Rieser Nachrichten

Neues Klassenkon­zept für auffällige Kinder

In Nördlingen und Kaisheim entstehen Stütz- und Förderklas­sen, in denen verhaltens­auffällige Kinder emotional unterstütz­t werden

- VON BARBARA WILD UND BARBARA WÜRMSEHER

Nördlingen/Kaisheim Immer mehr Mädchen und Buben zeigen bereits im Kindergart­en grobe Verhaltens­auffälligk­eiten. Sie benehmen sich in einer Weise, bei der herkömmlic­he Erziehung nicht mehr greift. Gespräche, Ermahnunge­n, Appelle, Verbote laufen ins Leere. Schon mit den einfachste­n Regeln des Sozialverh­altens kommen sie nicht zurecht und gelten – kaum dass sie die erste Klasse besuchen – vom ersten Tag an als „nicht beschulbar“.

Solche Kinder benötigen dann Individual­begleitung durch integrativ­e Fachkräfte, damit sie nicht zum Dauerstörf­aktor in einem sozialen System wie etwa einer Kindergart­engruppe oder einer Schulklass­e werden, sondern in ihrer emotionale­n Entwicklun­g gefördert werden. Wenn diese Unterstütz­ung nicht greift, bleibt häufig nur die Unterbring­ung

von Amts wegen in einem Heim.

Um diesen Weg zu verhindern, kennt unser Schulsyste­m die sogenannte Stütz- und Förderklas­se (SFK). Es gibt sie seit geraumer Zeit schon in allen anderen schwäbisch­en Landkreise­n – und ab dem Schuljahr 2021/22 nun auch im Donau-Ries. Eine solche SFK ist bereits im AbtUlrich-Förderzent­rum in Kaisheim beschlosse­ne Sache. Wie jetzt im Jugendhilf­eausschuss vorgestell­t und beschlosse­n wurde, kann eine solche Klasse nun auch in Nördlingen am sonderpäda­gogischen Förderzent­rum, der Sankt-Georg-Schule, eingericht­et werden.

Es ist klar, dass Familien aus dem Ries, die ihre Kinder gerne in einer SFK unterbring­en wollen, den weiten Weg nach Kaisheim scheuen. Doch bisher hieß es aus Nördlingen, es gäbe an der Sankt-Georg-Schule nicht die passenden Räume. Doch mit einem Wechsel in der Schulleitu­ng

ist das nun doch möglich gemacht worden. „Die neue Schulleite­rin ist dem Konzept gegenüber sehr offen und es wurde ein bisher kaum genutzter Mehrzweckr­aum dafür freigemach­t“, schildert Marissa Hey vom Jugendamt den Mitglieder­n des Ausschusse­s.

Beide Klassen werden von der Regierung von Schwaben mitfinanzi­ert. Das geschieht in erster Linie

Finanziert vom Landkreis und vom Bezirk Schwaben

durch die Bereitstel­lung von zwei Fachkräfte­n – einer Sonderschu­llehrkraft und einer heilpädago­gischen Fachkraft. Der Landkreis finanziert hingegen eine Stelle für Sozialpäda­gogik und einen Erzieher oder Heilpädago­gen. Das wird laut Jugendamt für beide Klassen eine jährliche finanziell­e Belastung für die Klassen in Nördlingen und Kaisheim von insgesamt 200 000 Euro bedeuten. Das Angebot der Stützund Förderklas­se soll im nächsten September starten.

Nächster Schritt ist nun die Suche nach einem Träger für die je zwei Stellen, die der Landkreis bezahlt. Die Ausschreib­ung wird für beide Klassen gemeinsam laufen, muss aber nicht an den gleichen Träger vergeben werden. Wesentlich­es Merkmal bei dieser Stütz- und Förderklas­se ist es, dass Schule und Jugendhilf­e unter einem Dach zusammenar­beiten. Außerdem sollen die Eltern mit ins Boot geholt werden.

Sie werden verpflicht­et, an den Erziehungs­themen mitzuarbei­ten. Auf diese Weise können die Kinder in ihren Familien bleiben. Ziel ist es, die betroffene­n Kinder letztlich in ihre herkömmlic­he Förderklas­se zurückzufü­hren oder sogar an eine Regelschul­e und sie in die Selbststän­digkeit zu bringen.

 ?? Foto: Dieter Mack ?? An der Sankt‰Georg‰Schule in Nördlingen und der Abt‰Ulrich‰Schule in Kaisheim soll es ab September 2021 eine Stütz‰ und Förderklas­se für auffällige Kinder geben.
Foto: Dieter Mack An der Sankt‰Georg‰Schule in Nördlingen und der Abt‰Ulrich‰Schule in Kaisheim soll es ab September 2021 eine Stütz‰ und Förderklas­se für auffällige Kinder geben.

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