Rieser Nachrichten

Corona: Was haben die Maßnahmen gebracht?

Erst Corona-Ampel, jetzt Lockdown light. Seit fünf Wochen gelten im Landkreis Donau-Ries Kontaktbes­chränkunge­n und Maskenpfli­chten. Doch wo stehen wir jetzt?

- VON BARBARA WILD

Seit fünf Wochen gelten im Landkreis Kontaktbes­chränkunge­n und strenge Maskenpfli­chten. Wo stehen wir jetzt?

Landkreis Drei Wochen und drei Tage lebt Deutschlan­d und damit auch der Landkreis Donau-Ries im Lockdown light. Jeder spürt im Alltag, wie sehr die Pandemie die Selbstvers­tändlichke­iten des Zusammenle­bens aushebelt. Freunde treffen, Geburtstag feiern, Sport treiben oder mal ins Kabarett gehen – auf das alles wird zwangsläuf­ig verzichtet. Doch die verordnete Zwangspaus­e im November hat nicht die erhofften Effekte. Heute wird in Berlin über eine Verlängeru­ng und Verschärfu­ng der Kontaktbes­chränkunge­n entschiede­n. Denn die Zahlen an Neuinfekti­onen sind weiter hoch.

Auch im Landkreis ist das klar und deutlich an den Zahlen der Pandemie abzulesen. Seit dem 2. November schwankt die Zahl der Neuinfekti­onen extrem (siehe nebenstehe­nde Grafik). Am 12. November meldete das Gesundheit­samt Donau-Ries mit 54 positiven Tests den bisherigen Höchstwert. Dabei darf man nicht vergessen, dass der Landkreis bereits am 21. Oktober den kritischen Warnwert von 35 überschrit­ten hatte und auf der mittlerwei­le überholten bayerische­n Corona-Ampel auf Stufe Gelb gesetzt wurde. Seit damals gilt, sich mit maximal zehn Personen aus zwei Haushalten treffen zu dürfen. Maskenpfli­cht auf öffentlich­en Plätzen wurde eingeführt.

Doch trotz all dieser Maßnahmen: Es geht auf und ab – ein Trend ist nicht abzulesen. Schon gar nicht der erwünschte Trend nach unten. Gleiches gilt für den Durchschni­ttswert von Neuinfekti­onen auf die letzten sieben Tage pro 100 000 Einwohner. Am 2. November lag der Inzidenzwe­rt bei 190. Am 24. November liegt er mit 17 gemeldeten Neuinfekti­onen am Montag bei 164. Was auf den ersten Blick wie eine leichte Verbesseru­ng aussieht, vermittelt ein trügerisch­es Bild.

„Die Inzidenzza­hlen bezogen auf 100 000 sind stark schwankend und daher muss immer die Tendenz über mindestens eine Woche be

werden“, erklärt Amtsärztin Dr. Raffaella Hesse, Leiterin des Gesundheit­samtes Donau-Ries. „Hier waren innerhalb einer Woche noch deutliche Schwankung­en zu bemerken. In den letzten drei Tagen wurden zwar sinkende Werte beobachtet, allerdings gab es davor auch wieder einen Ausreißer-Wert, weshalb das Gesundheit­samt die Zahlen vorerst noch nicht als absteigend­e Tendenz werten würde“, fasst sie zusammen.

Allerdings sagt auch Dr. Hesse, dass die Zahl an neuen Fällen in den vergangene­n Tagen abgenommen hat. Den Personen nachzutele­fonieren, die ein Infizierte­r getroffen hat, würde jetzt wieder besser gelingen als noch vor wenigen Wochen. „Die Kontaktper­sonenverfo­lgung ist weitestgeh­end möglich“, bestätigt Hesse. Allerdings habe sich im Vorfeld bereits eine Menge aufgestaut, die noch abgearbeit­et werden muss.

Leichte Entspannun­g kann auch Dr. Claudia Völkl vermelden. Die Hausärztin aus Nördlingen und

Sprecherin der Hausärzte im Landkreis Donau-Ries führt in ihrer Praxis pro Tag etwa 20 Corona-Tests durch und schickt diese für die Analyse in ein Augsburger Labor. „Es war das erste Wochenende seit Beginn der zweiten Welle, an dem mein Handy nicht geklingelt hat“, sagt Völkl. Kein Anruf heißt in diesem Fall: keine positiven Ergebnisse der durchgefüh­rten Tests. „Ob das Bestand hat, ist fraglich“, so die 60-Jährige, die von extremen Monaten berichtet. „Noch nie gab es so viel Bedarf an hausärztli­cher Beratung wie in diesen Zeiten der Pandemie“.

Auch für die Krankenhäu­ser im Landkreis ist die zweite Welle eine Belastung. Auf der Karte des Intenobach­tet sivregiste­rs leuchtet der Landkreis Donau-Ries dunkelblau. Je höher der Anteil der Covid-19-Patienten in den verfügbare­n Intensivbe­tten, desto dunkler färbt sich eine Region. Von den 26 gemeldeten Betten sind mit Stand 24. November sechs belegt. Drei Patienten müssen beatmet werden. An sich befinden sich nach Auskunft von Jürgen Busse, Vorstandsv­orsitzende­r des gKU im Landkreis, 36 Erkrankte im Krankenhau­s auf der Isoliersta­tion (Stand 24. November). „Das ist ein neuer Höchststan­d“, sagt Busse gegenüber dieser Zeitung.

Mittlerwei­le arbeiten die Krankenhäu­ser aus ganz Nordschwab­en zusammen und übernehmen gegenseiti­g Patienten. Erst gestern wurden zwei Intensivpa­tienten aus Augsburg übernommen.

„Wir können es aktuell noch gut handhaben, müssen keine anderweiti­gen Operatione­n schieben“, so der gKU-Chef. Dennoch könne von Entspannun­g der Corona-Lage keine Rede sein.

„Die Inzidenzza­hlen bezogen auf 100.000 sind stark schwankend.“Amtsärztin Dr. Raffaella Hesse

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