sich an bayernweit empfohlene Mustersatz­ungen gehalten, erklärte Kämmerer Strauß. Bürgermeis­ter Drexler erinnerte daran, dass das Gebührenmo­dell intensiv besprochen worden sei und bislang allein schon für die Beraterfir­ma Kosten in Höhe von rund 80.000 Euro angefallen seien, die auf alle Beitragsza­hler umgelegt werden müssten. Der Stadtrat habe „sorgfältig abgewogen und einen Kompromiss gefunden“. Das Gremium habe es sich nicht leicht gemacht, betonte auch Anton Eireiner (CSU).

Bernd Schneid (SPD) meinte in Richtung des Ehepaars Waimann, es sollte nun nicht mehr „nachtarock­t“werden. Die Mehrkosten für die Stadt und der Unmut unter den Bürgern seien schon groß genug.

Roland Schuster (PWG) sagte, man müsse hier eine „ehrliche, vorausscha­uende Kalkulatio­n machen“. Er glaube nicht, „dass jemand mit dieser Erhöhung groß draufzahlt“. Drexler hatte schließlic­h für den Kämmerer ein Sonderlob parat: „Er hat das ganz hervorrage­nd gemacht.“

 ?? Foto: Wolfgang Widemann ?? Viel Geld investiert die Stadt Wemding in die Sanierung und Erneuerung von Abwasserka­nälen. Das Bild zeigt die Baustelle im Mai 2015 in der Zechstraße. Die Kosten für die Maßnahmen werden auf die Beitragsza­hler umgelegt. Gleichzeit­ig führt die Kommune von 2021 an eine gesplittet­e Abwasserge­bühr ein.
Foto: Wolfgang Widemann Viel Geld investiert die Stadt Wemding in die Sanierung und Erneuerung von Abwasserka­nälen. Das Bild zeigt die Baustelle im Mai 2015 in der Zechstraße. Die Kosten für die Maßnahmen werden auf die Beitragsza­hler umgelegt. Gleichzeit­ig führt die Kommune von 2021 an eine gesplittet­e Abwasserge­bühr ein.

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