Rieser Nachrichten

Ein Depot für zwölf Millionen Euro

Das Museum Kulturland Ries in Maihingen platzt aus allen Nähten. Exponate sind teils in Scheunen untergebra­cht. Über die Kosten eines Depot-Neubaus wird kontrovers debattiert

- VON THOMAS HILGENDORF

Maihingen/Landkreis Der Name allein zeigt, dass sich im Laufe der Jahrzehnte vieles verändert hat: Was früher schlicht das Rieser Bauernmuse­um war, ist mittlerwei­le das vom Bezirk Schwaben getragene Museum KulturLand­Ries geworden. Doch nicht nur der Name ist ein anderer – Ausstellun­gen wechselten, das Museum in Maihingen wuchs und damit auch die Zahl der Exponate, die gezeigt werden können, damit die Menschen etwas über ihre Heimatregi­on lernen. Weil die dezentral gelegenen Magazine diesen Namen kaum verdient haben und der Bestand an Archivmate­rial stark angewachse­n ist, soll nun bis 2024 ein neues Depot gebaut werden. Der Kostenpunk­t ließ die Mitglieder des Kreisaussc­husses bei dessen Sitzung in Donauwörth zuletzt aufhorchen: Von zwölf Millionen Euro war in einer ersten Präsentati­on die Rede.

Museumslei­terin Ruth Kilian war es ein Anliegen, den Ausschussm­itgliedern selbst die Dringlichk­eit eines angemessen­en Magazins zu erläutern. Über 50000 Objekte, oftmals Trachten und Möbelstück­e, die entspreche­nd konservier­t und gelagert werden müssen, sind aktuell „in Scheunen und Lagerhäuse­rn“untergebra­cht. Die Exponate können nicht alle auf einmal gezeigt werden; die Mitarbeite­r untersuche­n sie, forschen und zeigen die Stücke schließlic­h in der Regel in wechselnde­n Ausstellun­gen. Bei einigen der Kulturgüte­r ist das jedoch inzwischen nicht mehr möglich, weil etwa der Holzwurm an ihnen sein unschönes Werk verrichtet hat.

Erst kürzlich wurde dem Museum als dem „kulturelle­n Gedächtnis der Region“ein Spinnrad aus dem Jahr 1680 anvertraut. Solche Wertgegens­tände müssten sicher und sauber gelagert werden können. Seit Langem habe die Leitung, so Kilian, die prekären Umstände moniert.

Seit 2018 hat man beim Träger des Museums, dem Bezirk Schwaben, das Anliegen auf Herz und Nieren geprüft, Machbarkei­tsstudien erarbeitet. Der Bezirk hat inzwischen seine grundsätzl­iche Zustimmung zum Neubau eines über 4480 Quadratmet­er großen Depots gegeben. Standort soll das neue Gewerbegeb­iet in Maihingen werden.

Grob geschätzt, so Bau-Abteilungs­leiter Christian Mischo vom Bezirk Schwaben in Augsburg, könnten sich die Kosten auf gut zwölf Millionen Euro belaufen. Ob es dafür staatliche Fördergeld­er gebe, sei indes noch unklar. Angedacht sei bislang, dass der Bezirk 75 Prozent der Kosten übernehmen werde, der Landkreis Donau-Ries das restliche Viertel, da es seit dem Jahr 1985 eine sogenannte Zweckverei­nbarung mit dem Kreis gebe.

Ziel sei es, dass das neue moderne

Depot, in welchem gesichtet, konservier­t, wissenscha­ftlich geforscht und gelagert werden müsse, im Laufe des Jahres 2024 in Betrieb gehen soll. Für die Umsetzung beziehungs­weise die weiteren Planungssc­hritte sei, wie Landrat Stefan Rößle (CSU) erläuterte, eine Grundsatze­ntscheidun­g vonnöten.

Ulrich Lange (CSU) begrüßte das Vorhaben: Das Museum helfe, „die eigene Kultur, die eigene Heimat zu erleben und zu verstehen“. Auch in Corona-Zeiten dürfe „die Kultur nicht untergehen“. Albert Riedelshei­mer (Grüne) sprach von einer wichtigen kulturelle­n „Investitio­n in den Landkreis-Norden“. Wenngleich im Gremium weithin grundsätzl­iche Einigkeit über die Notwendigk­eit eines Depots bestand, gab es auch kritische Stimmen und Nachfragen. Helmut Beyschlag (PWG) betonte, dass die vertraglic­hen Grundlagen zwischen Bezirk und Kreis vor einem „Ja“noch einmal geprüft werden sollten. Die Kosten kämen ihm zudem hoch vor, ferner sei der Standort im Gewerbegeb­iet „suboptimal“. Peter Moll (SPD) gab derweil zu bedenken, dass die Aufwendung­en des Kreises für Projekte des Bezirks „nicht zulasten eigener Maßnahmen“gehen dürften. Ulrich Singer (AfD) sagte, dass die 25-Prozent-Beteiligun­g des Landkreise­s „nicht in Stein gemeißelt“sei – man müsse beim Bau eine „finanziell­e Obergrenze definieren“. Einen solchen „Deckel“forderte auch Andreas Becker (ÖDP).

Landrat Stefan Rößle stellte schließlic­h in Aussicht, dass es noch in diesem Jahr zu einer Grundsatze­ntscheidun­g über den Bau kommen sollte.

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Archivfoto: Richard Lechner Das Museum KulturLand Ries in Maihingen soll bis 2024 ein neues Depot bekommen. Als Kosten stehen zwölf Millionen Euro im Raum.

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