Was tun bei einem AbstimmungsPatt?
Die gerade Anzahl von Mitgliedern in den Nördlinger Ausschüssen könnte in Zukunft rechtliche Probleme bereiten. Zuletzt wurde das gerade noch vermieden
Nördlingen Weil Nördlingen mittlerweile mehr als 20 000 Einwohner hat, besteht der im Frühjahr gewählte neue Stadtrat erstmals aus 30 Mitgliedern. Auch die Ausschüsse sind aufgestockt worden, beispielsder Bau-, Verwaltungs- und Umweltausschuss von bisher 13 auf 16 Mitglieder inklusive Oberbürgermeister. Dass die gerade Anzahl von Mitgliedern Probleme heraufbeschwören kann, wurde in der jüngsten Sitzung des Gremiums deutlich.
Thema war das neue Baugebiet in Kleinerdlingen „Westlich des Johanniterschlosses“, wo auf einer Fläche von 3,6 Hektar mehr als 40 Wohneinheiten entstehen sollen. 27 Bauplätze sind für Einfamilienhäuser gedacht, zwei für Doppelhäuser und rund ein Dutzend Wohnungen sind in einem zentralen Mehrfamilien-Wohnblock vorgesehen. Bei einer ersten öffentlichen Auslegung waren einige Einwände und Anregungen eingegangen, die im Ausschuss abgewogen werden mussten.
Bei sechs Wohnhäusern in zentraler Lage sollen ähnlich wie beim Löpsinger Neubaugebiet Häuser mit Walmdächern (sogenannte „Toskanahäuser“) zugelassen werden. Daraus entwickelte sich unter den Ausschussmitgliedern eine kontroverse Diskussion, an deren Ende vor allem die PWG-Stadträte Johannes Ziegelmeir und Barbara Wunder sowie Stadtheimatpfleger Dr. Wilfried Sponsel Plädoyers für ein traditionelles Dorfbild hielten. Für die Erhaltung der dörflichen Struktur solle die Stadt Nördlingen vielleicht auch ein Vorbild sein, meinte Wunder, und Sponsel ergänzte: „Die Kultur unserer Dörfer geht verloweise ren. Sie haben eine Geschichte, die wir bewahren sollten.“
Der Vorschlag, den Bebauungsplan auf Satteldächer umzuändern, wurde mit einem 8:8-Abstimmungs-Patt abgelehnt. Wären alle Stadträte bei ihrer Meinung geblieben, hätte auch die Abstimmung über die Zulassung von Walmdächern zu einem Patt und damit einem rechtlichen Problem geführt, das den Bebauungsplan hätte verzögern können. Das verhinderte SPDStadträtin Dr. Susanne Gabler, die erklärte, dass sie sich auch mit den Walmdächern anfreunden könne, bevor überhaupt nicht gebaut werde. Das führte im zweiten Anlauf zu einem 9:7 für die Zulassung von Walmdächern.
Nach einer weiteren öffentlichen Auslegung des in einigen Details geänderten Bebauungsplans könnte der Satzungsbeschluss Ende diesen, Anfang nächsten Jahres gefasst werden. Im Frühjahr und Sommer 2021 könnten dann die Stadtwerke mit der Erschließung beginnen, ehe der Straßenbau folgt. Ab Anfang 2022 wären dann nach den Vorstellungen von Stadtbaumeister Hans-Georg Sigel die Häuslesbauer an der Reihe.