Corona: Was haben die Maßnahmen gebracht?
Erst Corona-Ampel, jetzt Lockdown light. Seit fünf Wochen gelten im Landkreis Donau-Ries Kontaktbeschränkungen und Maskenpflichten. Doch wo stehen wir jetzt?
Seit fünf Wochen gelten im Landkreis Kontaktbeschränkungen und strenge Maskenpflichten. Wo stehen wir jetzt?
Landkreis Drei Wochen und drei Tage lebt Deutschland und damit auch der Landkreis Donau-Ries im Lockdown light. Jeder spürt im Alltag, wie sehr die Pandemie die Selbstverständlichkeiten des Zusammenlebens aushebelt. Freunde treffen, Geburtstag feiern, Sport treiben oder mal ins Kabarett gehen – auf das alles wird zwangsläufig verzichtet. Doch die verordnete Zwangspause im November hat nicht die erhofften Effekte. Heute wird in Berlin über eine Verlängerung und Verschärfung der Kontaktbeschränkungen entschieden. Denn die Zahlen an Neuinfektionen sind weiter hoch.
Auch im Landkreis ist das klar und deutlich an den Zahlen der Pandemie abzulesen. Seit dem 2. November schwankt die Zahl der Neuinfektionen extrem (siehe nebenstehende Grafik). Am 12. November meldete das Gesundheitsamt Donau-Ries mit 54 positiven Tests den bisherigen Höchstwert. Dabei darf man nicht vergessen, dass der Landkreis bereits am 21. Oktober den kritischen Warnwert von 35 überschritten hatte und auf der mittlerweile überholten bayerischen Corona-Ampel auf Stufe Gelb gesetzt wurde. Seit damals gilt, sich mit maximal zehn Personen aus zwei Haushalten treffen zu dürfen. Maskenpflicht auf öffentlichen Plätzen wurde eingeführt.
Doch trotz all dieser Maßnahmen: Es geht auf und ab – ein Trend ist nicht abzulesen. Schon gar nicht der erwünschte Trend nach unten. Gleiches gilt für den Durchschnittswert von Neuinfektionen auf die letzten sieben Tage pro 100 000 Einwohner. Am 2. November lag der Inzidenzwert bei 190. Am 24. November liegt er mit 17 gemeldeten Neuinfektionen am Montag bei 164. Was auf den ersten Blick wie eine leichte Verbesserung aussieht, vermittelt ein trügerisches Bild.
„Die Inzidenzzahlen bezogen auf 100 000 sind stark schwankend und daher muss immer die Tendenz über mindestens eine Woche be
werden“, erklärt Amtsärztin Dr. Raffaella Hesse, Leiterin des Gesundheitsamtes Donau-Ries. „Hier waren innerhalb einer Woche noch deutliche Schwankungen zu bemerken. In den letzten drei Tagen wurden zwar sinkende Werte beobachtet, allerdings gab es davor auch wieder einen Ausreißer-Wert, weshalb das Gesundheitsamt die Zahlen vorerst noch nicht als absteigende Tendenz werten würde“, fasst sie zusammen.
Allerdings sagt auch Dr. Hesse, dass die Zahl an neuen Fällen in den vergangenen Tagen abgenommen hat. Den Personen nachzutelefonieren, die ein Infizierter getroffen hat, würde jetzt wieder besser gelingen als noch vor wenigen Wochen. „Die Kontaktpersonenverfolgung ist weitestgehend möglich“, bestätigt Hesse. Allerdings habe sich im Vorfeld bereits eine Menge aufgestaut, die noch abgearbeitet werden muss.
Leichte Entspannung kann auch Dr. Claudia Völkl vermelden. Die Hausärztin aus Nördlingen und
Sprecherin der Hausärzte im Landkreis Donau-Ries führt in ihrer Praxis pro Tag etwa 20 Corona-Tests durch und schickt diese für die Analyse in ein Augsburger Labor. „Es war das erste Wochenende seit Beginn der zweiten Welle, an dem mein Handy nicht geklingelt hat“, sagt Völkl. Kein Anruf heißt in diesem Fall: keine positiven Ergebnisse der durchgeführten Tests. „Ob das Bestand hat, ist fraglich“, so die 60-Jährige, die von extremen Monaten berichtet. „Noch nie gab es so viel Bedarf an hausärztlicher Beratung wie in diesen Zeiten der Pandemie“.
Auch für die Krankenhäuser im Landkreis ist die zweite Welle eine Belastung. Auf der Karte des Intenobachtet sivregisters leuchtet der Landkreis Donau-Ries dunkelblau. Je höher der Anteil der Covid-19-Patienten in den verfügbaren Intensivbetten, desto dunkler färbt sich eine Region. Von den 26 gemeldeten Betten sind mit Stand 24. November sechs belegt. Drei Patienten müssen beatmet werden. An sich befinden sich nach Auskunft von Jürgen Busse, Vorstandsvorsitzender des gKU im Landkreis, 36 Erkrankte im Krankenhaus auf der Isolierstation (Stand 24. November). „Das ist ein neuer Höchststand“, sagt Busse gegenüber dieser Zeitung.
Mittlerweile arbeiten die Krankenhäuser aus ganz Nordschwaben zusammen und übernehmen gegenseitig Patienten. Erst gestern wurden zwei Intensivpatienten aus Augsburg übernommen.
„Wir können es aktuell noch gut handhaben, müssen keine anderweitigen Operationen schieben“, so der gKU-Chef. Dennoch könne von Entspannung der Corona-Lage keine Rede sein.
„Die Inzidenzzahlen bezogen auf 100.000 sind stark schwankend.“Amtsärztin Dr. Raffaella Hesse