Ein Depot für zwölf Millionen Euro
Das Museum Kulturland Ries in Maihingen platzt aus allen Nähten. Exponate sind teils in Scheunen untergebracht. Über die Kosten eines Depot-Neubaus wird kontrovers debattiert
Maihingen/Landkreis Der Name allein zeigt, dass sich im Laufe der Jahrzehnte vieles verändert hat: Was früher schlicht das Rieser Bauernmuseum war, ist mittlerweile das vom Bezirk Schwaben getragene Museum KulturLandRies geworden. Doch nicht nur der Name ist ein anderer – Ausstellungen wechselten, das Museum in Maihingen wuchs und damit auch die Zahl der Exponate, die gezeigt werden können, damit die Menschen etwas über ihre Heimatregion lernen. Weil die dezentral gelegenen Magazine diesen Namen kaum verdient haben und der Bestand an Archivmaterial stark angewachsen ist, soll nun bis 2024 ein neues Depot gebaut werden. Der Kostenpunkt ließ die Mitglieder des Kreisausschusses bei dessen Sitzung in Donauwörth zuletzt aufhorchen: Von zwölf Millionen Euro war in einer ersten Präsentation die Rede.
Museumsleiterin Ruth Kilian war es ein Anliegen, den Ausschussmitgliedern selbst die Dringlichkeit eines angemessenen Magazins zu erläutern. Über 50000 Objekte, oftmals Trachten und Möbelstücke, die entsprechend konserviert und gelagert werden müssen, sind aktuell „in Scheunen und Lagerhäusern“untergebracht. Die Exponate können nicht alle auf einmal gezeigt werden; die Mitarbeiter untersuchen sie, forschen und zeigen die Stücke schließlich in der Regel in wechselnden Ausstellungen. Bei einigen der Kulturgüter ist das jedoch inzwischen nicht mehr möglich, weil etwa der Holzwurm an ihnen sein unschönes Werk verrichtet hat.
Erst kürzlich wurde dem Museum als dem „kulturellen Gedächtnis der Region“ein Spinnrad aus dem Jahr 1680 anvertraut. Solche Wertgegenstände müssten sicher und sauber gelagert werden können. Seit Langem habe die Leitung, so Kilian, die prekären Umstände moniert.
Seit 2018 hat man beim Träger des Museums, dem Bezirk Schwaben, das Anliegen auf Herz und Nieren geprüft, Machbarkeitsstudien erarbeitet. Der Bezirk hat inzwischen seine grundsätzliche Zustimmung zum Neubau eines über 4480 Quadratmeter großen Depots gegeben. Standort soll das neue Gewerbegebiet in Maihingen werden.
Grob geschätzt, so Bau-Abteilungsleiter Christian Mischo vom Bezirk Schwaben in Augsburg, könnten sich die Kosten auf gut zwölf Millionen Euro belaufen. Ob es dafür staatliche Fördergelder gebe, sei indes noch unklar. Angedacht sei bislang, dass der Bezirk 75 Prozent der Kosten übernehmen werde, der Landkreis Donau-Ries das restliche Viertel, da es seit dem Jahr 1985 eine sogenannte Zweckvereinbarung mit dem Kreis gebe.
Ziel sei es, dass das neue moderne
Depot, in welchem gesichtet, konserviert, wissenschaftlich geforscht und gelagert werden müsse, im Laufe des Jahres 2024 in Betrieb gehen soll. Für die Umsetzung beziehungsweise die weiteren Planungsschritte sei, wie Landrat Stefan Rößle (CSU) erläuterte, eine Grundsatzentscheidung vonnöten.
Ulrich Lange (CSU) begrüßte das Vorhaben: Das Museum helfe, „die eigene Kultur, die eigene Heimat zu erleben und zu verstehen“. Auch in Corona-Zeiten dürfe „die Kultur nicht untergehen“. Albert Riedelsheimer (Grüne) sprach von einer wichtigen kulturellen „Investition in den Landkreis-Norden“. Wenngleich im Gremium weithin grundsätzliche Einigkeit über die Notwendigkeit eines Depots bestand, gab es auch kritische Stimmen und Nachfragen. Helmut Beyschlag (PWG) betonte, dass die vertraglichen Grundlagen zwischen Bezirk und Kreis vor einem „Ja“noch einmal geprüft werden sollten. Die Kosten kämen ihm zudem hoch vor, ferner sei der Standort im Gewerbegebiet „suboptimal“. Peter Moll (SPD) gab derweil zu bedenken, dass die Aufwendungen des Kreises für Projekte des Bezirks „nicht zulasten eigener Maßnahmen“gehen dürften. Ulrich Singer (AfD) sagte, dass die 25-Prozent-Beteiligung des Landkreises „nicht in Stein gemeißelt“sei – man müsse beim Bau eine „finanzielle Obergrenze definieren“. Einen solchen „Deckel“forderte auch Andreas Becker (ÖDP).
Landrat Stefan Rößle stellte schließlich in Aussicht, dass es noch in diesem Jahr zu einer Grundsatzentscheidung über den Bau kommen sollte.