Neues Klassenkonzept für auffällige Kinder
In Nördlingen und Kaisheim entstehen Stütz- und Förderklassen, in denen verhaltensauffällige Kinder emotional unterstützt werden
Nördlingen/Kaisheim Immer mehr Mädchen und Buben zeigen bereits im Kindergarten grobe Verhaltensauffälligkeiten. Sie benehmen sich in einer Weise, bei der herkömmliche Erziehung nicht mehr greift. Gespräche, Ermahnungen, Appelle, Verbote laufen ins Leere. Schon mit den einfachsten Regeln des Sozialverhaltens kommen sie nicht zurecht und gelten – kaum dass sie die erste Klasse besuchen – vom ersten Tag an als „nicht beschulbar“.
Solche Kinder benötigen dann Individualbegleitung durch integrative Fachkräfte, damit sie nicht zum Dauerstörfaktor in einem sozialen System wie etwa einer Kindergartengruppe oder einer Schulklasse werden, sondern in ihrer emotionalen Entwicklung gefördert werden. Wenn diese Unterstützung nicht greift, bleibt häufig nur die Unterbringung
von Amts wegen in einem Heim.
Um diesen Weg zu verhindern, kennt unser Schulsystem die sogenannte Stütz- und Förderklasse (SFK). Es gibt sie seit geraumer Zeit schon in allen anderen schwäbischen Landkreisen – und ab dem Schuljahr 2021/22 nun auch im Donau-Ries. Eine solche SFK ist bereits im AbtUlrich-Förderzentrum in Kaisheim beschlossene Sache. Wie jetzt im Jugendhilfeausschuss vorgestellt und beschlossen wurde, kann eine solche Klasse nun auch in Nördlingen am sonderpädagogischen Förderzentrum, der Sankt-Georg-Schule, eingerichtet werden.
Es ist klar, dass Familien aus dem Ries, die ihre Kinder gerne in einer SFK unterbringen wollen, den weiten Weg nach Kaisheim scheuen. Doch bisher hieß es aus Nördlingen, es gäbe an der Sankt-Georg-Schule nicht die passenden Räume. Doch mit einem Wechsel in der Schulleitung
ist das nun doch möglich gemacht worden. „Die neue Schulleiterin ist dem Konzept gegenüber sehr offen und es wurde ein bisher kaum genutzter Mehrzweckraum dafür freigemacht“, schildert Marissa Hey vom Jugendamt den Mitgliedern des Ausschusses.
Beide Klassen werden von der Regierung von Schwaben mitfinanziert. Das geschieht in erster Linie
Finanziert vom Landkreis und vom Bezirk Schwaben
durch die Bereitstellung von zwei Fachkräften – einer Sonderschullehrkraft und einer heilpädagogischen Fachkraft. Der Landkreis finanziert hingegen eine Stelle für Sozialpädagogik und einen Erzieher oder Heilpädagogen. Das wird laut Jugendamt für beide Klassen eine jährliche finanzielle Belastung für die Klassen in Nördlingen und Kaisheim von insgesamt 200 000 Euro bedeuten. Das Angebot der Stützund Förderklasse soll im nächsten September starten.
Nächster Schritt ist nun die Suche nach einem Träger für die je zwei Stellen, die der Landkreis bezahlt. Die Ausschreibung wird für beide Klassen gemeinsam laufen, muss aber nicht an den gleichen Träger vergeben werden. Wesentliches Merkmal bei dieser Stütz- und Förderklasse ist es, dass Schule und Jugendhilfe unter einem Dach zusammenarbeiten. Außerdem sollen die Eltern mit ins Boot geholt werden.
Sie werden verpflichtet, an den Erziehungsthemen mitzuarbeiten. Auf diese Weise können die Kinder in ihren Familien bleiben. Ziel ist es, die betroffenen Kinder letztlich in ihre herkömmliche Förderklasse zurückzuführen oder sogar an eine Regelschule und sie in die Selbstständigkeit zu bringen.