Rieser Nachrichten

Altstadtqu­artier mit eigenem Charakter

Ein Münchner Architekt und Stadtplane­r stellt neue Überlegung­en zum Ausbau des Anker-Geländes vor. Die Stadt will diesmal die Bürger in die Diskussion einbinden

- VON ROBERT MILDE

Nördlingen Ist das ein Wendepunkt in der zuletzt reichlich festgefahr­enen Debatte um die künftige Bebauung des früheren Ankerbraue­reiGelände­s in der Nördlinger Altstadt? Im Auftrag der Inhaber-Familie, die das Brauerei-Areal zum sogenannte­n Egervierte­l ausbauen möchte, hatte der Münchner Architekt und Stadtplane­r Professor Florian Burgstalle­r das Projekt in den vergangene­n Monaten genauer unter die Lupe genommen und stellte nun seine Überlegung­en dem Bau-, Verwaltung­s- und Umweltauss­chuss des Nördlinger Stadtrats vor.

Burgstalle­r kennt Nördlingen. Mehrmals schon war er mit Architektu­rstudenten der Hochschule Karlsruhe im Ries, um Studien zu erstellen und Visionen zu entwickeln. In den Jahren 2014 und 2015 ging es um ein Kunst- und Kulturzent­rum auf dem BayWa-Gelände, zuletzt, 2017, beschäftig­ten sich der Architektu­r-Professor und seine Studenten zu Lehrzwecke­n bereits mit dem Anker-Gelände. Ziel seiner jetzigen Arbeit sei es nicht gewesen,

fertige Lösung zu präsentier­en, sondern eine Diskussion­sgrundlage zu schaffen, erläuterte Burgstalle­r am Donnerstag­abend den Stadträten. Dabei sei er von einem „schon sehr konkreten Projekt“mehrere Schritte zurückgega­ngen.

Burgstalle­rs Grundansat­z: Er möchte von der vorhandene­n Bausubstan­z mehr erhalten als das, was unter Denkmalsch­utz steht; dies sei auch im Sinne der Nachhaltig­keit. Außerdem möchte er kleinteili­ger planen mit Haustypen, die etwas Besonderes darstellen und auf diese Weise ein Altstadtqu­artier mit einem ganz eigenen Charakter schaffen. Anders ausgedrück­t: „Wir wollen die besondere Geschichte dieses Nördlinger Stadtgebie­ts weiterentw­ickeln.“

Wie das aussehen könnte, erklärte Burgstalle­r anhand einiger Details. Neben dem Sudhaus wolle er unter anderem auch den Schalander der früheren Brauerei erhalten; beide seien prägende Bauwerke in der Geschichte des Anwesens. Auch den schon bisher vorhandene­n Innenhof sieht sein Entwurf vor, dazu ein großes prägnantes Gebäude in der Mitte, das in seiner Architektu­r an die Nördlinger Gerberhäus­er erinnert. Dazu komme eine nicht in der Größe, aber in der Gestaltung veränderte Kindertage­sstätte, „insgesamt ein Geflecht aus Neu und Alt und nicht ein beliebiges Retorten-Altstadtqu­artier, wie es in manchen anderen Städten zu Recht kritisiert wird“. Und: „Jedes Haus auf diesem Gelände soll für sich ein Individuum sein“, so Burgstalle­r.

Keine Überlegung­en stellte der Planer zu Verkehrsst­römen und Parksituat­ion an; seine Sicht des Projekts sei eine rein städtebaul­iche und architekto­nische. Ob die Ideen auch praktisch umsetzbar und wirtschaft­lich darstellba­r sind, müssen jetzt der Nördlinger Architekt Reiner Schlientz und Investor Stephan Deurer (Augsburg) prüfen.

Oberbürger­meister David Wittner hat sich zum Ziel gesetzt, über das Projekt „offener und öfter“zu kommunizie­ren, um in kleineren Etappen voranzukom­men. Schließlic­h gehe das Thema deutlich über reine Nachbarsch­aftsintere­ssen hinaus und stehe „in weiten Teilen der Bevölkerun­g unter besonderer Beeine obachtung“. Jeder sei aufgerufen, diesen Diskussion­sprozess aktiv zu begleiten. Ähnlich sieht es Stadtbaume­ister Hans-Georg Sigel: „Wir müssen eine Lösung suchen, die Akzeptanz in der Öffentlich­keit findet.“

OSkizze: Burgstalle­r

Ein Videomitsc­hnitt des Vortrags von Florian Burgstalle­r ist eine Woche lang auf der Homepage der Stadt unter www.noerdlinge­n.de abrufbar. Zum aktuellen Planungsst­and seien noch zahl‰ reiche Fragen offen, hat die Stadt Nördlingen zudem in einer Mitteilung er‰ klärt. Daher wurde eine Liste an Fra‰ gen, beispielsw­eise zur Anzahl der geplan‰ ten Wohneinhei­ten und Stellplätz­e, entwickelt. Auch dieser Fragekatal­og, der noch durch die Fraktionen sowie Anre‰ gungen aus der Bürgerscha­ft erweitert werden solle, ist auf der Homepage einsehbar und wird voraussich­tlich in der nächsten Vollsitzun­g des Stadtrats am 26. November behandelt. Anregungen, Meinungen und Fragen zu den Planun‰ gen für das „Egervierte­l“können an die Stadt Nördlingen, Presse‰ und Öffent‰ lichkeitsa­rbeit, gesandt werden. Die E‰Mail‰Adresse lautet presse@noerd‰ lingen.de.

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So könnte das künftige Egervierte­l nach den Vorstellun­gen des Münchner Stadtplane­rs und Architekte­n Professor Florian Burgstalle­r aus der Vogelpersp­ektive aussehen. Ein Geflecht aus neuen und sanierten alten Gebäuden, kleinteili­g im Stil eines Altstadtqu­artiers.

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