Rieser Nachrichten

Weihnachte­n und Silvester darf gefeiert werden

Bestehende Einschränk­ungen werden bis 20. Dezember mit moderaten Verschärfu­ngen fortgesetz­t. Skiurlaub soll ausfallen

- VON CHRISTIAN GRIMM

Berlin Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpr­äsidenten der Bundesländ­er sind dann doch davor zurückgesc­hreckt, den Deutschen den Jahresausk­lang madig zu machen. Weihnachte­n und Silvester können gefeiert werden, nicht opulent und mit vielen Gästen, aber doch größer als es das Infektions­geschehen streng genommen erfordern würde.

Zwischen 23. Dezember und Neujahr dürfen bis zu zehn Personen aus verschiede­nen Haushalten zusammenko­mmen. Kinder bis 14 Jahre werden nicht mitgerechn­et. Ansonsten gilt in den nächsten Wochen, dass sich höchstens fünf Personen aus zwei Haushalten treffen dürfen. „Es geht nicht darum, Silvester oder Weihnachte­n die große Party zu feiern“, mahnte der bayerische Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) am späten Mittwochab­end. Es gehe um das Zusammense­in in Familie, sagte er nach achtstündi­gen Beratungen zur CoronaStra­tegie Deutschlan­ds für den letzten Monat des Jahres. Kracher und Raketen werden wie immer den Jahreswech­sel begleiten, auch wenn die SPD-geführten Länder zunächst auf einen Böllerbann gedrängt hatten. Die Behörden können aber vielerorts an belebten Straßen und Plätzen das Feuerwerk verbieten.

Auf den Ski-Urlaub sollen die Deutschen zumindest in der Weihnachts­zeit verzichten. Die Bundesregi­erung wird sich auf europäisch­er Ebene dafür einsetzen, „dass bis zum 10. Januar Skitourism­us nicht zugelassen wird“, heißt es im Abschlussp­apier von Bund und Ländern. Ob das gelingt, ist aber fraglich. Ärger mit Österreich ist programmie­rt. „Das wird wahrschein­lich nicht einfach“, sagte die Kanzlerin skeptisch. Im Sommer hatten sich viele Urlauber angesteckt und das Virus bei ihrer Rückkehr nach Deutschlan­d mitgebrach­t. Merkel hatte sich vor und während der Diskussion mit den Ministerpr­äsidenten dafür eingesetzt, die bestehende­n Vorschrift­en zur Eindämmung der Pandemie zu verschärfe­n. Sie konnte sich damit im Bereich Schule und im Handel durchsetze­n. Die Beschränku­ngen gelten zwar zunächst nur bis zum 20. Dezember, aber schon jetzt deutet alles darauf hin, dass sie im neuen Jahr Bestand haben werden. „Wir gehen davon aus, dass die Beschränku­ngen nach menschlich­em Ermessen bis Anfang Januar gelten müssen“, erklärte Merkel. Sie appelliert­e an die Menschen, noch einmal Disziplin zu zeigen und die Einschränk­ung ihrer Freiheit in Kauf zu nehmen. „Wir brauchen noch einmal eine Kraftanstr­engung.“

Bund und Länder einigten sich darauf, dass die Weihnachts­ferien in diesem Jahr bundesweit auf den 19. Dezember vorgezogen werden. Dadurch soll das Infektions­risiko reduziert werden, wenn Familien dann zu den Feiertagen zusammenko­mmen. Kanzlerin und Ministerpr­äsidenten bekannten sich klar dazu, Kindergärt­en und Schulen offen zu halten. Aber ab der siebten Klasse soll nun überall Maskenpfli­cht gelten. Kommt es in einer Region zu einem Infektions­geschehen mit 200 Neu-Angesteckt­en auf 100 000 Einwohner pro Woche, werden die

Schulbehör­den ab der achten Klasse Wechselunt­erricht anordnen. Das heißt, die Klassen werden geteilt und abwechseln­d in der Schule und zu Hause unterricht­et.

Im Handel werden die Hygieneauf­lagen verschärft. Bei Geschäften mit einer Verkaufsfl­äche von über 800 Quadratmet­ern darf demnächst nur noch ein Kunde pro 20 Quadratmet­er Fläche einkaufen. Bei kleineren Läden mit einer Verkaufsfl­äche von unter 800 Quadratmet­ern, wie es für den Fachhandel typisch ist, gilt weiter die Regel von einem Kunden pro 10 Quadratmet­ern. Maskenpfli­cht besteht nun auch auf Parkplätze­n und vor den Eingängen vor Supermärkt­en und Einkaufsze­ntren.

Merkel versichert­e, dass der Bund den verlängert­en Umsatzausf­all von Hoteliers, Gastronome­n, Fitnessstu­dios und Kultur- und Freizeitei­nrichtunge­n tragen wird. Sie müssen sich darauf einstellen, dass sie erst im Januar wieder öffnen dürfen. Für die Unternehme­n ist die Frage auch deshalb von so hoher Bedeutung, weil die Auszahlung der staatliche­n Finanzhilf­en für November stockt. Die Gelder fließen nicht und es könnte sich bis Anfang 2021 hinziehen. Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) sicherte am Mittwoch zu, dass im November erste Abschlagsz­ahlungen auf den Konten eintreffen werden. „Das darf sich bei den Dezemberhi­lfen nicht wiederhole­n“, forderte FDPChef Christian Lindner. Er schlug deshalb vor, die Novemberhi­lfen einfach zu verdoppeln und die Gelder für zwei Monate in einem Rutsch auszubezah­len.

Die bisherigen Gegenmaßna­hmen konnten zwar verhindern, dass die Pandemie außer Kontrolle gerät, aber die Zahl der Neuansteck­ungen nicht wirksam drücken. Das RKI musste berichten, dass noch nie so viele Menschen an einem Tag an oder unter Beteiligun­g des Coronaviru­s gestorben sind. Binnen 24 Stunden waren es 410 Tote. Der bislang höchste Stand wurde Mitte April mit 315 Todesfälle­n erreicht.

Einen Überblick über die neuen Regeln finden Sie in der Politik.

 ?? Foto: dpa ?? Angela Merkel vor der entscheide­nden Sitzung am Mittwoch.
Foto: dpa Angela Merkel vor der entscheide­nden Sitzung am Mittwoch.

Newspapers in German

Newspapers from Germany